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Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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unbändige Freude über diesen Anblick wurde nur von der Trauer darüber getrübt, dass Chester jetzt nicht an seiner Seite war und das alles nicht sehen konnte. Und erst sein Vater … die Stadt hätte ihn umgehauen! Es war einfach viel zu viel, um es alles auf einmal erfassen zu können. In welche Richtung Will auch schaute: Überall entdeckte er die fantastischsten Bauwerke – Amphitheater und uralte Kuppelkathedralen mit wundervollen Steinmetzarbeiten.
    Doch dann, als sie den Fuß des Steilhangs erreichten, schlug ihnen ein übler Gestank entgegen. Zunächst hatte er nur trügerisch leicht in der Luft gehangen, wie der Geruch von abgestandenem Teichwasser, war dann aber mit jedem Schritt beißender geworden und brannte nun in Wills Kehle wie Galle. Will hielt sich eine Hand vor Mund und Nase und schaute verzweifelt zu Cal.
    »Das ist einfach widerlich!«, stieß er hervor und würgte. »Kein Wunder, dass man eine dieser Masken braucht!«
    »Ich weiß«, sagte Cal tonlos; sein Gesichtsausdruck war unter der Atemschutzhaube nicht zu erkennen. Er zeigte auf den Graben am Fuß des Steilabhangs. »Komm mal hier rüber.«
    »Wozu?«, fragte Will und stellte sich zu seinem Bruder. Erstaunt sah er zu, wie Cal mit beiden Händen in den sirupartigen Schlamm am Boden des Grabens griff, etwa zwei Handvoll der schwarzen Algenmasse hochnahm und über Maske und Kleidung verteilte. Dann packte Cal Bartleby am Nackenfell. Der Kater stieß ein tiefes Heulen aus und versuchte, sich aus Cals Händen zu winden, doch der Junge rieb ihn vom Kopf bis zum Schwanz mit dem fauligen Schlamm ein. Als die stinkende Brühe von Bartlebys nackter Haut tropfte, machte er einen Katzenbuckel und sah sein Herrchen zitternd und vorwurfsvoll an.
    »Oh Mann, jetzt ist der Gestank schlimmer als je zuvor! Was, zum Teufel, machst du da?«, fauchte Will, in der Annahme, dass sein Bruder nicht ganz bei Trost sei.
    »Die Division setzt Spürhunde ein. Wenn die nur den leisesten Hauch von uns wahrnehmen, sind wir so gut wie tot. Das Zeug hier wird dabei helfen, unseren eigenen Geruch zu kaschieren«, erklärte er und schaufelte eine weitere Handvoll der abgestorbenen Vegetation aus dem Graben. »Du bist dran.« Will wappnete sich, während Cal ihm den stinkenden Schlamm über Haare, Schultern und Brust goss und bis über beide Beine verteilte.
    »Wie kann man über diesen Mief hinweg noch irgendetwas riechen?«, fragte Will wütend und betrachtete die schmierigen Flecken auf seiner Kleidung. Der Gestank war überwältigend. »Diese Hunde müssen ja einen unglaublichen Geruchssinn haben!« Er musste sich einfach aufregen, weil er sich sonst übergeben hätte.
    »Den haben sie auch«, erwiderte Cal, schüttelte die Hände, um die Ranken zu entfernen, und wischte sie sich dann an seinem Mantel ab. »Wir müssen zusehen, dass wir uns schnell hier verdrücken.«
    Rasch überquerten sie nacheinander ein Stück Sumpfland und liefen durch ein riesiges Steintor mit zwei unheilvollen grotesken Gesichtern, die verächtlich auf die Jungen hinabstarrten. Eine breite Allee mit hohen Mauern auf beiden Seiten führte in die Stadt hinein. Sämtliche Gebäude, Fenster, Torbögen und Durchgänge wirkten riesig, als wären sie für unglaublich große Wesen gebaut worden. Auf Cals Vorschlag hin schlüpften sie durch eine der Öffnungen am Fuß eines quadratischen Turms.
    Sie befanden sich nun wieder außerhalb des grünen Lichtscheins, und Will musste seine Leuchtkugel nutzen, um die Karte studieren zu können. Als er die Kugel unter seiner Jacke hervorzog, erhellte sie die Umgebung – vor ihnen lag ein steinerner Raum mit hoher Decke, auf dessen Boden zentimeterhoch Wasser stand. Bartleby flitzte in eine Ecke, wo er irgendetwas Verwesendes entdeckt hatte; er schnupperte kurz daran und hob dann das Bein über dem Haufen.
    »Hey«, stieß Cal plötzlich hervor, »schau dir mal die Wände an.«
    Will blickte in Cals Richtung und sah es ebenfalls: Die Wände waren über und über mit gemeißelten Totenköpfen bedeckt, allesamt mit zahnlückigem Grinsen und dunklen Augenhöhlen. Während Will weiterging, wanderten die Schatten mit, und es entstand der Eindruck, als verfolgten die Totenköpfe jeden seiner Schritte.
    »Mein Dad würde aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Ich wette, das hier war eine …«
    »Das ist gruselig«, unterbrach Cal ihn schaudernd.
    »Die Leute, die hier gelebt haben, waren ziemlich unheimlich, was?«, sagte Will und musste breit grinsen.
    »Die Ahnen der

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