Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
nicht gezeigt. Es heißt doch immer, man soll keinem Beamten trauen – keinem angeblichen Beamten -, der seinen Dienstausweis nicht vorzeigen kann!“
Berringer seufzte. Diese Nervensäge!, dachte er, hatte sich aber genug unter Kontrolle, um das für sich zu behalten. Er öffnete sein Long-Jackett, langte in die Innentasche und holte einen Ausweis hervor, den er der alten Dame zeigte.
Sie blinzelte. Glück gehabt, dachte Berringer. Die Gute hatte die Lesebrille nicht dabei. Wozu auch? Dies war schließlich keine Bibliothek.
Ihre Stirn legte sich in tiefe Falten. Sie nahm Berringer den Ausweis aus der Hand und hielt ihn ganz nahe an ihre schmal gewordenen blauen Augen. „Immerhin stimmt das Bild überein“, sagte sie und wollte das Dokument noch an ihren Mann weitergeben. Aber das konnte Berringer im letzten Moment verhindern, indem er beherzt zugriff.
„ Am Besten, ich nehme einfach schon mal Ihre Personalien auf“, sagte er. „Dann brauchen Sie nicht so lange hier herumzustehen und zu frieren.“
„ Gute Idee“, sagte der Spaziergänger mit dem Hund. „Leiche hin oder her, mein Rex fordert auch sein Recht.“
„ Zuerst hätte ich eine Frage an alle. Hat jemand von Ihnen heute Morgen – ich wiederhole: heute Morgen – eine Frau gesehen, auf die folgende Beschreibung zutrifft: Mitte vierzig, blonde Haare, starke Höhensonnenbräunung und helle Kleidung.“
„ Als ich herkam, hab ich niemanden gesehen, auf den die Beschreibung passt“, erklärte der Angler. „Ehrlich gesagt, kann ich mich an überhaupt keine Frau hier erinnern. Wenn eine hier gewesen wär, ich hätt das in Erinnerung behalten. Schließlich sind Frauen sowohl unter Anglern als auch unter Modellseglern eine extreme Minderheit, würd ich mal sagen. Und so aufgebrezelt, wie ich mir die Lady vorstell, von der Sie gerade gesprochen haben, hätte die ohnehin nicht hierher gepasst.“
„ Aber ich habe die Frau gesehen“, sagte der Mann mit dem Hund. „Allerdings nicht hier, sondern dahinten auf dem Parkplatz. Und das ist auch schon etwas länger her.“
„ Wann genau war das?“, fragte Berringer.
„ Das kann ich nur so ungefähr sagen. Mit meiner Frührunde mit Rex war ich so gegen neun Uhr fertig. Vielleicht war es Viertel nach neun, aber ganz bestimmt nicht später.“
Also doch, Frau Gerath, dachte Berringer. Er mochte wetten, dass sie an Morgen überhaupt nicht im Badezentrum Bockum gewesen war.
Es dauerte eine Viertelstunde, bis Beamte der Krefelder Polizei eintrafen, um den Tatort zu sichern.
Die Kollegen der Kripo brauchten etwas länger. Sowohl Björn Dietrich als auch Arno Kleppke waren dabei.
Berringer fasste kurz zusammen, was er bisher ermittelt hatte. Er erwähnte dabei auch die sich verdichtenden Hinweise, dass Frank Severin ein Verhältnis mit Regina Gerath gehabt hatte.
„ Du glaubst, dass Severin für die Schüsse auf Geraths Pferde verantwortlich ist?“, fragte Dietrich, der sich erst einmal einen Glimmstängel genehmigte.
Berringer deutete in Richtung des sich nördlich an die Bucht der Modellsegler anschließenden Naturschutzgebiets. „Mit deiner Qualmerei tötest du wahrscheinlich ein ganzes Biotop, Björn. Du solltest dich zusammenreißen, dies hier ist immerhin die grüne Lunge Krefelds?“
„ Red nicht so ’n Quatsch, Berry. Außerdem muss die schwarze Lunge Krefelds auch leben.“
„ Fragt sich, nur wie lange noch“, meinte Arno Kleppke und wedelte mit der Hand den Rauch weg.
„ Bei dem Wind brauchst du dich nicht so anzustellen“, meinte Dietrich und wandte sich wieder an Berringer. „Also los, raus damit, Berry!“ Er blies Berringer eine Rauchschwade direkt ins Gesicht.
„ Das war Körperverletzung“, sagte Berringer ernst.
Einer der uniformierten Kollegen trat auf sie zu. „Die Gerichtsmedizin steht im Stau und braucht ein paar Minuten länger. Die Spurensicherung ist aber gleich da.“
„ Na wenigstens etwas“, knurrte Kleppke. „Dann können wir außer frieren noch etwas Sinnvolles tun!“
„ Es spricht in der Tat einiges dafür, dass Severin der Täter war“, fuhr Berringer fort. „Er war Reserveleutnant bei der Bundeswehr und kennt sich also mit Schusswaffen aus. Wer weiß, vielleicht finden wir in seiner Wohnung auch das passende Gewehr zu den Anschlägen.“
„ Und was ist mit Severin? Wer hat den umgebracht?“, wollte Björn Dietrich wissen.
„ Ich weiß von einem der Zeugen, dass Frau Gerath definitiv heute Morgen hier war. Kurz danach habe ich sie
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