Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
Vom Netzwerk:
auf. Sie schluckt densüßen Geschmack des Speeds und den bitteren des Ketamin, herunter, unterdrückt den Brechreiz, hält die Augenlider fest geschlossen. Eine Leere breitet sich in ihrem Gehirn aus wie ein Schneegestöber. Sie reibt ihren Oberkörper und die Hüften an der Box, hält die Augen geschlossen und tanzt. Alberto kommt dazu, tanzt neben ihr. Stella öffnet die Augen, sieht ihn, lächelt ihm zu und tanzt weiter. Sie spürt ihren Körper als etwas Flüssiges, Unbeständiges.
    Wie sagt man noch: völlig losgelöst.
    Das Dunkel ist noch dunkler, die Wahrnehmungen gedämpft und entfernt, sie muss das Ohr an die Boxen halten, damit die Musik zu ihr durchdringt.
    Verdammtes Ketamin.
    Der Checker gesellt sich zu den beiden vor den Boxen. Er klatscht mit Alberto ab und klopft sich dann mit der Faust gegen die Brust. Er postiert sich vor die andere Box neben Stella und führt seinen Checkertanz auf. Sein Kiefer zittert heftig, und seine Augen sind nach innen gewendet. Er nähert sich Stellas Ohren mit den Lippen.
    »Ich hab’ Lust.«
    Stella wird durch die Stimme von hinter dem Uranus zurück auf die Erde geschleudert, schaut Ganzo an wie einen Außerirdischen, als sie versteht, was er gesagt hat, schubst sie ihn weg.
    »Was willst du von mir? Fick doch das Mädchen, das dir das MDMA spendiert hat.«
    »Es würde auch reichen, wenn du mir einen bläst«, sagt Ganzo.
    Stella gibt ihm einen Stoß mit der Hüfte und lacht.
    »Aus Freundschaft jemandem einen zu blasen, gehört nicht zu meinem Repertoire.«
    »Jetzt komm, so war das nicht gemeint, du bist natürlich keine von denen«, schreit er in Stellas Ohr. »Wir sind ja hier nicht in einer dieser Nobeldiskos, wo du gut dreißig Euro Eintritt zahlst und dichdann auf die Erstbeste stürzt, bloß weil du glaubst, dass ein Fick im Preis inklusive ist. Nein, hier ist es anders: Die Leute, die man auf Ravepartys trifft, sind wie Aminosäuren, die sich verbinden, um einen Einzeller zu bilden.«
    Stella drückt dem Checker den Zeigerfinger in die Wange, um ihn auf Abstand zu halten.
    Ich hab’ verstanden, du hängst in der Luft, aber such dir gefälligst eine andere Aminosäure, weil bei uns beiden verbindet sich leider gar nichts.
    Der Checker lässt ein Mädchen vorbei, das hinter ihm getanzt hat, so dass sie direkt vor ihm steht. Er fasst ihr an die Hüften und tanzt ihren Hintern an. Sie reibt über seinen Schritt. Er zieht Stella an den Haaren zu sich heran, führt die Lippen ganz nah an ihr Ohrläppchen und sagt:
    »Siehst du, ich hab’ eine andere gefunden.«
    Mein Glück.
    Stella lacht, nimmt die Hände von der Box. In weniger als fünf Sekunden ist sie schon einige Meter zurückgedrängt worden. Marco steht ihr gegenüber. Marco, mit aufgerissenen Augen, ein winziges Teil in der Hand.
    Bin gespannt, was er vorhat, um sich mir zu nähern.
    Marco stellt sich neben sie und legt seine Hand auf ihre Hüfte. Stella wird warm, kalt, dann überkommen sie Schauder und Magenschmerzen.
    Wenn er mich, hier, vor allen vögeln wollte, ich würde es machen.
    Sie spürt, wie ihr Herz im Takt der Technobeats schlägt, wie die Bässe in ihr Gehirn eindringen. Der Minzgeruch von Marco, sie spürt die Wärme seiner Haut. Sie weiß nicht wie, aber er hat ihr etwas auf die Zunge gelegt, ein buntes kartonähnliches Ding von der Größeeines Fingernagels. Stella streckt ihre Zunge ganz raus, dann schließt sie den Mund. Sie spielt mit dem Karton, wie man es mit Kaugummis macht. Marco grinst zufrieden und flüstert:
    »Gute Reise.«
    Dann haut er ab.
    Warum hat er mir einen Trip gegeben?
    Stella drängt sich wieder nach vorn zu den Boxen, findet aber keinen ihrer Leute mehr. Ein Heer von Weltraumkriegern aus Stahl und mit Dreadlocks tanzt hinter ihr. Irgendeiner versucht, sie zu packen. Ein anderer reibt sein Becken an ihrem Hintern.
    Was mache ich hier unter all den Ausgestoßenen ?
    Stella windet sich heraus. In dem Spalt zwischen zwei Boxen sieht sie Marco und Alberto. Sie grinsen. Alberto klopft dem Blonden auf die Schulter. Er dreht sich zu ihm um, schaut ihn an und nickt, eine Grimasse schneidend. Marco hat einen pfeilköpfigen roten Schwanz zwischen den Beinen und zwei flammend rote Hörner ragen aus seinen blonden Haaren hervor. Er hat schiefe, faule Zähne, das Grinsen eines Dämons.
    Hier stinkt es nach Schwefel.
    Stella hört, wie die Musik sich krümmt und die Boxen rülpsen. Sie hat den Eindruck, dass die Box, an der sie lehnt, lebendig ist, sich bewegt. Sie wird von ihr

Weitere Kostenlose Bücher