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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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Sonnenstrahlen oder die Spitzen eines Dreizacks auffächerten. Darunter befand sich eine zweizeilige Inschrift aus kantigen buchstabenartigen Gebilden, die Will jedoch nicht identifizieren konnte.
    »Was ist das? Eine Art Wegweiser oder Grenzstein?« Fragend sah Will seinen Bruder an, der jedoch nur ratlos die Achseln zuckte.
     
    Einige Stunden später kamen sie nur noch mühsam und schleppend voran. Immer häufiger standen sie vor einer Abzweigung im Tunnel, und Will musste nun regelmäßig die Karte zurate ziehen. Sie hatten sich bereits einmal verlaufen, ihren Irrtum glücklicherweise aber schon ziemlich bald bemerkt. Daraufhin waren sie umgekehrt und hatten gewissenhaft ihre Schritte zurückverfolgt, bis sie wieder den richtigen Weg erreichten. Dort angekommen, hatten sie sich auf den sandigen Boden gehockt und ein paar Minuten Pause gemacht, um wieder zu Atem zu kommen. Obwohl Will dagegen ankämpfte, verspürte er eine bleierne Müdigkeit, als hätte er seine letzten Kraftreserven verbraucht. Und als sie ihren Weg fortsetzten, fühlte er sich schwächer als je zuvor.
    Trotzdem wollte Will vermeiden, dass Cal irgendeinen Verdacht schöpfte. Er wusste, dass sie weiterlaufen mussten; sie mussten den Vorsprung gegenüber den Styx unbedingt aufrechterhalten, sie mussten es einfach an die Oberfläche schaffen. Schwer atmend wandte er sich an seinen Bruder: »Was treibt Tam denn eigentlich in dieser Ewigen Stadt? Als ich ihn danach gefragt habe, hat er ziemlich ausweichend geantwortet.«
    »Er sucht dort nach Münzen und Ähnlichem, nach Gold und Silber«, erwiderte Cal und fügte dann hinzu: »Hauptsächlich in den Gräbern.«
    »Gräbern?«
    »Ja, auf den Friedhöfen«, sagte Cal und nickte.
    »Dann haben dort also wirklich mal Leute gelebt?«
    »Ja, vor ziemlich langer Zeit. Tam schätzt, dass verschiedene Völker in der Ewigen Stadt gesiedelt haben, und zwar jeweils auf den Überresten ihrer Vorgänger. Er meint, dort lägen riesige Schätze, die nur darauf warten, gehoben zu werden.«
    »Aber wer waren diese Menschen?«
    »Tam hat mir erzählt, die Brutanier wären die ersten gewesen, vor vielen, vielen Jahrhunderten. Ich meine, er hätte gesagt, das seien Troer gewesen. Sie hätten die Stadt als eine Festung oder so was Ähnliches errichtet, während in Übergrund London erbaut wurde.«
    »Dann waren die beiden Städte also miteinander verbunden?«
    Cals Maske nickte schwerfällig. »Anfangs schon. Aber später wurden die Zugänge blockiert, und die Marksteine, die ihre Lage kennzeichneten, gingen verloren … und so geriet die Ewige Stadt in Vergessenheit«, schnaufte er geräuschvoll durch den Luftfilter. Plötzlich sah er sich nervös um, als ob er im Tunnel hinter ihnen etwas gehört hätte.
    Will folgte sofort seinem Blick, konnte aber nur die dunkle Gestalt von Bartleby erkennen, der ungeduldig von einer Seite des Tunnels zur anderen hüpfte. Den Kater drängte es ganz eindeutig, schneller zu laufen als die beiden Jungen, und hin und wieder rannte er ein Stück vor. Meist blieb er dann aber stehen und schnupperte aufgeregt an einem Felsspalt oder einer Vertiefung im Boden und stieß ein tiefes Heulen aus.
    »Wenigstens werden uns die Styx hier nicht finden«, sagte Will zuversichtlich.
    »Darauf würde ich nicht vertrauen. Sie sind uns garantiert schon auf den Fersen«, erwiderte Cal. »Und außerdem liegt die Division noch vor uns.«
    »Die was?«
    »Die Styx-Division. Das ist eine Art … na ja, eine Art Grenzwache«, suchte Cal nach den richtigen Worten. »Von dort aus ziehen Patrouillen durch die alte Stadt.«
    »Wozu? Ich dachte, sie wäre ausgestorben!«
    »Man munkelt, dass ganze Stadtteile wieder aufgebaut und die Höhlenwände instand gesetzt werden. Angeblich soll die gesamte Kolonie eines Tages dorthin umziehen, und es geht das Gerücht von Arbeitstrupps aus Strafgefangenen, die dort wie Sklaven gehalten werden. Aber das ist nur ein Gerücht – niemand weiß etwas Genaues.«
    »Tam hat mit keinem Wort erwähnt, dass hier noch weitere Styx rumlaufen.« Will versuchte erst gar nicht, die Sorge in seiner Stimme zu unterdrücken. »Na großartig«, stieß er wütend hervor und kickte einen Stein aus dem Weg.
    »Na ja, wahrscheinlich ist er nicht davon ausgegangen, dass sie ein Problem darstellen könnten. Mach dir deswegen nicht allzu viele Gedanken: Die Ewige Stadt ist riesengroß, und es gibt nur eine Handvoll Grenzpatrouillen.«
    »Na wunderbar! Das ist ein echter Trost!«, erwiderte Will,

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