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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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Magenschmerzen, die eine Kolitis ankündigen. Sie geht ran.
    »Hallo!«, sagt sie mit betont überzeugter Stimme, in der Hoffnung, dass ihre Unsicherheit nicht durchklingt.
    »Hi, hast du Lust, bei Freunden von mir vorbeizuschauen?«
    Warum fragst du nicht Tina?
    »Was für Freunde?«
    »Zwei normale Freunde aus Castel di Travia, einfach so, ich hatte Lust, eine Runde zu drehen, kommst du mit?«
    Also hat das Theater von gestern funktioniert.
    »In Ordnung, wann denn?«
    »Jetzt.«
    Seit der Sache auf dem Boot haben wir uns nicht mehr allein getroffen, endlich mal eine normale Sache.
    Stella schließt sich in den Garderobenschrank ein. Sie ist nackt und steht zwischen zwei ovalen Spiegeln. Ihre Finger tasten die Kleiderbügel ab, die Beschaffenheit der Kleidungsstücke. Weich. Kratzig.Wolle. Baumwolle. Seide. Jeans. Sie streckt die Hand zum Saum der Jeans.
    Hosen?
    Shorts. Jeansshorts ohne Schritt.
    Ein Rock.
    Sie ergreift den Bügel, löst den Jeansminirock, zieht ihn an, betrachtet ihre weißen Beine, dünn und gerade. Streift sich ein Top mit Leopardenmuster über, dazu schwarze Stiefel mit Absatz und Plateausohle. Sie kämmt sich das goldblonde Haar, trägt den schwarzen Kajal auf, Rouge auf die Wangen. Sie zwinkert sich zu.
    Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste Katze im ganzen Land?
    Zwanzig Minuten vergehen. Sie klingelt Marco an, aber er antwortet nicht.
    Die übliche Arschlochtour.
    Sie schaut aus dem Fenster. Es ist dunkel geworden.
    Nein, mein Lieber, ich werd’ nicht drei Stunden auf dich warten, ich gehe jetzt aus, du kannst ja nachkommen.
    Stella verlässt die Wohnung, ruft den Checker an.
    »Bist du in Rotullo?«
    »Nein, in Bari.«
    »Wollen wir uns treffen?«
    »Wo bist du denn?«
    »Gleich vor dem Haus.«
    »Dann komm zum Spirit.«
    Stella trifft den Checker. Er lädt sie auf ein Bier ein. Sie tut so, als ob sie ihm zuhören würde, klingelt Marco noch mal an, aber keine Reaktion. Sie rollt ihre Augen in alle Richtungen, ihr Unterkiefer mahlt unaufhörlich.
    »Blondie, du bist ja noch total high«, sagt der Checker. »Komm, übernachte heute Abend bei mir, ich werde dafür sorgen, dass du wieder auf Trab kommst ...«
    Mir fehlen nur die Spiegel.
    »Ich glaube nicht, dass ich das brauche«, erwidert sie lächelnd.
    »Ich will dich ja nur dran erinnern, dass ich wegen dir gestern ein Mädchen ziehen lassen musste, du schuldest mir also noch einen Gefallen.«
    Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dir so einen Gefallen tue?
    »Ja ja, Ganzo, aber jetzt habe ich keine Zeit, lass uns das ein andermal machen, in Ordnung?«
    Der Checker schaut ihr misstrauisch nach, während sie aufsteht, um abzuhauen. Stella geht ein paar Kippen rauchen, in einer Kneipe in der Nähe ihrer Wohnung. Sie raucht fünf Zigaretten hintereinander.
    Marco ruft noch immer nicht an.
    Was zum Teufel macht dieses Arschloch?
    Nachdem ein paar Stunden vergangen sind, geht sie schließlich nach Hause, gerade als die Nachricht eintrifft: »Komm runter.«
    Fick dich, du lässt mir nicht mal die Genugtuung, nicht zu Hause zu sein, wenn du anrufst.
    Stella geht runter und steigt in den Ford Fiesta.
    »Ich hatte was zu tun«, sagt Marco, richtet seine Ray-Ban. Und fährt ab.
    »Ich habe auch viel zu tun gehabt«, antwortet sie, den Blick auf die Straße geheftet.
    Stille.
    »Wo fahren wir noch mal hin?«, fragt sie.
    »Wir gehen ein paar Freunde besuchen.«
    Ein Paar.
    »In Castel di Travia«, fährt er fort, »bei Alberto.« Er schaut unter der Ray-Ban hindurch. »Du kennst ihn, gestern hast du ihn begeistert begrüßt ...«
    »Gestern habe ich alle mit Begeisterung begrüßt.«
    Außer dir.
    Marco hält sich ein Handy der neuesten Sorte ans Ohr, Webcam, Internet, Kamera.
    Es dauert nicht mehr lange, dann kann man damit auch Kaffee kochen.
    »Alberto? Von mir aus können wir es machen. Seid ihr dabei? Dann bring’ ich eine Freundin mit ... Ja, Stella, ja ... Bis gleich.«
    Was bleibt mir anderes übrig, Jesus Christus, ich bringe ihn um.
    Stella dreht sich lächelnd zu Marco, während das Auto über die Straße rast. Sie nimmt eine Zigarette aus seiner Packung neben der Gangschaltung.
    »Darf ich?«, sie streift seinen Schenkel mit dem Arm.
    »Klar«, sagt er und zwinkert ihr zu.
    Stella sieht Marcos Augen durch die Ray-Ban. Sie sind stark gerötet.
    »Was ist los?«, fragt sie ihn.
    »Ich hab’ Acid genommen«, antwortet er, »deswegen ist es etwas später geworden.«
    Ach, das war also deine wichtige Beschäftigung,

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