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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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erreichte, und es regnete stark. Obwohl in mehreren Zimmern Licht brannte, reagierte niemand auf sein mehrmaliges Klingeln, auch nicht auf sein Pochen und Hämmern gegen die Tür. Wo war Earl Benton? Er sollte doch bis Mitternacht hier sein und dann von einem anderen Paladin-Agenten abgelöst werden. Dan dachte an die zerquetschten Leichen in Studio City, an den toten Killer Ned Rink und an den Ladeninhaber Scaldone. Er machte sich immer größere Sorgen, während er über den nassen Rasen lief, sich zwischen zwei blühenden Hibiskussträuchern durchzwängte und durch ein Fenster spähte. Er sah nichts Außergewöhnliches, keine Leichen, keine Verwüstung, kein Blut, auch nicht, als er einen Blick durch das nächste Fenster warf. Mit rasendem Herzklopfen eilte er auf die Rückseite des Hauses. Die Küchentür war nicht ganz geschlossen. Als er sie auf stieß und über die Schwelle trat, sah er, daß der Türrahmen zersplittert und die Sicherheitskette aus ihrer Berestigung gerissen worden war. Und dann fiel sein Blick auf das Chaos im Raum: abgerissene Blumen, welke Blätter, Klumpen feuchter Erde. Kein Blut. Auf dem Tisch standen drei halbvolle Teller mit Spaghetti, mit Blütenblättern und Erde bestreut. Ein umgeworfener Stuhl. Rührmichnichtan im Spülbecken. Aber kein Blut. Gott sei Dank! Kein Blut. Bis jetzt.
    Er zog seinen Revolver.
    Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn, während er vorsichtig von Zimmer zu Zimmer ging, und sein Herz krampfte sich bei der Vorstellung zusammen, daß die bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Leichen irgendwo im Haus lagen. Doch er fand nur eine verängstigte Katze, die vor ihm wegrannte. In der Garage stellte er fest, daß Laura McCaffreys blauer Camaro verschwunden war, aber er wußte nicht, was das zu bedeuten hatte. Als er nirgendwo Leichen entdeckte, war er so erleichtert, als hätte man ihn plötzlich von einer zentnerschweren Last befreit. Seine grenzenlose Erleichterung und sein jähes Glücksgefühl ließen ihn erkennen, daß seine Gefühle für diese Frau und ihr Kind sich qualitativ und quantitativ nicht mit seinen Gefühlen für all die anderen Opfer vergleichen ließen, mit denen er in vierzehn Jahren konfrontiert worden war. Sein ungewöhnlich starkes Engagement war auch nicht damit zu erklären, daß dieser Fall vage Parallelen zum Fall Lakey aufwies. Er fühlte sich zu Laura McCaffrey nicht nur deshalb hingezogen, weil er sein Versagen im damaligen Fall wiedergutmachen wollte, indem er Lauras und Melanies Leben rettete. Das spielte zwar eine gewisse Rolle, war aber nicht allein ausschlaggebend. Die mächtige Anziehungskraft, die diese Frau auf ihn ausübte, beruhte nicht allein auf ihrer Schönheit, auch nicht auf ihrer Intelligenz, obwohl auch das für ihn wichtig war, weil er nie die Vorliebe vieler Männer für dumme Blondinen geteilt hatte; ihn faszinierte auch ihre unglaubliche Kraft und Entschlossenheit. Doch selbst wenn Laura und Melanie diese schlimme Lage überlebten, dachte Dan, so bestand doch sehr wenig Hoffnung auf eine Beziehung zwischen Laura und ihm. Um Himmels willen, sie hatte in Psychologie promoviert. Sie war gebildeter als er. Sie verdiente mehr Geld als er. Vergiß es, Haldane, sagte er sich. Schlag es dir aus dem Kopf. Diese Frau ist für dich einige Nummern zu groß.
    Als er in die Küche zurückkehrte, um sich dort das Durcheinander näher anzusehen, mußte er feststellen, daß er nicht mehr allein im Haus war. Michael Seames, der FBI-Agent, den er vor einigen Stunden im Sign of the Pentagram kennengelernt hatte, stand am Tisch und betrachtete die überall herumliegenden Blumen. Er hatte die Hände in seine Manteltaschen geschoben, und sein unnatürlich junges Gesicht hatte einen verwirrten und besorgten Ausdruck.
    »Wo sind sie abgeblieben?« fragte Dan.
    »Ich hatte gehofft, daß Sie mir das sagen könnten«, erwiderte Seames.
    »Laura McCaffrey hatte auf meine Anregung hin eine Bewachung rund um die Uhr vereinbart...«
    »Mit California Paladin.«
    »So ist es. Aber soviel ich weiß, wollten die Paladin-Leute ihr nicht empfehlen, sich irgendwo zu verstecken. Sie sollten mit ihr hierbleiben.«
    »Einer war hier. Ein gewisser Earl Benton.«
    »Ja, den kenne ich.«
    »Vor etwa einer Stunde hat er sich mit Laura McCaffrey und dem Mädchen aus dem Staub gemacht, als wäre ihnen der Teufel auf den Fersen. Wir haben auf der anderen Straßenseite einen Überwachungswagen stehen.«
    »Oh?«
    »Unsere Männer nahmen Bentons Verfolgung auf, aber

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