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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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ein ernstes Gesicht, wie jemand, der sich gerade absolut nicht amüsiert.
    Ihr habt gelauscht, ihr Dreckskerle.
    Die anderen schweigen, ihre Blicke aber sagen alles.
    Okay, ihr wollt die Wahrheit hören? Dann sollt ihr auch die Wahrheit bekommen.
    »Wie es aussieht, werde ich morgen nach Bologna aufbrechen.«
    Der Freak zieht weiter an seinem Joint und starrt auf die Finsternis hinter dem Fenster.
    Bravo Donato, tu ruhig weiter so, als ob nichts wäre.
    Tina schiebt die Rucksäcke und Decken zur Seite, setzt sich auf, schief zwischen den Rändern der Ablage eingeklemmt. Sie ist stinksauer. »Stella, hältst du das wirklich für richtig, was du gerade tust?«
    Was willst du denn jetzt verdammt noch mal?
    Tina greift sie an. »So geht das nicht, so kannst du mit den Leuten nicht umspringen!«
    Der Checker springt auf, um Stella zu verteidigen. »Also ich verstehe sie, ich meine, ich mach’ das normalerweise auch so mit den Mädels.«
    »Hier geht’s nicht um einen One-Night-Stand, Checker«, fährt Tina fort, »hier geht’s um ein Mädchen, das zwei Jahre mit Donato zusammen war und ihn plötzlich betrügt und fertigmacht, bloß weil sie MDMA entdeckt hat.«
    Da spricht die Heilige.
    Die zwei neuen Typen sitzen stumm da und beobachten das Geschehen.
    »Stella, lass dir eins sagen: Ich hab’ den Eindruck, dass du vollkommen durchdrehst, seit du MDMA nimmst. Du läufst irgendwelchen Halluzinationen hinterher, das ist doch nicht Liebe, was du auf dem Zeug empfindest. Ich nehme auch Drogen, aber ich habe die Kontrolle über mein Leben, du nicht.«
    Wenn du dich so gut unter Kontrolle hast, dann erklär mir doch bitte, wieso du zehn Kilo in einem Monat verloren hast?
    Donato sagt keinen Ton. Stella klettert wieder auf die Gepäckablage und fällt in ein Koma, das die restliche Fahrt über anhält. Die anderen widmen sich wieder den Joints und dem Trinken im Dunkeln.
    Am Morgen ist Pistoia gespenstisch. Die vier wandern wie Zombies durch die Stadt. Sie nehmen einen Bus. Etwas ist zwischen ihnen wie ein Schleier. Sie sitzen alle nebeneinander in der letzten Reihe, auf den Sitzen mit Wollpolster. Niemand redet. Unvermittelt bricht der Checker das Schweigen.
    »Alter, was soll das Geschmolle? Ich bin hierhergekommen, um mich zu amüsieren, nicht um mich zu langweilen.«
    »Hey Ganzo, wir sind auf dem Weg zum Elfendorf, einer autonomen ländlichen Gemeinde«, sagt der Freak gereizt. »Das ist keine Raveparty.«
    Tina und Stella meiden den Blickkontakt und reden nicht miteinander, Stella und Donato gucken sich nicht einmal aus den Augenwinkeln an.
    Ich hätte einfach zu Hause bleiben und Marco treffen können.
    Kornfelder, Hügel, Bäche. All diese rustikalen Landschaften ziehen vor ihren Augen vorbei, ohne dass dem einer der vier besondere Aufmerksamkeit schenken würde. Stella schaut auf die Straße, die am Fenster vorbeirast, sieht sie aber nicht.
    Sie ballt die Fäuste und spürt das Blut in den Fingerknöcheln pulsieren.
    Ich will raus aus diesem Scheißbus, weg von diesem Geruch nach menschenverseuchten Polstern.
    Der Bus hält auf einer verlassenen Freifläche, die in gelbes Licht getaucht ist, am Fuße eines Berges. Die vier steigen aus und folgen einem schmalen Wanderweg, der durch die typische Gebirgsvegetation führt. Es duftet nach Pinien und Tau. Es ist kalt, und der Anstieg ist noch lang.
    Nein, ich lauf bestimmt nicht den ganzen Weg da hoch.
    Stella drückt auf dem Handy herum, um Marco eine Nachricht zu senden, muss aber feststellen, dass sie im absoluten Niemandsland gelandet ist und es kein Netz gibt.
    Scheiße.
    »Hört mal«, ruft sie den anderen hinterher, »ich muss eine Stelle finden, wo ich Empfang habe.«
    »Die ist echt dreist«, nuschelt der Freak.
    Der Checker ist schon weiter vorne, und von Tina sieht man bloß noch die Silhouette. Der Freak hat einen schnellen Gang, Stella hingegen ist außer Atem und kann nicht mehr. Sie krümmt sich vor Schmerzen, giert nach Luft, ihr Herz rast vor Anstrengung, alles nur wegen dieses steilen Anstiegs.
    Können diese gottverdammten Elfen keine Seilbahn bauen?
    Auch die Silhouette von Donato ist kaum noch zu erkennen.
    Nein, alleine schaffe ich es nicht.
    »Donato. Hey! Bitte, warte auf mich.«
    Der Freak geht unbeirrt weiter.
    »Bitte, ich kann nicht mehr. Was ist, wenn ich einen Herzinfarkt bekomme?«
    Er verlangsamt den Schritt.
    »Komm zurück!«, schreit sie. »Ich schaffe es nicht, dich einzuholen.«
    Donato stöhnt, schlägt resignierend die Hände auf die

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