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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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Schaffner macht ein angewidertes Gesicht und geht.
    Stella seufzt vor Erleichterung.
    Es reicht. Wenn diese Reise vorbei ist, werd’ ich eine aufgetakelte Edel-Tussi.
    Bei Foggia gesellen sich zwei unscheinbare Typen zu ihnen ins Abteil. Sie sehen sehr jung aus.
    Wenn wir wegen dieser zwei Idioten ertappt werden, bring ich sie um.
    Einer der beiden versucht, seinen Koffer auf Tinas Ablage zu verstauen. Der Freak, Stella und der Checker beobachten ihn nervös. Tina ist voll durch den Wind, ihre Augen wandern wie verrückt von links nach rechts, hin und her.
    Als der Typ die Decke anheben will, hält der Checker ihn auf.
    »Hey du, entschuldige, aber da oben drauf sind zwei Mädels.«
    »Wo?«, fragt der Typ wie versteinert.
    Der Checker zeigt mit dem Finger auf die beiden Ablageflächen.
    »Schau mal: Da und dort.«
    Stella kommt hinter dem Rucksack hervor, um Hallo zu sagen. Tina ebenfalls.
    »Tut uns leid«, sagen die Neuankömmlinge. Es findet sich schnell eine Übereinkunft. »Kifft ihr?«, fragt der Checker. Und so rauchen sie die ganze Nacht.
    Sie kiffen so viel, dass Stella einschläft, obwohl ihr Rücken höllischbrennt. Sie wird von ihrem Handy geweckt, das in der Jeanshose vibriert. Eine neue Nachricht. Sie nimmt das Telefon in die Hand und sieht Marcos Nummer, die sie gelöscht hat, aber auswendig kennt.
    Verdammt!
    In der Nachricht steht: »Würdest du mit mir durchbrennen? Ich meine es ernst.«
    Er ist verrückt.
    Die anderen da unten kiffen, trinken Lambrusco aus der Flasche, quatschen und lachen übermäßig. Auch die zwei Typen sind jetzt lockerer, biegen sich vor Lachen. Auch Tina, auf der anderen Ablage, ist von der allgemeinen Heiterkeit erfasst. Niemand nimmt von Stella Notiz oder davon, dass sie gerade eine Nachricht bekommen hat und ihr tausend Sachen im Kopf herumschwirren.
    Ob ich mit dir durchbrennen würde? Sogar sofort. Schade, dass du so ein Wichser bist und ich zu schlau, um auf dich reinzufallen.
    »Gib’s zu, das ist ein Witz« , antwortet sie.
    Nach zwei Sekunden vibriert das Handy erneut.
    »Das war kein Witz, ich will mit dir durchbrennen. Hast du Lust, nach Berlin abzuhauen?«
    Stella fühlt einen Kloß im Hals, wie wenn man in Tränen ausbricht, doch bei ihr ist es Lachen, ein leises Lachen, niemand kann es sehen, doch sie spürt es in ihrem Innern wie eine Explosion der Freude.
    Ich? Mit dir? Niemals.
    »Ja« , antwortet sie.
    Stellas Handydisplay erhellt sich erneut, diesmal gefolgt vom Doors-Klingelton People are strange .
    Das Raunen aus Stimmen und Gelächter bricht ab. Stella springtvon der Gepäckablage und erwischt den Freak versehentlich mit dem Fuß. Er rückt zur Seite, um nicht noch einen Tritt abzukriegen, und sieht sie fassungslos an. Alle schauen sie an. Schweigen. Stella verlässt das Abteil und nimmt den Anruf entgegen. Kaum ist sie im Gang, lugt Tina hinter dem Gepäck hervor und sagt: »Ist die jetzt völlig bescheuert?«
    Stella setzt sich auf den Teppichboden im Gang des Zuges und zieht die Knie an die Brust. Ihr Herz ist eine Trommel, ihre Augen leuchten.
    »Marco?«
    »Na, wo bist du?«
    »Auf einem Ausflug. Ich fahre zum Elfendorf in Pistoia.«
    »Ach echt? Ich wollte bei dir vorbeischauen und dich abholen.«
    »Was soll das heißen, du wolltest bei mir vorbeischauen?«
    Es ist drei Uhr nachts, du Schwachkopf.
    »Also, wenn du da im Norden bist«, sagt er weiter, »dann hör mal: Ich muss nach Bologna, um Freunde einer Band zu besuchen, die Velena, ich hab’ dir von denen erzählt. Lass es uns doch so machen: Ich rufe dich an, wir sehen uns, und dann hauen wir gemeinsam ab.«
    Das heißt, er meint es ernst.
    »Was redest du da? Willst du mich verarschen?«
    »Nein, es ist die Wahrheit. Du bist die Einzige, mit der ich durchbrennen würde, das schwöre ich. Du bist die Einzige, mit der ich eine Reise unternehmen würde. Du bist der einzige Mensch, dem ich vertraue. Du bist die einzige Frau, mit der ich mir mehr vorstellen kann, als einfach nur zu ficken.«
    Marco verabschiedet sich und versichert, er werde sich in den nächsten Tagen bei ihr melden. Stellas Augen sind geschwollen von all den Freudentränen. Es lodert in ihr, sie hat einen Knoten im Hals, es kitzelt auf ihrer Haut, an der die Tränen hinunterrinnen, sie hältdie Luft an, kann nicht ausatmen. Dann kehrt sie ins Abteil zurück. Alle starren sie an.
    Und?! Was wollt ihr? Darf man nicht mal mehr ans Telefon gehen?
    Donato schaut aus dem Fenster und raucht einen Joint nach dem anderen. Er macht

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