Türme Der Dämmerung
ungerecht.«
Megaera schluckt. »Verzeih.«
Er lächelt gequält. »Ganz gleich, was ich tue, es ist falsch. Doch ich vermag nicht länger zu warten.« Er holt unter dem Strohsack ein Stück der Goldkette hervor.
»Hier, das ist alles, was noch übrig ist«, sagt er.
Megaera betrachtet die fünf Kettenglieder. »Die Vorräte auf dem letzen Küstenschiff aus Suthya haben soviel gekostet?«
»Ja. Ich musste Freigr das Gold für die Segel im Voraus geben. Er wird sie erst in einem Achttag bringen.«
»Das ist Wucher! Du hättest das suthyanische Schiff deshalb versenken sollen.« … Diebe! Weißherzige Krämer …
Creslin reibt sich die Stirn. Ihr plötzlicher Wutausbruch bereitet ihm Schmerzen. Er hebt die Hand. »Ja, das hätte ich tun können, doch war es das einzige Schiff, das in – ich weiß nicht wie vielen Achttagen – neben der Greif unseren Hafen anläuft. Wer wäre das Risiko eingegangen, meinen und den Zorn der Weißen Magier auf sich zu ziehen, hätte ich sie versenkt?«
»Verdammte Schwester! Wo bleibt die Unterstützung, die sie zugesagt hat?«
Creslin weiß, dass er mit Ryessa nicht rechnen kann.
»Es ist schwierig, aber ich erinnere mich an die Zeit, als wir im Hof Verstecken gespielt haben und sie mir geschworen hat, wir würden stets Schwestern bleiben, ganz gleich, was käme.«
»Das seid ihr auch. Sie tut nur das, was sie als das Beste für Sarronnyn erachtet.«
»Könnte eine gelegentliche Ladung Käse oder altes Getreide Schaden anrichten?« Megaera setzt sich neben ihn und küsst ihn unvermittelt.
… Liebster …
… Megaera …
Viel später liegt sie immer noch in Creslins Armen. Er genießt ihren Duft und küsst zärtlich und langsam ihren Hals, dann wieder den Mund.
»Hmmmm …«
Megaera löst sich von ihm. Er bewundert ihr flammendrotes Haar, die zarte Haut und die schlanke Gestalt. Immer noch erfüllt es ihn mit Staunen, dass sie bei ihm ist.
»Du bist unmöglich.« Ihre Stimme klingt heiser.
»So habe ich immer gefühlt.«
»Nicht in Sarronnyn.«
»Ich habe deinen Sinn für Humor genossen, selbst als ich nicht wusste, wer du warst.«
»Ein Punkt für dich.« Megaera errötet … ‚ ich liebe dich … »Ich wollte, dass du das weißt, ehe alles noch schlimmer wird.«
»Glaubst du, dass es eine Katastrophe gibt?«
»Nein, noch schlimmer.« Ihr Gesicht ist ernst.
Sie schweigen eine Zeitlang.
»Halte meine Hand«, bittet Megaera … ‚ falls du Hilfe brauchst …
Seine Augen brennen, doch dann wendet er die Gedanken den hohen Winden im Norden, ihren Verbindungen und den Mustern zu, die den Regen der Welt bestimmen.
Diese starken Winde in großer Höhe sind wie Flüsse aus Stahl. Sie schleudern Creslin zurück in den Süden, wie eine Wasserhose ihr Spiel mit einem Schiff treibt. Er verliert beinahe die Orientierung, als er über den Meeren im Norden hin- und hergeworfen wird.
… wenig Änderungen …
Die Wärme, die mit diesem Gedanken kommt, reicht aus, dass er nicht mehr danach strebt, die Stahlflüsse in der Höhe zu verbiegen. Stattdessen blickt er in sie hinein, schiebt hier ein wenig, dann dort …
Stumm heulen die Stürme und sträuben sich gegen die Veränderungen und deren Verursacher. Die Winde auf der ganzen Welt erschaudern und klagen, als die Stürme hoch oben ihren Lauf ändern.
Endlich kehrt Creslin nach Recluce zurück … und verfällt in einen fast todesähnlichen Tief schlaf. Es ist beinahe dunkel, als er schließlich erwacht. Er hebt den Kopf und lässt ihn stöhnend wieder sinken.
… Creslin …
Stumm drückt er Megaeras Hand, bewegt sich jedoch nicht, um keinen neuerlichen Schmerzstoß auszulösen.
»Ist alles in Ordnung?« fragt Megaera.
Er reibt sich die Stirn. »Ich glaube schon, ja.« Sein Hals schmerzt.
»Meiner auch.«
Einen Augenblick später fügt er hinzu: »Danke! Ohne deine Hilfe wäre es mir nicht gelungen.«
Sie ergreift wieder seine Hand. Stumm liegen beide in der Dunkelheit und hören in der Ferne die Klagen der Winde in der Höhe, lauschen den aufziehenden Stürmen … und fürchten sich vor den vielen Toten, die sie sehen werden.
CXI
» E r hat etwas getan«, erklärt der Weiße Magier mit dem jungen Gesicht. »Ich habe es gespürt.«
»Wer nicht?« Hartor denkt kurz nach. »Es war nicht Creslin allein. Ich habe eine gewisse … Zartheit gespürt. Nicht nur brutale Gewalt …«
»Es lag genug Gewalt darin, um die Winde von ihren Bahnen abzulenken.«
Hartor reibt sich das eckige Kinn mit dem stumpfen
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