Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
wahrscheinlich auch umbringen“, sagte Berringer zu Regina Gerath. „Severin war Ihr Komplize dabei. Er hat bei der Bundeswehr schießen gelernt.“
„ Das ist doch alles nicht wahr!“, kreischte sie, die ihre brüchig gewordene Fassung allmählich verlor.
Endlich, dachte Berringer. Er hatte schon gedacht, diese Frau wäre ein einziger Felsklotz, an den selbst er sich die Zähne ausbeißen würde. Endlich schien zumindest ein wenig von dem heißen Magma hervorzubrechen, was da unter der dicken, lange erkalteten Kruste brodelte, mit der sie ihre Seele umgeben hatte.
Ihre Augen funkelten voller Wut, als sie sich wieder an ihren Mann wandte. „Ich will nicht verhehlen, dass du es durchaus verdient hättest, ein bisschen gequält zu werden, und dass ich deine Pferde noch nie leiden konnte! Ein bisschen von der Liebe, die du deinen Viechern entgegengebracht hast, hättest du vielleicht ja auch mal in deine Kinder oder deine Frau investieren können!“ Sie lachte hysterisch auf. „Investieren – das ist doch der passende Begriff, wenn ich mich nicht irre! Glaubst du, Maja wäre sonst in die Arme dieses obskuren Gurus gelaufen und hätte nichts Besseres zu tun, als ihren Vater um Geld anzubetteln, das sie dann umgehend an diesen Spinner weitergibt? Glaubst du, Andreas wäre spiel- und kokainsüchtig geworden, wenn du nicht ständig nur an seiner Arbeit in der Firma herumgemäkelt hättest, anstatt ihm die Anerkennung zu zollen, die er verdient gehabt hätte!“
„ Er hat Gelder veruntreut!“, verteidigte sich Peter Gerath.
„ Aber erst, nachdem er krank geworden war. Was sollte er denn auch tun? Da er deine Liebe und Anerkennung schon nicht bekommen konnte, hat er wenigstens dein Geld genommen.“
„ Er hat mich betrogen! Was erwartest du da?“
„ Mir hat er sein Herz ausgeschüttet, aber du hast ihm nie – nie! - zugehört!“
„ Ach, was redest du da!“
„ Und Till! Dessen künstlerische Fähigkeiten hast du nie anerkannt. Seine Ambitionen waren für dich immer nur Hirngespinste – auch als längst klar war, dass er zu allem anderen, nur nicht zu einer Existenz als freier Unternehmer taugt! Aber dich hat das ja nicht gekümmert! Wer sich deinen Plänen nicht unterordnete, der wurde mit Verachtung oder Geldentzug bestraft – so war es doch!“
„ Ach, jetzt bin ich allein an der Misere unserer Kinder Schuld? Dabei hast du sie doch erzogen, sie an deinem Rockzipfel gehalten und nicht zugelassen, dass sie selbstständige Menschen wurden! Du gibst Till doch immer noch Geld, damit er über die Runden kommt! Ist doch wahr, oder glaubst du, ich merke das nicht?“
„ Till ist auf dem Weg, ein wirklich großer Künstler zu werden. Ein kreativer Mensch, dem einfach eine andere Art von Leben vorschwebt, als du es dir vorstellen kannst. Und in gewisser Weise trifft das auch auf Maja zu. Nein, du hättest es weiß Gott verdient, das man dich leiden lässt, und ich trauere kein bisschen um deine Pferde! Und die blauen Flecken, die du dir beim Sturz von deinem verfluchten Island-Gaul zugezogen hast, die hast du dir redlich verdient!“
Der pure Hass sprach aus ihren Worten, ihren Augen, ihrer Gestik und der zur grimmigen Maske erstarrten Mimik.
„ Wie kannst du mich nur so verabscheuen? Und was war jetzt mit Severin?“
Seine Worte trafen sie wie Schläge. Plötzlich wankte sie zurück. „Ja, es ist wahr“, sagte sie mit leiser Stimme. „Ich hatte ein Verhältnis mit ihm.“
„ Und wenn ihr beide mich umgebracht hättet, dann wärt ihr aus dem Schneider gewesen. Du hättest mit deinen Kindern eine Erbengemeinschaft bilden können, und Severins dubiose Geschäfte wären nicht ans Licht gekommen!“
„ Aber dann kam es zum Streit, nehme ich an“, sagte Berringer. „Worum ging es?“, fragte er Regina Gerath. „Haben Sie Ihren Geliebten nur deswegen getötet, weil er Sie hätte verraten können?“
Sie starrte ihn fassungslos an. „Warum hätte Frank das tun sollen?“
„ Weil er früher oder später aufgeflogen wäre. Er machte Geschäfte mit Ferdinand Commaneci, einem Mann, der seit langem im Verdacht steht, zu einer mafia-ähnlichen Organisation zu gehören oder sie sogar zu leiten. Severin wurde verprügelt – wahrscheinlich von Commanecis Leuten. Vielleicht wollte er aussteigen, aber dann wäre Ihre Rechnung nicht mehr aufgegangen.“
„ Das ist doch Unfug!“, schrie sie ihn an.
„ Frank Severin starb wahrscheinlich durch einen Handkantenschlag, den Sie bei Ihrem
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