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Türme Der Dämmerung

Titel: Türme Der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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tot im Sattel.« Hylins Stimme klingt ausdruckslos.
    »Nicht möglich. Ich bin nur zweimal hindurchgeritten.« Dann sieht er einen Bogenschützen auf dem Rücken liegen. Eis bedeckt sein Gesicht. Wie kann es Eis geben? Der Abend ist kalt, aber nicht so kalt. Creslin schluckt. Er möchte nicht darüber nachdenken, wie er die Winde vom Dach der Welt herbeirief.
    »Creslin, ich möchte nicht wissen, was du bist.«
    »Ich bin nichts … überhaupt nichts.« Er reinigt sein Schwert und steckt es wie selbstverständlich zurück in die Scheide.
    »So ist auch der Tod, mein Freund.« Hylin steigt ab, beugt sich über den toten Anführer der Banditen und schneidet eine pralle Lederbörse vom Gürtel, die er Creslin zuwirft. »Steck das ein und nimm hier den Rappen.«
    Wie betäubt verstaut Creslin die Börse im Gürtel. Er begreift es nicht. Der Bogenschütze wollte ihn mit einem Pfeil aufspießen, und im nächsten Augenblick sind vier Männer tot, wenn er Hylin Glauben schenken darf. »Das kann ich nicht getan haben.« Er schüttelt den Kopf und geht durch den knöcheltiefen Schlamm zu seinem Wallach, um Bündel und Satteltaschen abzunehmen.
    Dann lädt er alles auf den muskulösen schwarzen Hengst eines Banditen. Das Tier ist ganz ruhig, als er sich in den Sattel schwingt.
    Irgendwo donnert es. Wolken ballen sich zusammen.
    »Kaum zu glauben, dass du nicht zu dieser Teufelsgarde gehörst … wie du mit Pferden umgehst und wie du kämpfst.«
    »Ich bin von ihnen ausgebildet worden.« Warum nicht ein Stückchen Wahrheit preisgeben.
    »Hm, aber das mit dem Bogenschützen verstehe ich trotzdem nicht.« Hylin sieht ihn nicht an.
    Auch Creslin weiß nicht genau, was geschehen ist, aber er möchte nicht über den Bogenschützen sprechen, nicht heute Abend. Mit jeder neuen Auseinandersetzung wird ihm klar, dass er sich selbst immer weniger kennt. Ihn schaudert, obgleich es nicht kalt ist.
    Regen setzt ein. Kalte Tropfen – nicht wie der Regen am Morgen.

 
XXVI
     
    C reslin blickt nach rechts. Felsen, nichts als Felsen, in den tieferen Spalten altes Eis. Obgleich die Osthörner bei weitem nicht die Höhe der Westhörner erreichen, sind sie kahler, mit weniger Bäumen oder Büschen, und trockener, als würde der Schnee, der aufs Dach der Welt fällt, nie so recht bis zu den Ebenen gelangen.
    Eine schwarze Aaskrähe kreischt über dem engen Pfad. Dann verschwindet der Aasfresser mit lautem Flügelschlag nach Osten, in Richtung Jellico. Creslin spürt das böse Weiße, das diesen Vogel umgibt, ohne die Sinne auszusenden. Doch zumindest gibt es in den Bergen keine Moskitos. Ihm ist die Kühle angenehm.
    Bei einer scharfen Biegung stößt Derrilds Wagen fast gegen eine Felsnase.
    »Gibt es keine breitere Straße über die Osthörner?« fragt Creslin.
    »Die im Süden ist fast doppelt so breit«, antwortet Hylin.
    »Warum nehmen wir sie nicht?«
    »Das würde fünf Tage länger dauern«, erklärt Derrild. »Dann müsste ich euch fünf Tage mehr bezahlen, außerdem die Herbergen, und ich könnte fünf Tage weniger Ware verkaufen.«
    »Aha …«
    »Vergiss nicht, Silberkopf, dass ich mehr Fahrten unternehmen oder mehr Tage im Geschäft in Jellico sein kann, wenn jede Fahrt weniger Zeit in Anspruch nimmt.«
    Creslin wünscht, er hätte nicht gefragt.
    »Und außerdem ist diese Route sicherer«, fährt der Händler fort, »weil alle großen Karawanen die Straße im Süden nehmen. Manchmal sehen wir hier keinen einzigen Banditen.«
    Hylin grinst Creslin zu.
    »… und in meinem Alter brauche ich diese Aufregungen nicht mehr«, erklärt Derrild weiter. »Wenn ein Mann eine Frau, drei Töchter, aber nur einen Sohn hat, muss er etwas tun. Warum sollte ich nur in einem Laden sitzen und Fett ansetzen? Aber diese Fahrten durchs Land – zuweilen möchte ich nie wieder auf einem Pferd oder einem elenden Karren sitzen.«
    »Was ist mit den Straßen?« fragt Creslin.
    »Welche Straßen meinst du?« Wieder nimmt der Händler eine Biegung gefährlich knapp. »Richtige Straßen gibt es nur von Lydiar nach Fairhaven und von dort zu den Osthörnern. Die Magier haben gute Straßen gebaut.«
    »Und warum nehmen wir diese nicht?«
    »Weil auf Straßen, die jeder nimmt, kein Geld zu verdienen ist, du junger Schwachkopf. Wenn du dasselbe tust wie alle anderen, bleibst du ewig arm. Sieh mal, du verstehst es, mit der Klinge umzugehen. Wärst du nur durchschnittlich gut, wärst du tot, richtig?«
    »Schätze ja«, meint Creslin.
    Die Aaskrähe kreist über dem

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