Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
Vom Netzwerk:
non, bitte, lass mich aus«, fordert die Hure aufgeregt.
    »Und was, wenn wir dich bezahlen?«
    Das Auto erreicht die Via Bruno Buozzi. Stella löst den Kopf aus Marcos Griff und erhebt sich, schaut die Hure an und sagt knurrend:
    »Ja, los, komm mit, oder besser: Geh mit ihm.«
    Die Hure hält sich am Rückenpolster fest.
    »Wie viel willst du?«, fragt er.
    »Hundert.«
    Stella packt Marco am Handgelenk, drückt fest zu.
    Willst du echt so einen Scheiß machen?
    Marco starrt Stella an. Dann schnauft er laut.
    »Hundert Euro kannst du vergessen«, sagt er und beobachtet die Hure im Rückspiegel, »im Gegenteil, du sollst uns bezahlen, für das Erlebnis, das wir dir bieten: Du weißt nicht, was es bedeutet, mit uns Sex zu haben, du weißt nicht, was du versäumst.«
    Die Hure streichelt Stellas Schulter.
    »Es tüt mir leid, tüt mir leid für disch«, sagt die Hure, »du arme Ding, tüt mir leid.«
    Sie spürt die Berührung dieser Hand auf ihrer Schulter. Für einen Moment ist sie drauf und dran, es sich anders zu überlegen. Von einer Hure zu hören: du armes Ding, tut mir leid, das muss sie erst mal verdauen.
    Marco hält das Auto an.
    »Steig aus!«, sagt er.
    »Noch eine Stück weiter«, sagt die Hure.
    »Nein«, sagt er, »jetzt sofort aussteigen!«
    »Ja, ja, setz mich hier ab.«
    Sie steigt aus. Schlägt die Tür zu. Läuft auf die Überführung zu. Er fährt wieder los.
    Stella atmet erleichtert auf. Der Magen knurrt. Sie zündet sich eine Zigarette an.
    »Du solltest aufpassen, so bekommt man Krankheiten.«
    »Nein, nicht unter Frauen, ich hab’ mich informiert.«
    Ah ja, wir Frauen sind also dagegen immun?
    »Sie war nicht schön.«
    »Ja, stimmt, aber die Situation war spannend, und außerdem haben wir ihr eine einmalige Gelegenheit angeboten, wann wird ihr so was wieder passieren?«
    »Leider wollte sie nicht davon profitieren«, antwortet Stella zerknirscht.
    Das Auto gerät ins Schleudern, und Marco fährt rechts an den Straßenrand.
    »Ich bin so drauf, Stella, ich schaffe es nicht mehr zu fahren, wo gehen wir hin?
    »Wir gehen ans Meer, in Sannormanno.«
    Er reibt sich die Augen, ist verschwitzt, blass.
    »Nein, Stella, beim besten Willen, aber ich schaffe es nicht, bis dahin zu fahren.«
    »Lass uns noch ein Triptychon machen, los, ich fahre.«
    Fahr seinen Wagen zu Schrott.
    Marco macht Stielaugen und schüttelt angespannt den Kopf.
    »Hör mal, wir gehen, wohin du willst, aber ich fahre.«
    »Aber leg drei dicke Lines, ja?«
    Und scheiß aufs Risiko.
    Er ist verärgert. Er legt drei Lines, länger als die zuvor. Schein. Nase. Ziehen. Beide werfen den Kopf nach hinten.
    Sie hat schon wieder das üble Gefühl im Darm. Kolitis. Durchfall.
    Scheiße.
    Stella sieht, dass Marco sehr dicht ist. Sie weiß, was er will. Er will bestimmt noch etwas Verrücktes mit ihr tun, etwas, das er seine Freundin nie fragen würde.
    »Der Grund ist, dass ich Extremsituationen mag«, sagt Marco »wir müssen das Unmögliche herausfordern, wir müssen zusammen die ganze Welt ficken.«
    Los geht’s, da sind die ersten Anzeichen geistiger Gestörtheit, du hast ihm zu viele Drogen verabreicht. Gott, mein Bauch.
    »Alles in allem sind es extreme Sachen, wir mögen so extreme Sachen«, sagt er weiter.
    Extremer als das ist nur eins.
    »Glaubst du, es gibt eine Grenze für die menschliche Perversion?«, fragt sie und presst ihre Hand unterhalb des Nabels auf den Bauch.
    »Ich glaube, es gibt keine Grenze, man kann immer darüber hinaus.«
    Stella drückt sich mit beiden Händen auf den Bauch und kauert sich zusammen.
    »Du hast mich immer erschreckt, weil es mit dir keine Grenzen gibt. Ich kann nicht mehr so leben. Verstehst du das? Dass es mir schlecht geht? Ich weiß nicht, ob ich das, was ich tue, wirklich will, oder ob es mir nur passiert. So kommt man irgendwann auf den Tod.«
    »Du musst dich nur daran gewöhnen.«
    Einen Scheiß werde ich tun! Gewöhn du dich daran, dich vergewaltigen zu lassen.
    Stella versucht, wieder zu sich zu kommen. Krämpfe. Die kommen und gehen.
    »Na dann, weißt du, was ich dazu sage? Fahr mit Vollgas bis Sannormanno durch.«
    Marco starrt Stella an, die Augen weit aufgerissen.
    »Was bitte?«
    »Was gibt es Extremeres als den Tod? Wir müssen dem Tod entgegentreten. Für mich ist der Tod der stärkste Orgasmus. Du sagst immer, du würdest keine andere wie mich finden, all diese schönen Sachen, stell dir mal vor, wie schön es wäre, wenn wir zusammen sterben, jetzt!«
    »Ja, aber ich will

Weitere Kostenlose Bücher