Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)
offen über die Schultern fiel und seidig glänzte. Berringer schätzte sie auf etwa dreißig, den Mann vielleicht fünf Jahre älter.
„ Soll ich mal den Hund nehmen?“, fragte sie.
„ Ja, sperr ihn in die Toilette.“
„ Okay.“
Sie verschwand mit dem Tier und kehrte einen Augenblick später ohne Hund zurück.
„ Sagen Sie mir, was Sie auf dem Herzen haben“, forderte der Mann Berringer auf, „aber fassen sie sich kurz. Alexandra und ich haben eine lange, anstrengende Fahrt hinter uns, und was ich jetzt am wenigsteten brauchen kann, ist zusätzlicher Stress.“
„ Ihre Frau heißt nicht Gabriele?“, wunderte sich Berringer.
„ Alexandra ist meine Lebensgefährtin. Und, nein, sie heißt nicht Gabriele!“
„ Aber …“
„ Ich bin Gabriele Hoffmann!“, erklärte der Mann zu Berringers Überraschung. Er verdrehte entnervt die Augen und seufzte. „Es ist immer das Gleiche. Mein Vater kommt aus der italienischen Schweiz, wo ich als Kind gelebt habe. Und im Italienischen ist Gabriele nun mal ein Männername, so wie Andrea oder Simone.“
Berringer lächelte entschuldigend. „Es geht um den Golf, den Sie besitzen. Haben Sie ihn gegenwärtig an jemanden verliehen?“
„ Wer sind Sie überhaupt? Warum stellen Sie solche Fragen?“, wollte Gabriele Hoffmann wissen, und in seiner Stimme lag ein deutlich aggressiver Unterton.
„ Schatz, dass muss der aufdringliche Typ sein, von dem uns Herr Kremers erzählt hat“, meinte Alexandra und sah daraufhin Berringer direkt an. „Sie waren doch gestern schon mal hier, oder?“
„ Ja.“
„ Herr Kremers sagte, es ginge um eine Verkehrsangelegenheit.“
„ Richtig. Ich bin Privatdetektiv und ermittle in einer Fahrerfluchtsache.“
„ Macht so etwas nicht die Polizei?“, fragte sie misstrauisch.
„ Mein Klient hat nicht so viel Vertrauen in deren Bemühungen.“
Gabriele Hoffmann wechselte mit seiner Lebensgefährtin einen ziemlich genervten Blick und knurrte: „Kaum zu Hause, und schon wieder urlaubsreif!“
„ Ich hab dir gleich gesagt, dass das mit Matti nur Schwierigkeiten bringt.“
„ Er ist mein Kumpel!“
„ Du siehst ja, was du davon hast. Nichts als Ärger.“
„ Klar, du hast alles im Voraus gewusst! Wie du auch im Voraus gewusst hast, dass das Hotelfrühstück wahrscheinlich nicht besonders üppig sein wird.“
„ War’s üppig?“
„ Ach!“
Berringer mischte sich wieder ein. „Vielleicht können Sie mir weiterhelfen, indem Sie mir sagen, wer dieser Matti ist und wo ich ihn finden kann?“
„ Also erst mal möchte ich definitiv klarstellen, dass ich nicht in dem Wagen gesessen habe, bei welchem Unfall auch immer“, erklärte Gabriele Hoffmann. „Ich war im Urlaub, und wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen die Adresse des Hotels, damit das Personal meine Anwesenheit notfalls bezeugen kann!“
„ Schon gut, Herr Hoffmann, das glaube ich Ihnen ja.“
„ Wie gesagt, Matti ist ein Kumpel. Er heißt eigentlich Matthias Gerndorf und hat in den letzten Jahren ein bisschen Pech gehabt. Da er von staatlicher Unterstützung abhängig ist – Hartz IV oder so –, darf er selbst kein Auto besitzen, weswegen der Wagen auf meinen Namen läuft. Aber ich habe die Rostlaube seit Monaten nicht mehr gesehen.“
„ Hat diese Matthias Gerndorf auch eine Adresse?“
„ Hat er. Er wohnt drüben in Wersten. Alexandra, schaust du mal eben im Telefonregister, welche Straße?“
„ Ja.“
Berringer fuhr zur Adresse von Matthias Gerndorf. Sie gehörte zu einem Mietshaus in Düsseldorf Wersten. Er parkte den Mitsubishi am Straßenrand und musste die letzten Meter zu Fuß laufen. Ein Möbelwagen stand vor dem Eingang, und ein Trupp von Möbelpackern trug allerlei Zeug aus dem Haus. Das meiste war in handelsübliche Umzugskisten verpackt, aber es waren auch ein paar Möbelstücke dabei, die sich überwiegend in einem erbarmungswürdigen Zustand befanden.
Berringer fragte sich, weshalb so ein Müll überhaupt noch aufbewahrt wurde. Der Transport würde dem einen oder anderen Teil ohnehin den Rest geben.
Berringer trat in den Hausflur.
Gerndorfs Briefkasten quoll über. Broschüren von Versandhäusern und Briefe mit dem Aufdruck MAHNUNG verstopften den Schlitz.
Die Wohnung lag im zweiten Stock. Berringer wich zwei Packern aus, die gerade einen Schrank aus edler Spanplatte mit verhunztem Furnier an ihm vorbeitrugen, und ging dann nach oben. Er nahm immer mehrere Stufen auf einmal. Einen Aufzug gab es nicht. Macht nichts, dachte
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