Tür ins Dunkel
arbeiteten Hoffritz und Ihr Mann noch immer für die Regierung.«
»Hoffritz war diskreditiert...«
»Wenn seine Forschungsprojekte wichtig waren und zu interessanten Resultaten führten, würde es für diese Leute nicht die geringste Rolle spielen, daß er sich in akademischen Kreisen diskreditiert hatte. Sie würden ihn trotzdem benutzen.« Er warf ihr wieder einen kurzen Blick zu, und der Zynismus in seinen Augen verriet deutlich, daß er sich keinerlei Illusionen über die Welt hingab. Von dem jungen Farmer war nichts mehr übriggeblieben, und sie fragte sich, ob der naive Mann vom Lande, der in der Großstadt gesellschaftlichen Schliff bekommen möchte, nur eine einstudierte Rolle gewesen war, die er sehr überzeugend gespielt hatte. Sie war plötzlich überzeugt davon, daß Earl Benton auch in seiner Jugend nicht gutgläubig und naiv gewesen war.
Und sie war sich nicht mehr sicher, ob sie ihm vertrauen konnte.
Die Situation war schlagartig so kompliziert geworden, daß sie sich etwas benommen fühlte. »Eine Konspiration der Regierung? Aber weshalb hätten sie dann Dylan und Hoffritz umbringen sollen, wenn Dylan für sie arbeitete?«
»Vielleicht haben sie sie nicht umgebracht«, erwiderte Earl, ohne zu zögern. »Im Grunde genommen ist es sogar sehr unwahrscheinlich, daß sie es getan haben. Aber vielleicht war Ihr Mann nicht weit entfernt von einem entscheidenden Durchbruch, der auch militärisch hätte angewandt werden können. Und vielleicht wurde er deshalb von der Gegenseite liquidiert.«
»Von der Gegenseite?«
Er beobachtete wieder die Straße. »Ausländische Agenten.«
»Russen?«
»Sie sind real. Die Sowjets sind real, nicht irgendwelche mythischen Gestalten, wie manche Leute zu glauben scheinen.«
»Das ist doch absurd«, protestierte sie.
»Warum?«
»Geheimagenten, Spionage, internationale Verwicklungen ... Gewöhnliche Bürger werden nur in Filmen mit solchen Geschichten konfrontiert.«
»Genau das ist der entscheidende Punkt. Ihr Mann war kein gewöhnlicher Bürger. Und Hoffritz auch nicht.«
Sie konnte ihren Blick nicht von dem Mann wenden, der sich vor ihren Augen so total verändert hatte. Sie wiederholte die Frage, die er vorhin nicht beantwortet hatte: »All diese Spekulationen... Sie könnten sie nicht anstellen, wenn Sie nicht über das Arbeitsgebiet meines Mannes und über seine Persönlichkeit sehr genau Bescheid wüßten. Woher haben Sie diese Informationen?«
»Dan Haldane hat mir einiges erzählt.«
»Der Detektiv? Wann?«
»Als er mich anrief, kurz vor Mittag.«
»Aber ich habe Ihr Büro erst nach 13 Uhr beauftragt.«
»Dan sagte, er würde Ihnen unsere Karte geben und dafür sorgen, daß Sie uns anrufen. Er wollte, daß wir von Anfang an auf alle Eventualitäten dieses Falles gefaßt sein sollten.«
»Aber er hat mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt, daß FBI-Agenten und Russen in diese Sache verwickelt sein könnten.«
»Er weiß nicht, ob sie es sind, Dr. McCaffrey. Er hält es nur für möglich, daß hinter diesen Morden mehr steckt, als man zunächst glauben könnte. Und er hat mit Ihnen nicht darüber gesprochen, weil er Sie nicht unnötig beunruhigen wollte.«
»Du lieber Himmel!« Laura fühlte sich in einem kunstvoll gesponnenen Netz von Konspirationen gefangen, und es kostete sie große Mühe, erneut auftauchende leichte Symptome von Verfolgungswahn zu unterdrücken. »Gehen Sie lieber zu Melanie«, sagte Earl.
Draußen fuhr eine Chevrolet-Limousine langsam die Straße entlang, hielt neben dem Wagen der Telefongesellschaft an und parkte gleich darauf vor ihm ein. Zwei Männer stiegen aus. »Das sind unsere Leute«, erklärte Earl. »Von California Paladin?«
»Ja. Ich habe vorhin im Büro angerufen und gebeten, man solle einige Männer herschicken, damit sie überprüfen, ob das Haus tatsächlich observiert wird. Ich wollte nicht selbst zu dem Wagen rübergehen und Sie und Melanie allein lassen.« Die beiden Männer gingen auf den Kastenwagen zu.
»Gehen Sie lieber zu Melanie«, wiederholte Earl. »Sie schläft.«
»Dann treten Sie wenigstens vom Fenster zurück.«
»Warum?«
»Weil ich dafür bezahlt werde, Risiken einzugehen, und Sie nicht. Und ich habe Sie gleich zu Beginn gewarnt, daß Sie tun müssen, was ich Ihnen sage.« Sie ging einige Schritte zurück, aber nur so weit, daß sie noch sehen konnte, was draußen vorging. Einer der beiden Paladin-Detektive stand neben der Fahrertür des Kastenwagens. Der zweite Mann war zu den
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