Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
Aikido-Training gelernt haben.“
Sie schnappte nach Luft wie ein Ertrinkender. „Wer - wer sagt das?“
„ Die Gerichtsmedizinerin. Sie waren am Tatort, dafür gibt es einen Zeugen. Der Tod wurde höchstwahrscheinlich durch eine Verletzung herbeigeführt, die ebenfalls in Ihre Richtung deutet. Erklären Sie’s mir, wenn’s anders war, aber mir fällt im Moment keine plausiblere Lösung ein, als dass Sie Severin ermordet haben. Vielleicht bringt die Wohnungsdurchsuchung etwas an den Tag. Aber wie auch immer die Sache weiterlaufen wird, stellen Sie sich darauf ein, dass die Polizei Ihnen die gleichen Fragen stellt wie ich!“
„ Nein, das ist alles nicht wahr!“, beteuerte Regina Gerath erneut und sah ihren Mann flehend an. „Frank war genauso geschockt darüber, dass auf dich und deine Pferde geschossen wurde wie ich!“
„ Die Krokodilstränen kannst du dir sparen“, sagte Peter Gerath hart.
Seine Frau richtete den Blick wieder auf Berringer. „Ich habe nichts damit zu tun! Es waren die Leute, mit denen Frank Geschäfte gemacht hat.“
„ Wissen Sie mehr darüber?“, hakte Berringer sofort nach.
„ Ich weiß nur, dass es sich um eine Organisation handelt, die Firmen zwingt, irgendwelche Scheingeschäfte abzuwickeln. Ob das der Geldwäsche dient oder irgendetwas anderem – keine Ahnung. Frank kam mit Avlar Sport aus der Nummer nicht raus. Diese Schweine haben ihn unter Druck gesetzt und sogar auf offener Straße brutal zusammengeschlagen.“
„ Nennen Sie Namen, Daten, Umstände …“
„ Ich weiß nicht mehr. Ehrenwort!“
Warum klang dieses Wort nur so eigenartig, wenn sie es aussprach? Berringer sah Peter Gerath an.
„ Ich weiß von nichts“, sagte dieser. „Mit mir haben diese Leute nie Kontakt aufgenommen …“
„ Weshalb ich bislang auch nicht wirklich geglaubt habe, dass diese Anschläge mit irgendeiner Textil-Mafia zu tun haben“, bekannte Berringer. „Aber angenommen …“ Berringer sprach nicht weiter.
„ Was?“, fragte der Unternehmer.
„ Wenn Commaneci und seine Leute geglaubt haben, dass Sie Bescheid wüssten, und gleichzeitig hat Severin seinen Partnern vielleicht signalisiert, dass er aussteigen will, dann könnte es in den Augen dieser Leute durchaus sinnvoll gewesen sein, Druck auf Sie auszuüben, Herr Gerath.“ Und zu Regina Gerath sagte Berringer: „Das würde erklären, was mit den Pferden passiert ist, obwohl ich von dieser Theorie nicht hundertprozentig überzeugt bin. Und es ist auch keine Antwort auf die Frage, weshalb Sie sich mit Frank Severin am See getroffen haben.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schluckte. Ihr Blick ging ins Nichts. Tränen glitzerten in ihren Augen. „Okay“, sagte sie. „Also die Wahrheit, Herr Berringer. Die Wahrheit ist, dass ich Frank an diesem Morgen sehen wollte. Ich hatte Angst. Angst vor allem um ihn. Ich wollte genauer wissen, was das für Geschäfte sind, die er da betrieb. Ich meine, diese Typen haben ihn zusammengeschlagen, und er tat so, als wäre nichts gewesen. Und dann die Anschläge auf die Pferde. Ich wollte jetzt endlich wissen, worum es ging. Dass Frank ein paar Sachen nebenbei laufen hatte, fand ich in Ordnung – nach allem, was er für die Firma getan hat.“
Sie sah ihren Mann an. Ihr Make-up war verlaufen. Sie wischte sich mit der Hand über die Augen und machte es noch schlimmer, sodass sich ein abstraktes Aquarell bildete. „Gib es zu, du hast doch auch weggeschaut. Und zwar, weil du genau weißt, was die Firma Frank verdankt. Wir sind nur durch ihn da, wo wir jetzt stehen. Da beißt keine Maus einen Faden ab.“
„ Dankbarkeit hat auch bei dem kompetentesten Mitarbeiter seine Grenzen!“, erwiderte Peter Gerath.
Seine Frau lachte heiser auf. „Ja, und bei dir wahrscheinlich ganz besonders enge Grenzen.“
„ Sie wollten über das sprechen, was heute Morgen geschehen ist“, erinnerte sie Berringer.
Frau Gerath schluckte. „Ich … ich bin schwimmen gefahren, habe aber nur ein paar Bahnen gezogen und bin dann raus aus dem Wasser. Ich hatte einfach keine Lust und fühlte mich so elend … Ich kann es kaum beschreiben. Ich musste einfach mit jemandem reden und wollte Gewissheit. Also habe ich Frank in der Firma angerufen, erhielt aber die Auskunft, dass er bereits nicht mehr im Hause sei. Also versuchte ich es über sein Handy und erwischte ihn. Er war am See. Das machte er oft, wenn er Stress hatte und ihm die Dinge über den Kopf zu wachsen drohten. Ich kann es zwar
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