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TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

TTB 119: Computer der Unsterblichkeit

Titel: TTB 119: Computer der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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unausweichlichen Sieg der Vernunft nichts weiter als eine andere Ausdrucksform jenes Aberglaubens, den wir bei den Unwissenden beklagen. Es ist offenbar eine Berufskrankheit der Wissenschaftler, daß sie über die Möglichkeit eines Regiments der Vernunft zu optimistisch denken. Es gibt so wenige ermutigende Anzeichen …«
    Das ungeduldige Quietschen der Matratze im Nebenabteil unterbrach seine Rede und hinderte Hoskins an einer Antwort. Beide Männer wurden still und starrten auf den kalten Linoleumboden. Ihre Gedanken gingen gleichzeitig und auf parallelen Bahnen zurück zu den Ereignissen der letzten zwei Jahre.
    Am Anfang hatte ein Forschungsauftrag aus Washington gestanden. Es ging dabei um die Konstruktion eines selbsttätigen Mechanismus nach dem Prinzip einer Fernlenkrakete, der Flugzeugabstürze verhindern und ohne Hilfe des Piloten oder einer Bodenstation für sichere Landungen sorgen sollte. Ein Servomechanismus, der im voraus den Ausgang jedes Wahrscheinlichkeitsmusters prüfen und – wenn nötig – ändern konnte.
    Man hatte sich dabei offenbar von reinem Wunschdenken leiten lassen, ohne überhaupt zu begreifen, was man da verlangte. Immerhin hatte den verantwortlichen Stellen gedämmert, daß dies ein psychologisches Problem sein könnte, und so war Billings zum Projektleiter gemacht worden. Im Fall des Mißlingens drohten ihm wie üblich ein öffentliches Verhör durch den zuständigen Senatsausschuß und der Verlust seines Lehrstuhls.
    Aber dann war etwas Seltsames geschehen. Es war, als hätte sich der in vierzig Jahren der Meinungskontrolle angestaute Druck menschlicher Originalität explosionsartig Luft gemacht.
    Bossy, wie die Maschine nach ihrer schwachen Ähnlichkeit mit dem Kopf einer Milchkuh getauft worden war, wurde mehr als ein gewöhnlicher Servomechanismus.
    Das Fieber originellen Denkens breitete sich über die Grenzen der Universität Hoxworth aus. Der lange unterdrückte Hunger zu denken war wie eine Epidemie. Jede akademische Institution und sogar einige Industrielaboratorien trugen, vom Feuer des Enthusiasmus beseelt, mit zur Arbeit bei. Die Wissenschaftler schienen entschlossen, Bossy für Bereiche des Denkens auszurüsten, in die vorzudringen ihnen selbst verboten war.
    »Sie ist und bleibt eine Maschine«, pflegten sie sich zu verteidigen. »Sie kann moralisch nicht dafür verantwortlich gemacht werden, daß sie zu den einzig möglichen logischen Antworten gelangt, selbst wenn solche Antworten im Widerspruch zu politischen Vorurteilen stehen. Logik ist weder subversiv noch verdächtig. Sie ist eine einfache Feststellung von Tatsachen. Man kann die Maschine zerstören, aber öffentliche Verurteilungen und Anprangerungen vermögen an der Wahrheit ihrer Ergebnisse nichts zu ändern. Sie ist eben nur eine Maschine.«
    Bewußt und unterbewußt war Bossy die Antwort der Wissenschaft auf die geistige Unterdrückung der Meinungskontrolle.
    Nachrichten über das, was Bossy zu werden versprach, drangen an die Öffentlichkeit. In den Gerüchten und Fehlinterpretationen lag genug Wahrheit, um die Allgemeinheit mit tiefer Unruhe zu erfüllen. Bossy konnte jede Arbeit ausführen und sie besser tun als ein Mensch. Bossy konnte sogar Manager, Direktoren und Aufsichtsräte ersetzen. Bossys Entscheidungen würden klar und genau sein, ungetrübt von persönlichen Sympathien und Antipathien.
    Bossy konnte Recht und Unrecht unterscheiden!
    Vielleicht war es die Fehlinterpretation dieser letzten Fähigkeit, die die Menschheit vom schmalen Sims der Vernunft stieß und sie in die Tiefen blinder, abergläubischer Angst stürzte. Ganz gewiß bedeutete sie eine Bedrohung für die Ideologen der herrschenden Klassen, die ihr Monopol der Moralinterpretation in Gefahr sahen.
    Die Meinungskontrolle hatte den Fehdehandschuh der Wissenschaft aufgehoben.
    In den letzten Minuten, bevor der aufgeputschte Mob die Tore der Universität aufgebrochen hatte, waren Billings, Hoskins und Joe Carter, die bis zuletzt ausgeharrt hatten, geflohen. Erst danach hatte Billings erfahren, daß Joe und Hoskins diesen Gegenschlag schon lange erwartet und Bossy in Sicherheit gebracht hatten.
    Sie hatten ihre Flucht in Panik begonnen und waren seither nicht zur Ruhe gekommen. Bei allen Gefahren ihrer Flucht hatten sie sich immer wieder an der vagen Hoffnung auf ein stilles Versteck aufgerichtet, wo sie sich ungestört der weiteren Arbeit an Bossy widmen könnten. Es war typisch für ihr professorales Denken, daß sie keinerlei feste

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