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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Daumen. »Das Gefühl gefällt mir ganz und gar nicht. Da ist mehr geschehen als nur eine Veränderung der Windbahnen.«
    »Du hast recht, doch ist das nur vorteilhaft für dich.«
    »Nun, dann sage mir, guter Gyretis, was ist Creslins größtes Problem?« Hartor blickt in den Spiegel auf dem Tisch. »Keine Vermutungen, sprich es aus!«
    Gyretis zuckt mit den Schultern. »Nahrung und Wasser. Er ist nicht reich. Wir haben Korweils Münzen abgefangen, und selbst Westwind schickt nicht viel Gold oder Vorräte. Recluce ist jetzt bereits zu trocken, und er kann nicht mehr lange warten.«
    »Großartig.«
    »Ja. Du hast selbst erklärt, dass der Sommer sehr trocken ist. Was geschieht, wenn in Montgren gar kein Regen fällt? Oder wenn die Sommerregen die Felder in Kyphros nicht erreichen? Oder die Westhörner? Dann ist Westwind nicht länger den Großteil des Jahres über unter tiefem Schnee begraben.«
    »Das würde viel verändern.«
    »In der Tat. Ich halte den Zeitpunkt für gekommen, in ganz Candar – natürlich insgeheim – kundzutun, dass diese abtrünnigen Schwarzen auf Recluce Tausende aushungern wollen.«
    »Wir können doch das nicht mit Bekanntmachungen anschlagen oder durch Marktschreier an jeder Ecke ausrufen lassen«, erklärt Hartor barsch.
    »Gerüchte sind weitaus wirkungsvoller und werden bereitwilliger geglaubt.«
    Hartor lächelt. »Gut, dann sagen wir es wenigen, sorgfältig ausgewählten Menschen und bestehen darauf, es geheim zu halten.«
    Gyretis nickt.
    »Und danach machen wir weitere Pläne …«

 
CXII
     
    C reslin steht auf dem Hügel am Ende des Wegs, der eines Tages eine breite Prachtstraße darstellen wird, jedenfalls hofft er das, und schaut über den Hafen hinweg nach Norden aufs Meer hinaus.
    Megaera steht neben ihm. Beide tragen noch Leder und Stiefel, da sie an Übungskämpfen teilgenommen haben. Es ist Spätnachmittag, doch immer noch fast unerträglich heiß.
    Hinter ihnen steht ein einfaches Bauwerk, aus dem ein Stall werden soll. Im Gegensatz zur Schwarzen Residenz hat Creslin beim Bau des Stalls keinen Finger gerührt, sondern die Arbeit den Hamoranern überlassen, von denen sich die meisten nicht länger als Gefangene sehen.
    »Ich glaube, ich kann es spüren«, sagt Megaera.
    Creslin nickt. Seine Sinne sind halb bei den dunklen Wolken, die aus Nordwesten auf Recluce zurollen.
    Gleich hinter dem Hafen erstreckt sich unendlich das Meer – wie eine fast spiegelglatte dunkelgrüne Wiese. Weiter im Norden bilden sich die ersten Schaumkronen unter den Böen, die dem Sturm vorangehen.
    Ganz leise grollt in der Ferne Donner.
    … ein mächtiger Sturm … Liebster …
    »Du warst dabei. Alles andere blieb wirkungslos.« Er macht eine Pause. »Wenn es übertrieben ist, können wir vielleicht mit Klerris’ Hilfe eine Veränderung der Windbahnen vornehmen.«
    »Überstürze nichts. Zuerst müssen sich die Muster der Bahnen selbst ordnen.«
    »Wie lang wird das dauern?«
    »Zwei oder drei Achttage.«
    »Na gut.« Er lacht. »Wir können wohl soviel Regen brauchen. Es ist viel zu lange trocken gewesen.«
    »Mögest du diese Worte nie bereuen.«
    »Ja, lass uns zurückgehen.«
    Sie eilen in der Hitze auf die Mauern der Schwarzen Residenz zu, die Kühlung spenden, vorbei an dem unfertigen Stall.

 
CXIII
     
    E r winkt Narran. »Hierher!« Der Regen läuft durch Creslins Haar in den Rücken, als er den schweren Stein an die richtige Stelle schiebt.
    Schlamm und Lehmmassen haben viele Steine aus dem Fundament der Mauer bergab geschwemmt, die jetzt notdürftig ersetzt werden müssen.
    Narran stapft mit einem weiteren Stein durch den tiefen Schlamm.
    »Dorthin.« Creslin zeigt ihm die Stelle.
    Kaum ist der Stein in die Lücke eingepasst, marschiert der drahtige Söldner wieder den Hügel hinauf, von dem das Wasser herabfließt. Creslin macht einen großen Schritt über den Abflußkanal, den er mit Narran und Perra gegraben hat, um das Fundament vor weiteren Wassermassen zu schützen.
    Der kräftige untersetzte Perra geht stumm an Creslin vorüber. Er trägt auf jeder Hüfte einen Stein. Ein Windstoß reißt die mit Öl getränkte Jacke des Söldners auf.
    Creslin stapft hinter Narran die fünfzig Ellen weiter hoch zum Felsvorsprung. Seine Stiefel bleiben ständig im roten Lehm stecken, der vor weniger als einem Achttag noch hart gebackener Boden war.
    Creslin schleppt einen großen Stein nach unten und passt ihn ins Mauerwerk ein. Auch Narran und Perra müssen noch zweimal Steine bringen.

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