Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
sie schließlich. „Also ich weiß, dass Herr Severin ein begeisterter Modellsegler ist und dazu häufig an den Elfrather See fährt, um sich zu entspannen.“
„ Bei der Kälte?“
„ Ich sagte Modellsegler – kein richtiges Boot. Er hat sogar schon damit an Regatten teilgenommen.“
„ So etwas gibt es?“
„ Jedes Jahr im Juni. Aber wer da was gewinnen will, muss offenbar früh anfangen zu üben. Und noch wichtiger ist es wohl, dass an dem Segelboot-Modell technisch alles stimmt. Er hat hier im Garten einen Teich, auf dem er immer wieder die Fernbedienung getestet hat. Aber mit dem Verhältnissen auf einem See ist das natürlich nicht vergleichbar.“
„ Sie reden darüber so, als wären Sie selbst von diesem Sport - wenn man es denn so bezeichnen will – begeistert!“
Sabine Horstkotte lächelte. „Bei der letzten Modellschiff-Regatta habe ich meinen Freund überreden können, dort mal hinzugehen und zuzuschauen. Er war fasziniert. Ansonsten habe ich als Zehnjährige einen Optimist gesegelt – hier im RC Segel Yacht Club Krefeld. Aber das ist vorbei …“
„ Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Ach, da wäre noch etwas …“
„ Was?“
„ Hat Herr Severin schon mal Besuch von einer Frau in meinem Alter mit stark höhensonnengebräunten Gesicht und einer Vorliebe für falsches Blond und heller Kleidung?“
Sabine Horstkottes Gesicht veränderte sich, ihr Blick gefror, und die freundliche Offenheit war von einem Augenblick zum nächsten wie weggeblasen. Sie stemmte die Hände in die Hüften und sagte: „Sie wollen mich nur aushorchen. Wer sind Sie wirklich? Sie haben gesagt, dass Severins Chef Sie schickt.“
„ Ja, das stimmt auch.“
„ Das soll ich jetzt noch glauben?“
„ Die Blondine, von der ich sprach, ist die Frau von Herrn Severins Chef.“
Da musste Sabine erst einmal schlucken. Ihre Augen wurden schmal. Sie schien im ersten Augenblick nicht so recht fassen zu können, was Berringer ihr gesagt hatte.
„ Ehrlich gesagt, weiß ich nicht sehr viel über das Privatleben von Herrn Severin“, erklärte sie dann vorsichtig. Berringer verstand sie gut. Sie wollte ihrem Vermieter keine Schwierigkeiten bereiten. Schließlich wollte sie wahrscheinlich noch länger die ruhige Einliegerwohnung nutzen.
„ Es geht um einen Mordversuch an Herrn Peter Gerath, dem Eigentümer von Avlar Tex und Avlar Sport“, erklärte Berringer. „Bei letzterem Unternehmen ist Herr Severin Geschäftsführer, und es gibt mehrere Personen, die behaupten, dass er ein Verhältnis mit Frau Gerath hat. Ich weiß nicht, wie tief Sie in diese Sache hereingezogen werden wollen, aber wenn die Polizei Sie später verhört, und Ihre Aussage weicht erheblich von dem ab, was Sie mir gesagt haben, dann sieht das nicht allzu gut aus, und man könnte annehmen, dass Sie gelogen haben, um Ihrem Vermieter Unannehmlichkeiten zu ersparen.“ Berringer zuckte mit den Schultern und wandte sich zum Gehen. „Sie müssen wissen, inwiefern Sie bereit sind, dafür selbst Unannehmlichkeiten hinzunehmen.“
„ Warten Sie, Herr …“
„ Berringer!“
Sie kam aus der Tür heraus, ließ sie halb offen und trat einen Schritt auf den Detektiv zu. „Sie war hier“, bestätigte sie schließlich. „Eigentlich sogar ziemlich regelmäßig. Er hat sie immer Regina genannt, daher hatte ich keine Ahnung, wer sie ist.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und fügte noch hinzu: „Klingt ziemlich dreist, was Sie da von Herrn Severin berichten.“
„ Ich bin kein Treue-Tester oder so was. Mir geht es darum, ob einer der beiden etwas damit zu tun hat, dass Peter Gerath das Pferd unter dem … äh, Gesäß weggeschossen wurde.“
„ Dann wundert es mich allerdings, dass Frank Severin nicht getroffen hat.“
„ Wieso?“
„ Na ja, man unterhält sich ja ab und zu mal. Und irgendwann erwähnte er, dass er Leutnant der Reserve bei der Bundeswehr ist. Da sollte man schießen gelernt haben, oder?“
„ Ja, vorausgesetzt, man will überhaupt treffen“, murmelte Berringer. „Ist Herr Severin zufällig auch Jäger?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das wäre mir neu.“
Berringer zuckte mit den Schultern. „Hätte ja sein können. Sie sagten, Herr Severin fährt einen BMW.“
„ Ja, in Rot.“
„ Danke.“ Berringer holte eine seiner Visitenkarten hervor und reichte sie Sabine Horstkotte. „Falls Ihnen noch irgendetwas Wichtiges einfällt, rufen Sie mich bitte an.“
Eine Viertelstunde später erreichte
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