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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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einem Porzellanteller drei Lines. Es riecht nach Chemie. Alberto zieht. Marco zieht. Stella zieht. Plötzlich ein kreischendes Miauen.
    »Sorry!«, sagt Marco, Lory zugewandt. »Ich bin ihr auf die Pfoten getreten.«
    Lory wirft vor Wut eine Bierflasche nach ihm. Marco weicht aus, und die Flasche erwischt eine Katze, die faucht und miaut, bevor sie davonläuft.
    Das Kätzchen im Küchenschrank springt heraus und reißt dabei einen Flügel der Schranktür aus den Angeln. Ein Klirren. Miauen. Lory wirft Marco einen vernichtenden Blick zu. Er lächelt schuldbewusst. Sie steht auf, um die Scherben zusammenzukehren, vor sich hin knurrend. Alberto versucht ebenfalls aufzustehen, um ihr zu helfen, plumpst aber wie ein Sack zurück auf den Stuhl. Lory hat schnell alles aufgeräumt. Sie wirft die Glasscherben in den Müll, setzt sich wieder hin und nimmt das verletzte Kätzchen auf den Arm.
    Das Ketamin ist im Blutkreislauf angekommen. Stella fühlt sich wie seekrank, wie immer bei Ketamin. Alles zerfließt. Die Körper zerfließen, die Empfindungen zerfließen, auch das Gefühl der Übelkeit zerfließt. Wie eine Seekrankheit.
    Stella schaut zu Marco hinüber, der mit Alberto über Musik redet. Sein Gesicht wird breiter, ist schon völlig zerlaufen, auch sein Körper zerläuft. Neben Alberto sieht er aus wie ein kleiner, unerfahrener Junge. Stella beobachtet Marco, der hypernervös gestikuliert, wie ein Schulkind bei seinem ersten mündlichen Test. Ihr Blick bleibt auf ihm liegen: sein ungepflegter Bart, blond-rot gescheckt, die schiefen gelben Zähne, die ausdruckslosen Augen.
    Wie kann es sein, dass ich sowas ficke?
    Stella ist nie aufgefallen, wie hässlich Marco ist: wabbelig, weißlich, blass, ein Schwanz und zwei Finger groß. Diese kühlen, durchdringenden Augen, die sie so oft ins Mark getroffen haben, sehen nur kaputt aus, trüb wie ein Teich.
    Wie ein Hobbit sieht er aus.
    Alberto fragt Marco und Stella, ob sie etwas möchten. Er tischt ihnen Pizzastücke, Wurst, Bier auf. Stella verweigert alles.
    Wenn du nicht willst, dass ich auf die Katzen kotze.
    Sie fühlt alles schwanken wie auf hoher See, mitten in einem Sturm. Die getigerte Katze springt von Lorys Schoß, die aufsteht. Sie trägt nur Shorts. Auf ihrer rechten Rippenseite sind zwei Tätowierungen, Wellenmotive wie auf den Harley-Davidsons. Marco verschlingt sie mit den Augen. Sie geht in die Küche und holt sich noch ein Bier, setzt sich wieder, zündet eine Zigarette an.
    »Bist du die Freundin von Alberto?«, fragt Stella.
    Lory antwortet mit einem Blick, als wollte sie sagen: Und du, bist du bescheuert?
    Ok, du hast recht, ich hätte keine dämlichere Frage stellen können.
    »Seid ihr schon lange zusammen?«
    Lory drückt die Zigarette aus, zündet sich eine neue an. Stella ist auf hoher See, die Übelkeit wird stärker, genauso wie das Schaukeln. Alles schaukelt hin und her wie auf einem Boot.
    »Wollen wir uns einen Film ansehen?«, fragt Mr. Dreadlock.
    Ja , Titanic .
    »Was für einen Film?«, fragt Stella.
    »Ich weiß nicht, ob wirklich alle einverstanden sind«, wagt sich Marco vor, »den Film gemeinsam anzuschauen.« Er schaut Lory an.
    »Alberto sieht immer den gleichen Film: Drogen, Sex, satanische Sekten, Morde«, sagt die Brünette und tut, als ob sie die Doppeldeutigkeit nicht mitbekäme.
    Ein Miaukonzert erfüllt das Haus – Alberto verscheucht die Katzen vom Sofa, macht Platz für Marco und Stella. Er setzt sich auf den Boden. Lory bleibt da, wo sie ist, nimmt eine andere Katze auf den Arm und streichelt sie.
    Alberto legt den Film ein. Die ersten Splatterszenen fangen an: Blutspritzer und nackte Frauen.
    Marco nimmt Stellas Hand. Sie zuckt zusammen.
    Sieh mal einer an, wenn er will, kann er auch zärtlich sein.
    Er zeichnet mit den Fingerkuppen eine Spirale auf Stellas Handrücken, dann legt er ihre Hand auf seinen Schwanz.
    Natürlich, ich wusste es.
    Sie streichelt seinen Oberschenkel, fährt über den kratzigen Jeansstoff, schiebt die Finger etwas hinauf und spürt etwas unter den Jeans. Sie fängt wieder an, ihn zu wollen. Schaudern. Sie gleitet mit der Hand über die Leiste und das Glied. Sie betastet es, es schwillt an. Er legt seinen Kopf auf Stellas warme Brust. Sie streicht ihm über das Haar, es fühlt sich brüchig an. Aber inzwischen empfindet sie keinen Ekel mehr vor ihm, im Gegenteil, alles an ihm gefällt ihr. Alberto kommt zu ihnen, legt seinen Dreadlockkopf zwischen Stellas Schenkel.
    Was zum Teufel willst du

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