Tu dir weh
Arme um den Hals, streicht ihm langsam durchs Haar.
»Danke«, sagt er »jetzt sollten wir uns aber was Stärkeres besorgen, findest du nicht?«
Sie bebt am ganzen Körper, kann den Sinn von Marcos Worten nicht erfassen.
»Unbedingt«, sagt sie, tut so, als ob sie sich auskenne.
Er verlässt das Zimmer, und sie folgt ihm. Er geht zu Carla und flüstert ihr etwas ins Ohr. Carla steht auf, verabschiedet sich von den anderen, und sie gehen hinaus.
Sie bleiben vor einem Bankautomaten stehen. Marco führt die Karte ein, mit er eben noch das Koks zerdrückt hat. Er hebt Geld ab – sehr viel Geld. Stella entschuldigt sich bei Carla, dass sie ihr nicht mal eine Line übrig gelassen haben. Carla wiegelt ab, Koks möge sie sowieso nicht besonders, sagt sie. Dann gehen sie zum Auto.
»Und was machst du sonst, im Leben, meine ich?«, fragt Stella ihn.
»Ich arbeite im Handel«, antwortet Marco.
»In welchem Bereich?«
»Import-Export.«
»Und womit handelst du?«
»Ein bisschen mit allem. Und du?«
Ich wette, dass er mit Rauschgift handelt!
»Ich studiere Philosophie.«
»Ich mag Filme, ich hab’ selber Kurzfilme gedreht. Außerdem spiele ich in einer Band: Ich hab’ mit einer bekannten Band gespielt, den Velena, kennst du sie?«
»Vom Namen her.«
»Wir haben in Bologna zusammengewohnt. Die Sängerin und ich, wir sind wie Kletten. Und mit der Gitarristin war ich zusammen, nachdem sie sich von der Sängerin getrennt hat.« Marco schautStella an, beobachtet, wie sie reagieren wird. »Ich stehe auf Lesben«, sagt er. Carla lächelt.
Dann hast du es auch mit Carla und dem Model getrieben.
»Aber wenn sie lesbisch sind, wie konntest du dann mit ihnen zusammen sein?«
»Ich bin selber lesbisch«, sagt er grinsend.
Sie sind beim Auto, steigen ein, Marco und Carla vorn, Stella geht auf den Rücksitz. Er lässt den Motor an. Sie fahren durch die Dorfstraßen. Der Dom. Die Bars. Der kleine Platz.
Sie reden über Drogen. Marco sagt, dass er in Bologna damit angefangen habe. Carla erzählt von ihren Erfahrungen mit Koks, jetzt bevorzuge sie chemische Drogen. Stella weiß nicht, was sie sagen soll.
Ich habe letzte Woche angefangen.
»Ich nehme Drogen, seit ich zwölf bin«, sagt sie, »ich habe alles probiert.«
»Wirklich?«, sagt Marco, und man sieht, dass er weiß, wie sehr das gelogen ist.
Sie halten an. Er steigt aus, sagt, dass er nicht lange brauche. Leistet euch gute Gesellschaft, sagt er und zwinkert.
»Wie hast du Marco kennengelernt?«, fragt Stella.
»Ich und Marco waren zusammen.«
Stella zuckt zusammen.
»Wir sind ein paar Tage, bevor wir dich kennengelernt haben, zusammengekommen«, sagt Carla, »wir waren Freunde, ich hatte mich kurz vorher von meiner Freundin getrennt, wir haben über unsere Vorstellung von der idealen Beziehung gesprochen, eine freie Beziehung, ohne Eifersucht, wo man von den Erlebnissen, die man macht, auch erzählt. Dann haben wir entschieden, diese Beziehung auszuprobieren.«
Scheiße.
»Dann hasst du mich?«, fragt Stella.
»Nein, versteh mich nicht falsch. Es freut mich, dass ihr euch gefallt, mach dir keine falschen Vorstellungen. Echt, es freut mich, ich und Marco könnten nie miteinander schlafen, ich mag Frauen. Wir haben eine ganz platonische Beziehung.«
Da steckt doch mehr dahinter.
Stella gesteht Carla, dass sie letzte Woche mit Marco den ersten Orgasmus ihres Lebens hatte.
»Marco ist ein Weib«, erwidert Carla, »in manchen Sachen ist er echt ein Weib: Er mag es, wenn du es genießt, er ist überhaupt nicht selbstsüchtig. Weißt du, er hat auch über dich geredet, er hat mir gesagt, dass es ihm sehr gefallen hat, es mit dir zu machen.« Sie hält inne. »Aber ...«
Was?
»Du darfst dich nicht an ihn binden. Sei vorsichtig.«
Wieso?
»Ich hänge nicht an ihm«, sagt Stella.
Carla fragt, ob sie je mit einer Frau zusammen gewesen sei.
Schön wär’s.
Stella nickt, ohne ihr in die Augen zu sehen. Carla hält sich am Sitz fest, fasst Stella am Nacken und steckt ihr die Zunge in den Mund. Sie spürt einen süßen Geschmack. Angenehm. Ihr gefällt dieser Kuss. Sie wünscht, er würde nie enden.
Marco steigt ins Auto.
»Sorry für die Unterbrechung«, sagt er.
Sehr gut, da kannst du mal sehen, wie lesbisch ich bin.
Stella schmust weiter mit Carla, die sich schließlich von ihr löst und Marco etwas ins Ohr flüstert. Er lacht.
Stella zieht sich an den Lehnen der Vordersitze nach vorn und fragt mit überlegenem Ton:
»Darf ich auch wissen, worum es
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