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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilaria Palomba
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jetzt?
    Marco tippt auf seinem Handy herum. Alberto dreht sich zu ihm. Blicke. Lory raucht eine Zigarette nach der anderen. Streichelt die Katze.
    »Lory«, sagt Marco, »komm doch her, zu uns.«
    Die Brünette steht auf, knallt die Bierflasche auf den Tisch und geht ins Schlafzimmer.
    »Macht, was ihr wollt, ich gehe schlafen.« Zwei Katzen folgen ihr. Alberto entschuldigt sich nochmals bei Stella und Marco. Stella nimmt ihre rechte Hand von Marcos Kopf und die linke von seinem Oberschenkel.
    Ich lasse mich gerade wieder von diesem Wichser reinlegen.
    Marco steht auf.
    »Wir müssen los«, sagt er, »sie muss morgen zur Uni.«
    Was für ein gigantischer Hurensohn.
    »Nein«, sagt Stella, »ich hab’ morgen keine Uni. Wir können so lange bleiben, wie wir wollen.«
    Marco blickt sie vorwurfsvoll an. Sie hält seinem Blick einige Sekunden stand, dann senkt sie die Augen. Er steht auf, schnappt sich die Ray-Ban vom Tisch, setzt sie aber nicht auf. Alberto beobachtet sie verärgert, reicht ihnen die Jacken, begleitet sie zur Tür.
    »Mann, was soll ich sagen, es tut mir leid, dass sie so darauf reagiert hat. Sie ist eben ein bisschen komisch, Frauen halt, wer soll die verstehen.«
    Worauf hat sie so reagiert?
    Stella wirft Marco einen fragenden Blick zu, er wendet sich ab.
    »Es tut mir leid, sie ist ein schönes Mädchen, wenn sie eifersüchtig auf mich ist, muss sie sich keine Sorgen machen«, sagt Stella und schielt wieder zu Marco hinüber.
    Er und Alberto schauen sich an, darin einig, dass Stella nichts kapiert hat.
    Alberto finde ich rein äußerlich etwas abstoßend.
    »Nein, es ist nur, dass sie lernen muss, wie man sich benimmt«, sagt Mr. Dreadlock, »vor allem, wenn Besuch da ist.« Dann verabschiedet er sie.
    »Also dann, melde dich wegen dieser Sache, ja«, ruft er Marco hinterher und schließt die Tür. Stella hat Marco nun ganz für sich. Er setzt die Sonnenbrille auf.
    Ich würde dir die Eier abbeißen.
    »Warum hat das Mädchen so reagiert?«, fragt sie in zweideutigem Tonfall, während sie aus dem Tor hinausgehen.
    »Ach, weißt du«, nuschelt er mit der nasalen Stimme eines Zugedröhnten, »sie sind nicht wirklich zusammen, sie haben eine sehr freie Beziehung, verstehst du?«
    Ganz und gar.
    Stella nickt. Marco öffnet das Auto, die Scheinwerfer gehen an, sie steigen ein. Er startet mit Vollgas, das Heck bricht aus, schleudert.
    »Glaubst du, du kannst noch fahren, mit zwei halluzinogenen Bomben im Körper?«, fragt Stella.
    »Spinnst du?«, erwidert er. »Klar kann ich das. Für wen hältst du mich?«
    Stella nimmt noch eine Zigarette von Marco, zündet sie an, spürt ein Brennen auf den Lippen. Noch immer ist ihr schwindlig von dem Ketamin. Aber sie ist nüchtern genug, um zu verstehen, dass Marco nicht nüchtern genug ist, um zu fahren.
    »Magst du Lory?«, fragt er, die Worte halb verschluckend.
    Dieser Satz erinnert mich an etwas.
    »Sie ist schön, aber wie du vielleicht bemerkt hast, haben wir uns nicht sonderlich gut verstanden.«
    »Dafür ist noch Zeit«, antwortet er.
    Was für Zeit? Du hast nicht über mich zu entscheiden.
    Sie fahren aus Castel di Travia hinaus. Marco gibt Vollgas, gerät ins Schleudern. Auf einmal bemerkt Stella, dass die Augen unter Marcos rosafarbenen Ray-Ban-Gläsern geschlossen sind.
    »Hey!«, ruft sie. »Bist du wach?«
    Marco kommt schlagartig zu sich und ergreift das Steuer, Stella wird von einem grellen Licht geblendet. Der donnernde Lärm einer Hupe. Schweißtropfen rinnen ihr von der Stirn. Sie fühlt, wie ihr Herzschlag sich abrupt beschleunigt, ihre Hände sind schweißgebadet. Der bittere Geschmack des Ketamins stößt ihr auf, sie würgt es wieder hinab. Ohne zu überlegen, greift sie ins Lenkrad und dreht es nach rechts. Das andere Auto streift die Seite des Ford Fiesta, Stella schreit, die Augen zugekniffen, etwas klingt wie ein Miauen. Der Ford Fiesta steckt im Schlamm neben der Fahrbahn, Marco tritt aufs Gas und lässt die Räder durchdrehen, bis das Auto mit einem Satz wieder auf der Straße steht.
    »Kein Stress, alles unter Kontrolle«, sagt er.
    Ja, alles unter Kontrolle.
    Stella schaut zurück auf die Straße und glaubt, ein zerfetztes Kätzchen auf dem Asphalt zu sehen. Jenes Kätzchen. Sie dreht sich zu Marco um, starrt ihn vorwurfsvoll an, aber er reagiert nicht darauf, erwidert auch nichts.
    Gott, ich kann es kaum glauben.
    Den Rest des Weges reden sie kein Wort. Als sie endlich vor Stellas Haus sind, hat sie es eilig, aus dem Auto zu

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