Türkisgrüner Winter (German Edition)

Augen versinken. Wie benommen legte ich die Hand auf seine Seite, hielt ihn fest. Sein Daumen streichelte über meinen Mund und machte Platz, damit er einen sanften Kuss darauf hauchen konnte. Das Lächeln, das ich nicht einstellen konnte, trug auch er auf den Lippen und wir behielten es bei, als wir uns mit der Stirn aneinander schmiegten. Wärme durchflutete mich von Kopf bis Fuß.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass ich tatsächlich neben dir liege«, flüsterte Elyas.
    »Du sprichst mir aus der Seele«, erwiderte ich leise. Erst wenn man die Hölle durchlebte, konnte man die Schönheit des Himmels zu schätzen wissen. Und mein Himmel war noch viel schöner als die Abgründe der Hölle tief sein konnten. Ich streckte das Kinn und küsste ihn, spürte, wie er unter meinen Lippen lächelte und den Kuss langsam und zärtlich zu erwidern begann. Die Berührungen, die Gesten waren so zaghaft, als täten wir das zum ersten Mal. Der Kuss war unschuldig, süß und schmeckte nach Elyas.
    »Ich liebe dich, Emely.« Seine sanfte Stimme und die märchenhaften Worte legten sich wie ein Nebelschleier um meine Seele.
    »Ich liebe dich, Elyas.« Meine Lippen hatten sich kaum bewegt, doch in seinen Augen sah ich, dass er jede einzelne Silbe verstanden hatte. Ich wollte nie wieder aus diesem Bett aussteigen. Für immer hier liegen, ihn fühlen, ihn riechen und seine Körperwärme spüren. Ich vergrub das Gesicht an seiner Brust und drückte mich an ihn. Er legte mir die Hände auf den Rücken, fuhr ihn in langsamen Bewegungen auf und ab. Sein Geruch, der sich in tausende Facetten spaltete und sich am Ende wieder zu einer Note zusammensetzte, schmiegte sich um meine Atemwege. Elyas legte die Lippen auf meine Stirn, küsste mich immer wieder und vergrub das Gesicht tief in meinen Haaren.
    Ich hatte so viele unterschiedliche Gefühle an diesem Abend durchlebt. Erst die Ungewissheit, ob er sich überhaupt jemals wieder bei mir melden würde, dieses nervenaufreibende Gespräch, das mir all meine Kräfte geraubt hatte, bis hin zu der Leidenschaft, von der ich hilflos übermannt worden war. Und nun empfand ich in seinen Armen nichts als Frieden. Nur Glück, Liebe und Ruhe. So als würden wir uns nicht in diesem Bett befinden, nicht auf diesem Planeten sein, sondern irgendwo anders, wo es viel schöner war als hier, an einem Ort, an dem es keine Kriege, kein Leid und keine grausame Realität gab. Es war, als lägen wir auf einer blühenden Sommerwiese, wo nur leichtes Rascheln von Blättern im Wind und das zarte Zwitschern von Vögeln zu hören war. Eine Welt, in der niemals etwas Schreckliches passiert war, eine Welt, in der seit je her Einklang herrschte und alles einen Sinn ergab.
    Ich schob mein Knie zwischen Elyas‘ Beine und langsam verschlangen wir sie immer fester ineinander. Niemals mehr sollte er gehen, niemals mehr sollte er von meiner Seite weichen. Ich lauschte seinem ruhigen Herzschlag, seiner regelmäßigen Atmung und empfand es als die schönsten Geräusche, die ich jemals gehört hatte. Elyas musste wahnsinnig müde gewesen sein, doch er kämpfte dagegen an und hörte keine Sekunde auf, mich zu streicheln. Diese Nacht war unsere und wir hielten sie fest, bis langsam der Morgen anbrach. Erst dann spürte ich, wie Elyas‘ Bewegungen langsamer wurden und der Schlaf doch noch über ihn siegte. Aber das war nicht schlimm. Ich war glücklich.
    Morgen , dachte ich lächelnd und schloss die Augen. Ich freute mich auf morgen.

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