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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ihn«, erklärt Derrild. »Es muss nicht noch ein Dieb hier aufwachsen.«
    »Zieh dich aus!« befiehlt Creslin. »Und dann stell dich vor diese Tür!«
    Er wartet. Obgleich der Tag warm ist, zittert der dunkelhaarige Junge, als er nur in Unterhosen dasteht.
    »Und was nun?« fragt Hylin.
    »Heb den Bogen auf, dann reiten wir weiter. Ich bezweifle, dass er uns nochmals angreift, und ich habe keine Lust, eine Leiche zu erklären.«
    »Weichherziger Kerl«, meint Derrild mürrisch. Hylin hebt den Bogen auf, zerbricht ihn und wirft die Stücke fort.
    Creslin mustert den Jungen scharf. »Wenn du so weitermachst, stirbst du noch vor deinem nächsten Geburtstag.« Seine Stimme tönt wie Donnergrollen.
    Dann folgen die beiden Wächter dem Wagen zu einer Kreuzung mit einer größeren Straße.
    »Weißt du, Creslin«, meint Hylin leise. »Du kannst einem richtig Angst einjagen. Ich glaube jedes Wort deiner Warnung an den Jungen – und er auch.«
    »Sie stimmt auch. Warum ich das weiß, vermag ich dir nicht zu erklären. Aber sie ist wahr. Manchmal weiß ich eben Dinge.« Creslin zuckt mit den Schultern. »Und zu anderen Zeiten weiß ich gar nichts.«
    »Was bist du? Eine Art Magier-Krieger?«
    »Ich wünschte …« Creslin lacht verlegen. »Nein, eigentlich nicht.«
    »Hört auf zu quatschen, ihr beiden«, ruft Derrild. »Dort ist das Lagerhaus.«
    »Ich erkenne es wieder«, ruft Hylin.
    Das Lagerhaus ist aus Stein gebaut, drei Stockwerke hoch, und nimmt den Raum mehrerer Häuser ein. Es überragt die neben dem Stadttor liegenden Gebäude, eine Schreinerwerkstatt und ein Geschäft für Stoffe. Doch es gibt noch etliche Häuser mit weißen Fassaden, die ebenso hoch sind.
    Derrilds Gebäude verfügt über drei Eingänge: ein offenes Tor zum Schieben, durch das sein Wagen hereinfahren kann, dann eine zweite Tür, mit Eisen beschlagen und verriegelt, und eine dritte, aus geschnitzter Eiche unter einem blau gestrichenen Sims.
    Creslin blickt nach oben. Im obersten Geschoß befinden sich die Wohnräume. Hylin ist vor dem Schiebetor abgestiegen. Derrild fährt hinein.
    »Brauchst du Hilfe?« fragt Creslin.
    »Nein, ich schließe es, folge du nur Derrild.«
    Drinnen sieht Creslin eine Reihe offener Kisten, die meisten sind leer. In einer lagern Tongefäße mit großer Öffnung. Die Kisten sind übereinander gestapelt. Über hölzerne Stiegen kann man zu den verschlossenen Kisten hinaufgelangen.
    An der hinteren Wand befinden sich sechs Stände für die Pferde und Maultiere. Daneben liegt ein verschlossener Raum, in dem der Händler wohl seine Geschäfte abwickelt. Eine schwarze Stute steht in einem Stand, die anderen fünf sind leer.
    Trotz des Dämmerlichts, das durch zwei hohe Fenster in der hinteren Wand fällt, sieht Creslin sofort, dass alles äußerst ordentlich und reinlich ist. Hinter dem mürrischen Äußeren Derrilds verbirgt sich ein ordnungsliebender Charakter, wie auch bei Hylin.
    Creslin stutzt. Hatte er deshalb so wenig Probleme bei der Überquerung der Berge Candars?
    Er bringt seinen Rappen in den dritten Stand und nimmt ihm Sattel und Satteldecke ab. Ordentlich hängt er alles auf die dafür vorgesehenen Pflöcke.
    Der Rappe schnaubt.
    »Ich weiß … ich weiß. Es war ein langer Ritt, doch jetzt kannst du dich ausruhen.«
    »He, du hast nicht ewig Zeit«, ruft Hylin.
    »Jaja«, sagt Creslin. »Wir beide müssen die Packmaultiere abladen, richtig?«
    »Goldrichtig.«
    Das Abladen selbst ist nicht schwierig, dafür aber das Hinaufsteigen und die Entscheidung, was in die offenen und was in die geschlossenen Kisten gehört.
    »Nicht da! Die Purpurglasur kommt in die geschlossene daneben!« ruft der Händler. »Trag die Krüge mit dem Cerann-Öl einzeln. Ich kann es mir nicht leisten, wenn ihr sie zerbrecht. Sie gehören in die Kisten mit dem grünen Blatt.«
    »Wo ›Cerann‹ draufsteht?« fragt Creslin.
    »Ja … woher weißt du das?«
    »Ich kann lesen, woher sonst?«
    Danach geht das Verstauen schneller, da Hylin Creslin die Waren mit Aufschrift reicht. Er hat das Gefühl, dass alles mit einer Aufschrift entweder schwer, kostbar, zerbrechlich oder all dies zusammen ist.
    Schweiß strömt ihm über die Stirn, als er den letzten Krug hinaufschleppt, auf dem ›Porthernth‹ steht.
    »Ist das alles?« fragt Hylin.
    »Ja, endlich.«
    Creslin steigt vorsichtig die Stufen hinab. Derrild ruft beide Männer zu sich. Er steht an der Tür, die wohl zu den Unterkünften führt. »So, ihr bekommt Essen, ein Bett, morgen

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