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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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die Augen auf.
    »So, ihr habt also nichts«, sagt der dicke Bulle. »Jetzt dürft ihr schön mitkommen.«
    Scheißbullen.
    Die Kaserne ist weiß. Riesig. Die Polizisten nehmen die drei in die Mitte. Sie führen sie die Treppe hinauf.
    Ein Konzentrationslager. Großartig.
    Stella sieht noch immer alles in Zeitlupe, hat schon vor Augen, wie sie hinter Gittern sitzt. Carla schweigt. Marco macht einen Anruf. Stella hört nur:
    »Es ist passiert. Sprichst du mit denen? In Ordnung. Danke.«
    Marco kennt jemanden, der uns hier rausholt.
    Ein weißer Flur. Lang. Kalt. Geruch von Desinfektionsmitteln. Tabak. Den Flur entlang sechs braune Türen. Aus Stahl. Der dicke Bulle verschwindet durch eine dieser Türen und lässt den dünnen Bullen mit ihnen zurück.
    Stille.
    Der Dicke kommt wieder aus der braunen Tür, zusammen mit zwei Polizistinnen. Sie verteilen sich auf die drei. Stella folgt einer Polizistin um die fünfzig. Von den Wänden hallt das Geräusch der Absätze.
    Sie sieht unscharf. Muss schlucken. Ihr ist kalt.
    Sie betreten ein Zimmer. Die Polizistin schließt die Tür hinter ihrem Rücken. Sie hat das Gesicht eines Schäferhundes und einen Schnurrbart. Sie setzt sich hinter den Tisch.
    »Setz dich hin.«
    Einen Augenblick, ich hol nur kurz mein Ersatzgehirn, dann komme ich.
    Der Raum ist klein. Schilder an den Wänden, hohe Fenster. Stellasieht unscharf. Beißt sich auf die Zunge, um den Kiefer endlich zum Stehen zu kriegen. Sie spürt noch immer den bitteren Nachgeschmack.
    »Seit wann nimmst du Drogen?«
    »Es ist mein erstes Mal.«
    Die Polizistin lacht.
    »Hör mal zu, Schönheit, je früher du mir die Wahrheit sagst, desto früher machen wir Schluss. Und wir wollen auch nach Hause.«
    »Was wird jetzt passieren? Komme ich ins Gefängnis?«
    »Pass auf, zuerst kriegst du eine Ordnungswidrigkeit.«
    Scheiße. Was zum Teufel ist das?
    »Ihr werdet doch nicht meinen Eltern Bescheid sagen. Ich bin volljährig.«
    »Ich stelle die Fragen hier. Also, seit wann nimmst du Drogen?«
    Was will sie denn hören, die Schreckschraube?
    »Ich habe letztes Wochenende in der Disko zum ersten Mal Ecstasy genommen.«
    Die Polizistin hebt den Blick. Zieht eine Augenbraue hoch.
    »Und nun läufst du schon mitten in der Woche mit fünf Gramm herum? Ziemlich krasse Entwicklung, dafür, dass du erst letztes Wochenende begonnen hast.«
    Stellas Augen rollen noch immer, rechtsherum, linksherum. Ihre Zähne klappern.
    Aber so war es, verdammt noch mal.
    »Auf deinem Ausweis steht, dass du Studentin bist. Was studierst du?«
    »Philosophie.«
    »Und du glaubst, dass dir der Stoff dabei hilft? Was willst du mit deinem Leben anfangen?«
    »Nein. Ich ...«
    »Willst du als Junkie enden?«, hakt sie nach. »Deinen Körper verkaufen, um dir eine Dosis zu besorgen? Ich weiß doch, wie das bei euch endet.«
    Es klopft an der Tür: der dicke und der dünne Bulle. Der Dicke wirft Stella einen merkwürdigen Blick zu, eine Mischung aus Hab-ich’s-doch-gewusst und Mitleid.
    »Lass sie gehen, wir sind fertig mit denen.«
    Die Polizistin gibt ihr einen Schein, auf dem die Ordnungswidrigkeit vermerkt ist, und entlässt sie.
    »Noch ist es früh genug, um aufzuhören«, sagt sie, als Stella hinausgeht.
    Der dünne Bulle bringt Stella zu den anderen. Sie seufzt. Außer Carla und Marco ist da noch ein anderer Typ. Nicht in ihrem Alter, den Falten auf der Stirn und um den Mund herum nach zu urteilen, eher der Vater von einem der beiden. Er ist fett, solariumgebräunt, hat eine Glatze und macht einen ziemlich schmierigen Eindruck.
    Der Glatzkopf bedankt sich bei dem Bullen und begleitet sie alle nach draußen. Die Wirkung des MDMA ist dabei nachzulassen, und Stella versinkt in eine absolute Traurigkeit. Der Glatzkopf legt eine Hand auf ihre Schulter und sagt, sie könne ganz beruhigt sein, es werde nichts passieren.
    Marco und Carla gehen, ohne sich zu verabschieden. Sie blickt ihnen nach, wie sie die Straße hinuntergehen und sich langsam entfernen.
    Was für Arschlöcher! Und ich, was mach’ ich jetzt?
    »Wie kommst du zurück?«, fragt der Glatzkopf.
    Mit einem Flugdrachen.
    Sie zuckt mit den Achseln und macht sich auf den Weg Richtung Bahnhof.
    Du musst den tiefen inneren Grund suchen, weshalb du in diesenSchlamassel geraten bist. Wir alle haben Gründe. Sobald du deine Wahrheit findest, den Grund, warum du dich auf diese Reise in das menschliche Bewusstsein begeben hast, dann, und nur dann, wirst du in der Lage sein, die Bedeutung der Worte zu

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