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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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verstehen. Und Marco wird dir zu Füßen liegen.

DAS BRANDZEICHEN
    Bei jedem Schlag des Drummers blitzt das alte Krankenhaus kurz auf. Der Geruch von Haschisch hängt in den Räumen. Ein zugedröhnter Typ schreit eine Mischung aus Englisch und dem Dialekt von Bari ins Mikrofon. Irokesen, Dreadlocks und Ärsche fliegen durch die Luft, alle schwitzen und tanzen Pogo wie betrunkene Kängurus, alle außer Stella.
    Was haben diese Schwachköpfe dauernd zu feiern?
    Der Freak redet aufgeregt mit einem Kumpel, wirft gelegentlich einen Blick herüber, sucht sie mit den Augen in der Menge.
    Sie lehnt an einer schmutzigen Wand, neben dem Graffito einer riesigen biomechanischen, gelb-schwarzen Krake. Sie schlürft aus einem Plastikbecher einen Cuba Libre, der nach übelstem Billig-Rum schmeckt. Sie schlürft und mischt dabei die Flüssigkeit mit ihrem Speichel. Sie denkt an die Sache mit den Bullen. Sie starrt ins Leere.
    Diese beiden Arschlöcher haben mich dort einfach alleingelassen.
    Der Freak kommt auf sie zu, Stella verlässt den Raum, wo die Band spielt, er folgt ihr.
    Was willst du? Hast du nicht gesagt, ich hätte mich viel zu sehr verändert?
    Sie weicht einem betrunkenen Mädchen und ein paar schweißnassenTypen aus, setzt sich auf die Treppen gegenüber vom Eingangstor, zündet sich eine Zigarette an und schaut der grauen Rauchwolke nach, die den Mond vernebelt.
    »Wie geht’s dir?«
    Sie fährt zusammen. Neben ihr steht Donato.
    Ich bin so von der Rolle, dass ich dich nicht mal hab’ kommen sehen.
    »Gut.«
    »Sicher?«
    Stella zieht den Rauch ein, hält ihn in der Lunge, bläht die Backen wie ein Fisch, schnaubt und stößt schließlich einzelne kleine Rauchwolken aus. Sie zieht sich die Kapuze des Pullovers über den Kopf, zieht die Knie an, umschließt sie mit ihren Armen und legt den Kopf drauf. Falsch herum sieht das alte Krankenhaus aus wie eine große, verunstaltete Blechdose in Rosa. Falsch herum sehen all diese alternativen Typen aus wie Figuren aus einem japanischen Zeichentrickfilm.
    Ich hab’ echt riesige Lust, etwas zu nehmen, das mich total ausflippen lässt.
    »Stella! Eh! Hörst du mich?«
    Sie spürt seine Weinfahne an ihrem Hals, wendet sich dem Freak zu, es riecht nach Gras. Sie beobachtet seine Finger, die um ein langes Blättchen wirbeln.
    »Ich bin heute in Gedanken versunken, mach dir nichts draus!«
    Aber du machst dir total was draus, oder? Du bist überzeugt, dass ich mich in jemanden verknallt habe, nicht wahr? Jemand, der mich dir weggenommen hat, nicht wahr? Und du hast recht, Donato, ich hab’ mich in ein Arschloch verknallt.
    Donato legt eine Hand auf Stellas Schulter, mit der anderen reicht er ihr den Joint, sie zündet ihn an.
    »Ist doch immer wieder schön, hier rumzuhängen, in unserem kleinen autonomen Zentrum ...«
    Stella fühlt den leichten Druck auf der rechten Schulter, zieht an dem Joint, der Grasgeschmack füllt ihren Mund, sie bläst sich eine große Wolke vors Gesicht und blickt hinein. Dann schaut sie sich um: Hardcore-Punk, schreiende Leute, Jungs, die wie wahnsinnig Pogo tanzen, andere, die auf den Sofas abhängen, Hunde, die bellen, während ihre Besitzer, den Kopf auf irgendwelchen Kissen, mit offenem Mund vor sich hinschlummern.
    Ja, wunderschön, wie in einem Palast .
    Ihr Handy fängt an zu vibrieren und zu klingeln. Stella nimmt es in die Hand und wird blass. Donato blickt sie an, als wäre er kurz davor loszuheulen. Sie gibt ihm den Joint zurück.
    »Ist er das?«
    »Eh, tschuldige, einen Augenblick«, sagt sie und erhebt sich von der Stufe.
    Sie geht zum Tor. Donato bleibt sitzen und beobachtet sie mit traurigen Augen, den Joint in der Hand, von dem der Rauch in Kräuseln aufsteigt.
    »Hallo?«
    »Hallo, hier ist Marco.«
    Hallo Arschloch, wie geht’s? Willst du dich bei mir entschuldigen?
    »Marco. Schön dich zu hören.«
    »Wo bist du?«
    »Beim alten Krankenhaus.«
    »Was geht da?«
    Immer die gleiche Scheiße.
    »Ein geiles Konzert, lauter Leute voll im Delirium, Alkohol in Strömen ...«
    »Ich komme dorthin.«
    Stella beißt sich auf die Lippen, gestikuliert mit der rechten Hand, läuft zwischen der Treppe und dem Tor hin und her.
    Der Freak erhebt sich. Sie legt auf. Sie stehen einander gegenüber, er starrt sie an, sie versucht, dem Blick auszuweichen.
    »Stella, schau mich an.«
    Herrgott noch mal! Du, geh mir nicht auf die Eier.
    Sie stöhnt genervt.
    »Wirst du ihn treffen?«
    »Wen ›ihn‹? Wovon redest du?«
    »Der Typ, mit dem

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