Tür ins Dunkel
berichten?«
»Sie sind tot.«
»Sobald wir ein totalitäres Regime haben, werden als erste alle witzigen schwarzen Pathologen liquidiert werden.«
»Ha, genau das versuche ich dir ja ständig klarzumachen!« rief Luther.
»Hast du dir die Verletzungen der drei Mordopfer angesehen?«
Luthers Gesicht verdüsterte sich. »So etwas habe ich noch nie im Leben gesehen. Jede dieser Leichen ist mit Quetschungen und Prellungen förmlich übersät - es müssen Hunderte sein -, und keine zwei davon haben die gleiche Struktur. Desgleichen Dutzende von Frakturen; aber auch diese Knochenbrüche ergeben kein einheitliches Bild. Die Autopsie wird uns genauen Aufschluß geben, aber nach der vorläufigen Untersuchung sieht es so aus, als seien manche Knochen zersplittert, andere glatt durchrennt, und wieder andere sind... zermalmt. Nun kann aber kein stumpfer Gegenstand, der als Keule benutzt wird, Knochen pulverisieren. Ein heftiger Schlag führt zu gesplitterten oder gebrochenen Knochen, aber er zermalmt sie nicht. Dazu ist eine ungeheure Kraft vonnöten etwa, wenn ein Auto einen Fußgänger rammt und gegen eine Ziegelmauer preßt. Man kann Knochen nur durch enormen Druck zermalmen.«
»Welches Mordinstrument schwebt dir demnach vor?«
»Du hast mich nicht verstanden. Sieh mal, üblicherweise läßt sich anhand der Verletzungen immer bestimmen, womit jemand erschlagen wurde, ob es sich um einen glatten, rauhen, scharfen oder stumpfen Gegenstand Handelte. Man kann genau sagen: >Aha, dieser Mann wurde mit einem Hammer getötet, der eine runde Schlagfläche mit schräger Kante hat.< Oder mit einem Brecheisen, dem stumpfen Ende einer Axt, mit einer Bücherstütze oder einer Salami. Jedenfalls läßt sich das Mordwerkzeug eindeutig feststellen, sobald man die Verletzungen untersucht hat. Diesmal aber nicht. Jede Verletzung scheint von einem anderen Gegenstand zu stammen.« Dan zupfte an seinem linken Ohrläppchen.
»Ich glaube, wir können die Möglichkeit ausschließen, daß der Mörder das Haus mit einem Koffer voll stumpfer Werkzeuge betrat, nur weil er Abwechslung liebt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Opfer stillstanden, während er den Hammer gegen eine Schaufel und diese gegen einen Schraubenschlüssel austauschte.«
»Ich stimme dir zu«, sagte Luther. »Aber da ist auch , noch etwas anderes... Ich habe keine einzige Wunde gefunden, die wirklich so aussah, als stamme sie von einem Hammer, einem Schraubenschlüssel oder auch einem Brecheisen. Nicht nur, daß jede Verletzung sich von allen anderen unterscheidet, sondern jede einzelne ist von ganz eigenartiger Form, die keiner mir bekannten Mordwaffe entspricht.«
»Hast du dafür irgendeine Erklärung?«
»Nun, wenn dies hier ein alter Fu Manchu-Roman wäre, würde ich sagen, daß wir es mit einem Bösewicht zu tun haben, der eine teuflische neue Waffe erfunden hat, eine Art Luftkompressor, der wesentlich mehr Unheil anrichten kann als Arnold Schwarzenegger mit einem Schmiedehammer.«
»Eine fantasie volle Theorie. Aber nicht sehr wahrscheinlich.«
»Hast du jemals Sax Rohmer gelesen, diese alten Fu Manchu-Bücher? In denen wimmelt es nur so von exotischen Waffen und ausgefallenen Mordarten.«
»Wir befinden uns aber im wirklichen Leben.«
»So sagt man allgemein.«
»Das wirkliche Leben ist kein Fu Manchu-Roman.«
Luther zuckte die Achseln. »Ich bin mir da nicht so sicher. Denk mal an die Nachrichtensendungen der letzten Zeit.«
»Ich benötige bessere Erklärungen, Luther. Verdammt, ich bin in diesem Fall wirklich auf jede Hilfe angewiesen.«
Sie blickten einander in die Augen.
Dann sagte Luther ohne jede Spur von Humor: »Aber die Leichen sehen wirklich so aus, als wären diese Leute mit einem Lufthammer zu Tode geprügelt worden!«
18
Es gelang Laura schließlich, ihre Tochter unter dem Schreibtisch hervorzulocken. Danach weckte sie Melanie aus der Hypnose, und das Kind glitt aus der Trance in den katatonischen Zustand zurück, in dem es sich befand, seit es von der Polizei aufgegriffen worden war.
Laura hatte insgeheim gehofft, daß die Beendigung der hypnotischen Trance ihre Tochter auch aus der Katatonie herausreißen würde. Einen Moment lang fixierte sich Melanies Blick auch tatsächlich auf Laura; sie schaute ihr direkt in die Augen und legte eine Hand an Lauras Wange, so als wolle sie sich davon überzeugen, daß ihre Mutter kein Fantasiegebilde war. Laura rief eindringlich: »Bleib bei mir, Baby. Zieh dich nicht wieder zurück. Bleib
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