Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
es nur wenige Minuten her, dass der Polizei den Mann aufgefordert hatte, aus seinem Wagen zu steigen.
Wie ein Hintergrundgeräusch nahm Berringer den weiteren Streit zwischen den Eheleuten Gerath wahr. Währenddessen drehten sich die Gedanken in seinem Kopf. „Herr Gerath, kennen Sie jemanden, der einen Golf fährt?“, fragte Berringer.
„ Äh … nein.“
„ Sie, Frau Gerath?“
Beide traten neben ihn.
„ Was ist mit dem Kerl?“, fragte Peter Gerath.
„ Der scheint sich sehr für Ihr Anwesen oder für Sie oder für beides zu interessieren“, stellte Berringer fest. „Jedenfalls steht er schon eine ganze Weile dort. Erst hat ihn die Polizeistreife kontrolliert, jetzt setzt er seine Beobachtungstätigkeit fort …“
„ Ich sage den Wachleuten Bescheid.“
„ Nein, ich kümmere mich um den Mann“, sagte Berringer. „Lassen Sie Ihre Leute gar nichts unternehmen. Ich bin überzeugt davon, dass er sofort weg ist, sobald er misstrauisch wird. Ihre Leute sollen sich nur bereithalten, das wäre nett. Nur für alle Fälle. Ich hab schließlich keine Ahnung, was für ein Typ das ist.“
„ Sind Sie bewaffnet?“, fragte Frau Gerath überraschenderweise.
„ Nein. Aber Ihre Leute - und das reicht.“
„ Wo ist das Funkgerät?“, schimpfte Herr Gerath.
Berringer lief er ins Erdgeschoss, nahm dabei immer mehrere Stufen auf einmal, stürzte ins Freie und rannte auf das gusseiserne Tor zu.
„ Aufmachen!“, rief er einem der Wachleute zu.
Der lauschte an seinem Walkie-Talkie und schien gerade von Peter Gerath neue Anweisungen zu erhalten. Die Sekunden rannen dahin. Mann, bist du begriffsstutzig!, schrie Berringer in Gedanken.
Das Tor öffnete sich. Berringer stürzte hinaus. Der Mann im Golf zuckte zusammen. Berringer konnte sein Gesicht aus diesem Blickwinkel durch die Seitenscheibe gut sehen. Er schätzte ihn auf Mitte fünfzig.
Berringer verlangsame seinen Lauf, ging schließlich mit schnellen Schritten auf den Wagen zu und klopfte gegen die Seitenscheibe. Auf dem Beifahrersitz lagen mehrere Zeitschriften, darunter „Der Spiegel“, der „Stern“ und ein Exemplar von „Jagd und Hund“.
Auf der Stirn des Golffahrers standen Schweißperlen – und das, obwohl der Mann schon längere Zeit in einem unbeheizten Wagen saß.
Er startete den Wagen, ließ den Motor aufheulen, und Berringer sprang zur Seite, während der Golf mit quietschenden Reifen losbrauste. Die beiden Security Guards, die gerade das Grundstück der Geraths verließen, kamen zu spät. Der Golf bog um die nächste Ecke. Einige Augenblicke lang hörte man noch den aufheulenden Motor; der Fahrer trat das Gaspedal offenbar ohne Rücksicht auf das Getriebe oder andere Verluste voll durch, und die Hoffnung, dass er geradewegs einer Polizeistreife entgegenfuhr, bewertete Berringer nicht allzu hoch.
Er atmete tief durch.
Dich kriege ich auch anders, dachte er und kehrte ins Haus zurück. In der Eingangshalle wartete Peter Gerath.
„ Wo ist Ihre Frau?“, fragte Berringer.
„ Die packt.“
„ Ich habe das Kennzeichen des Golf und werde auch herausbekommen, wie der Besitzer heißt“, versprach Berringer.
„ Sie glauben, dass dieser Vorfall irgendetwas zu bedeuten hat?“
„ Das sagt mir mein Instinkt.“
„ Etwas Handfestes wäre mir lieber, Herr Berringer.“
„ Hören Sie, es könnte sich um einen Mann namens Meyer handeln, der sich auf dem Rahmeier-Hof danach erkundigte, ob Ihre Pferde zu verkaufen wären.“
„ Frau Rahmeier hat mich seinerzeit deswegen angerufen. Ich wollte von diesem Spinner nicht belästigt werden. Meine Pferde hätte ich niemals verkauft. Freunde verkauft man ja auch nicht!“
Berringer musste grinsen. „Na ja, das sehen manche Leute anders.“
Er nahm das Handy ans Ohr und wählte Dietrichs Nummer.
„ Du bist bei den Geraths?“, fragte der Kriminalhauptkommissar. „Trifft sich gut. Sorg bitte dafür, dass beide nicht gerade im letzten Moment noch verreisen. Wir sind nämlich auf dem Weg dorthin.“
„ Was hat die Hausdurchsuchung ergeben?“
„ Sage ich dir, wenn wir bei dir sind.“
Damit unterbrach Dietrich die Verbindung
Zehn Minuten später traf die Kripo ein. Dietrich und Kleppke fuhren einen nicht mehr ganz taufrischen Opel als Dienstwagen.
Regina Gerath hatte in der Zwischenzeit zwei Koffer gepackt und in ihrem Wagen verstaut. Kleppke eröffnete den beiden Geraths, dass sie zur Vernehmung mit aufs Präsidium müssten. „Das ist unerlässlich. Wir müssen
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