Tür ins Dunkel
er war zu schnell.« Seames runzelte die Stirn. »Es hatte rast den Anschein, als wollte er nicht nur jemand anderen, sondern auch uns abschütteln. Haben Sie irgendeine Idee, warum er das getan hat?«
»Vielleicht traut er dem FBI nicht.«
»Wir sind hier, um das Kind zu beschützen.«
»Sind Sie ganz sicher, daß unsere Regierung das Mädchen nicht gern in ihrer Gewalt hätte, um herauszufinden, was McCaffrey und Hoffritz in jenem grauen Zimmer mit ihr anstellten?«
»Durchaus möglich«, gab Seames zu. »Die Entscheidung darüber ist doch nicht gefallen. Aber dies hier ist Amerika, wie Sie wissen. Wir würden die Kleine doch nicht entführen. Wir würden für irgendwelche Tests die Erlaubnis ihrer Mutter einholen.« Dan seufzte, weil er nicht wußte, ob er dem Mann glauben sollte, aber er sagte: »Ja, vermutlich würden Sie korrekt vorgehen.«
»Sie haben nicht zufällig Benton geraten, mit der Frau und dem Kind abzuhauen?«
»Warum sollte ich so etwas tun? Ich bin ein pflichtbewußter Staatsdiener, genau wie Sie.«
»Arbeiten Sie demnach bei jedem Ihrer Fälle pausenlos, den ganzen Tag und die halbe Nacht hindurch?«
»Nicht bei jedem Fall.«
»Meistens?« Dan konnte guten Gewissens antworten: »Ja, in den meisten Fällen arbeite ich viele Stunden hintereinander. Die Untersuchung kommt ins Rollen, eines führt zum anderen, und es ist einfach nicht möglich, jeden Tag genau um 17 Uhr Feierabend zu machen. Den meisten Detektiven geht es ähnlich.«
»Ich habe gehört, daß Sie härter als die meisten anderen arbeiten.« Dan zuckte mit den Schultern. »Man sagt. Sie seien wie eine Bulldogge, die sich in etwas verbeißt und nicht wieder losläßt. Man sagt auch, daß Sie Ihre Arbeit lieben.«
»Es stimmt, daß ich ziemlich hart arbeite, aber in einem Mordfall wird die Spur eben oft sehr schnell kalt. Wenn man nach drei oder vier Tagen noch keinen Hinweis auf den Täter hat, gelingt es nur noch sehr selten, ihn überhaupt dingfest zu machen.«
»Aber in diesen speziellen Fall investieren Sie noch mehr Kraft als üblich. Habe ich nicht recht, Lieutenant?«
»Vielleicht.«
»Sie wissen genau, daß es so ist.«
»Nun, vermutlich strotzte ich gerade von Energie und Tatendrang.«
»Das ist keine befriedigende Erklärung«, sagte Seames. »Nein, Sie haben an diesem Fall ein besonderes Interesse.«
»So?«
»Stimmt das etwa nicht?«
»Nicht daß ich wüßte«, versicherte Dan, obwohl er plötzlich Laura McCaffreys liebliches Gesicht vor Augen hatte. Seames blickte ihn mißtrauisch an. »Hören Sie, Haldane, wenn jemand McCaffrey und Hoffritz finanzierte, weil ihr Projekt militärische Anwendungsmöglichkeiten bot, dann sind diese Leute - nennen wir sie einmal Finanziers - möglicherweise bereit, sehr viel Geld hinzublättern, um das Mädchen wieder in ihre Gewalt zu bringen. Aber dieses Geld wäre schmutzig, verdammt schmutzig. Jeder, der es annähme, würde sich daran die Hände schmutzig machen. Verstehen Sie, was ich meine?« Anfangs hatte Dan befürchtet, daß Seames etwas von seinen romantischen Gefühlen für Laura McCaffrey ahnte. Doch nun wurde ihm klar, daß der Agent aus gewichtigeren Gründen beunruhigt war.
Um Himmels willen, dachte Dan, der Kerl fragt sich, ob ich mich vielleicht an die Russen oder sonst wen verkauft habe!
»Verdammt, Seames, Sie sind auf einem total falschen Gleis!«
»Diese Leute würden eine ganze Menge Geld ausspukken, um das Mädchen zurückzubekommen, und ein Polizist wird in diesem Land zwar ganz anständig bezahlt, aber reich wird er nie -es sei denn, er hat noch ein paar Nebeneinkünfte.«
»Ich verwahre mich energisch gegen diese Unterstellung.«
»Und ich bedaure sehr, daß Sie diese Unterstellung nicht klar und deutlich für falsch erklären.«
»Bitte sehr: Nein, ich habe mich nicht an irgend jemand verkauft. Nein, non njet! Ist das deutlich genug?« Ohne darauf eine Antwort zu geben, sagte Seames: »Nachdem unsere Leute von Benton abgehängt wurden. kamen sie hierher zurück. Sie wollten abwarten, ob die Frau und das Mädchen zurückkehren würden oder ob sonst jemand auftauchen würde. Dann fiel ihnen ein, daß sie sich im Haus umsehen sollten. Die Küchentür war nicht abgeschlossen -und dann fanden wir dieses Durcheinander hier vor.«
»Und wie erklären Sie sich dieses Durcheinander?«
»Die Blumen sind aus dem Garten hinter dem Haus«, sagte Seames. »Aber wie sind sie hier hereingekommen? Und warum?«
»Das wissen wir nicht.«
»Und warum ist
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