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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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alles gereicht. Hätte ich das Wetter nicht verändert, läge jetzt die Hälfte aller Menschen hier in Landende im Sterben oder wäre schon tot. Und alle würden mir die Schuld daran aufhalsen.«
    »Das ist völlig übertrieben.«
    »Das glaube ich nicht.« Creslin macht eine Pause, um herauszufinden, ob sein Magen ihn korrigiert. Doch nichts ist zu spüren.
    »Es wäre doch möglich, dass du dich irrst. Die Bindung an die Ordnung bedeutet zwar, dass du nicht vorsätzlich lügen kannst, doch nicht, dass du unfehlbar bist, wenn du glaubst, die Wahrheit zu sagen.« Klerris wendet sich vom Regen ab. »Auf alle Fälle hast du das Wetter bereits verändert. Lass uns ans Feuer gehen. Ich sage dir, was ich weiß, danach werden wir beraten, was wir tun können.«
    Creslin folgt Klerris ins Haus.

 
CXVI
     
    » I rgendetwas stimmt hier nicht, Heldra.« Die Marschallin bleibt stehen und rückt den Schwertgurt zurück. Dann geht sie schnellen Schritts durch den langen Korridor zum großen Speisesaal.
    »Könnte es nicht nur am Wetter und der verlorenen Ernte liegen?«
    »Creslin macht allen das Leben schwer, auch uns.« Sie lacht auf. »Schlechte Ernte bedeutet weniger Handel und weniger Geld, um die Garde zu bezahlen. Weindre spricht viel über Geld, doch bis jetzt hat Suthya noch nicht eine einzige Münze auf den Tisch gelegt.«
    »Sie waren immer geizig.«
    »Das wissen wir nur zu gut.« Die Marschallin verstummt, als sie sich dem Eingang nähern. Zwei Wachen und ein Page erwarten sie.
    »Die Marschallin von Westwind! Heil der Marschallin!« Die Stimme des Pagen ist dünn, aber durchdringend.
    Die Marschallin geht durch den mit Gobelins geschmückten Eingang auf die Estrade zu. Heldra folgt ihr auf den Fersen. Doch ein zweiter Page tritt zur Waffenmeisterin und sagt leise etwas. Zwei, drei Schritte beträgt der Abstand zwischen den beiden Frauen.
    Da zischen Bolzen von Armbrüsten aus der Ecke der Banketthalle.
    Heldra fällt unter dem ersten Hagel auf den polierten Boden.
    »Dunkelheit!«
    Die schwarz gekleidete Marschallin taumelt, ehe ihr die Beine den Dienst versagen.
    »Holt die Heilerin! Schnell!«
    Die Westwind-Garde, die beim offiziellen Bankett Dienst tat, beachtet die Schreie nicht. Die Aristokraten Suthyas weichen vor den grimmigen Gesichtern und dem nackten Stahl zurück.
    Die Garde stürmt die Treppen hinab, ohne sich um die Armbrustschützen auf dem steinernen Balkon zu kümmern. Alle eilen zum Tor des Palasts.
    Auf der Estrade untersucht eine einzige Heilerin die Leichen. Bei der dritten schüttelt sie den Kopf.
    Die Marschallin liegt mit dem Gesicht nach unten. Drei Bolzen ragen aus dem Rücken hervor. Heldra liegt noch unter ihr. Ein Bolzen steckt in ihrer Brust und einer hat ihren Hals durchbohrt.

 
CXVII
     
    M egaera stößt zu und wehrt die Klinge der Gegnerin ab. Diese taumelt unter der Gewalt des harten Holzstabs.
    »Gut!« Shierra blickt von der Soldatin der Garde zur Regentin. »Aber du gehst nach einem Angriff immer noch nicht gleich wieder in Kampfstellung. Du trägst kein Duell aus. Wenn du die Klinge unten lässt und dich zu deinem guten Hieb beglückwünschst, fängst du dir schnell einen Stoß in den Bauch ein. Nimm die Klinge sofort wieder hoch. Und du, Pietra, du hältst die Klinge zu niedrig.« Shierra tritt vor und hebt die Holzwaffe. »So. Hast du gesehen, wie sie dich durch eine Finte geschlagen hat?«
    Pietra nickt.
    Megaera nickt ebenfalls. Dann schüttelt sie den Kopf und wischt den Schweiß von der Stirn. »Für heute ist das alles.«
    »Danke, Euer Gnaden«, sagt Pietra.
    »Ich danke dir.«
    Megaera stellt den Stab zurück in das Gestell, nimmt wieder ihr Schwert auf und begibt sich schnell zur Feste.

 
CXVIII
     
    C reslin sitzt in dem Holzsessel, in dem er nächtens die Winde beobachtet. Er lässt seine Gedanken nach Westen schweifen, nach Candar und Montgren. Seit er diese Wache begonnen hat, gibt es auch heute keine Flotten im Meer vor Recluce. Nur Fischerboote und ein Dreimaster fahren in Richtung Nordla.
    Der Wetter-Magier schickt seine Sinne zu den Winden im Westen, zum klaren Himmel und in das trockene Land, auf die unsichtbaren weißen Nebel zu, die Fairhaven und Montgren einhüllen.
    Rauchwölkchen steigen aus den Tälern empor, wo die dürren Felder brennen. Doch gibt es in Montgren keine Soldaten, nur winzige weiße Punkte flackern ab und zu auf.
    Die Soldaten werden später kommen, viel später.
    Creslin steht auf und verlässt das Arbeitszimmer. Er geht auf die

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