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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ständig breiter werdenden Felstal, um sich irgendwo niederzulassen.
    »Man muss besser sein und Dinge tun, die andere nicht tun. Das trifft auf alles zu. Mehr Können, mehr Wagnisse – das zahlt sich aus. Und schneller muss man sein«, fügt der Händler hinzu. »Du dürftest das verstehen, so wie du dein Schwert führst. Wir halten unterwegs nicht an, um etwas zu verkaufen, weil wir für alles viel, viel mehr bekommen, je schneller wir es nach Osten bringen.«
    Creslin nickt und betrachtet Hylins Rücken, der vor ihm reitet.
    »Und noch etwas. Ehrlichkeit!«
    Bis jetzt hat Creslin gehört, dass Händler von allen Kaufleuten die größten Betrüger seien.
    »Ehrlichkeit zahlt sich aus, Junge. Und das sind keine frommen Sprüche. Nein … sie zahlt sich in barer Münze aus. Die Menschen machen gern Geschäfte mit dir und heben ihre Waren für dich auf, wenn sie wissen, dass du dein Wort hältst. Gute Wächter arbeiten für dich, weil du ihnen das zahlst, was du versprochen hast. Außerdem, wenn du dir selbst gegenüber ehrlich bist, belügst du dich nicht und redest dir nicht ein, imstande zu sein, Dummheiten zu machen. Wenn du dich selbst belügst, wird es dich das Leben kosten, falls du dich vorher nicht bereits ruiniert hast.«
    Creslin runzelt die Stirn. Wenn er es recht bedenkt, war Derrild ein- oder zweimal dumm gewesen, auch großsprecherisch. Er hatte erbittert gefeilscht und versucht, jemanden zu betrügen.
    »Aber bei den vielen weiten Fahrten durchs Land ist es nicht leicht …«

 
XXVII
     
    C reslin beugt sich im Sattel vor. Rechts vor ihm glänzt ein Fluss im Sonnenlicht. Nach links führt die Straße zu einem weiten steinernen Torbogen. Das Rumpeln der Räder hallt laut.
    Im Gegensatz zu den kleineren Städten in Gallos und Certis besitzt Jellico eine über fünfzig Ellen hohe Stadtmauer. Das Südtor ist offen. Es hängt in schweren Eisenangeln. Die in Stein gemeißelten Rillen, in denen die Torflügel gleiten, wenn sie geschlossen werden, sind fein säuberlich gekehrt.
    Eine Abteilung aus zwölf Mann, in graubraunem Leder, patrouilliert vor dem Tor. Sie nehmen jeden genau in Augenschein, der hinein oder heraus möchte.
    »Ah, Meister Derrild, lange nicht gesehen. Manche haben behauptet, Ihr seid zu weit gefahren.« Die Stimme des Hauptmanns klingt respektvoll und freundlich. Sein Rundbauch quillt nicht aus der Uniform.
    Auf der Stadtmauer über ihm sieht man hinter den Zinnen zwei Bogenschützen. Sie sitzen faul in der Sonne und haben die Bogen in Reichweite an die Brustwehr gelehnt.
    »Eure Männer?« fragt der certische Hauptmann und nickt mit dem Kopf zu Hylin und Creslin.
    »Hylin kennt Ihr doch bereits«, beginnt Derrild. »Und Creslin ist kurz nach Bleyans zu mir gekommen, nachdem Berlis für eine Dame entflammte, deren Familie seine Zuneigung für ausgesprochen bindend hielt. Ich hoffe, er fühlt sich wohl als Pantoffelheld!« Derrilds Lachen bricht sich am Mauerwerk.
    Der Hauptmann lächelt höflich. »Schön, Euch wieder hier zu haben, Meister Derrild. Einen schönen Tag noch.« Seine Augen lächeln nicht und ruhen nachdenklich auf Creslins Silberhaar.
    Die drei Männer halten Einzug in die Stadt. Die schmalen, meist zweistöckigen Häuser sind aus gebrannten Ziegeln erbaut, weisen spitze Giebel und schwere, mit Eisen beschlagene Türen auf, die trotz der Sonne und der Frühlingswärme geschlossen sind.
    »Ich erwisch dich, Thomaz! Ich kriege dich!« kreischt ein kleiner zerlumpter Junge, der einen anderen jagt.
    »Passt auf die Pferde auf!« schreit eine Frau im Lederrock den beiden Jungen zu.
    Creslin wendet den Blick von den Kindern einer schmalen Gasse zu, die ungefähr dreißig Ellen entfernt ist. Auch ohne Wind spürt er, dass dort jemand wartet. Er greift zum Bogen und sagt zu Hylin: »In der Gasse ist jemand.«
    »Lass sie zu uns kommen.« Hylin zügelt sein Pferd.
    Als Derrild die Maultiere anhalten lässt, verschwinden die beiden kleinen Jungen rechts zwischen den Häusern. Die Frau bleibt stehen und holt einen Kurzbogen hervor.
    »Halt!« schreit Creslin und legt den Pfeil auf die Bogensehne.
    Jetzt sieht er, dass die ›Frau‹ ein dünner Bursche ist und beunruhigt zur Gasse blickt.
    Creslin lächelt, als er hört, wie Schritte sich eilig von dort entfernen.
    »Sie sind weg«, erklärt Hylin. »Sie konnten uns nicht überraschen, da sind sie lieber fortgerannt, anstatt zu kämpfen.«
    »Bitte«, fleht der junge Bursche, auf den Creslin den Pfeil gerichtet hält.
    »Erledige

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