Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
Einwohner getötet hat …«
    »Aber die herrscht jetzt doch nicht mehr, oder?«, fragte Will rasch und fürchtete sich vor der Antwort.
    Cal nickte langsam. »Doch, Tam sagt, die Seuche liegt noch in der Luft.«
    »Dann benutzt du die Schutzmaske.«
    »Kommt nicht infrage!«
    Blitzschnell zog Will seinem Bruder die Haube über den Kopf und erstickte damit dessen Proteste. Cal wand sich und versuchte, das Gerät abzustreifen, doch Will hinderte ihn daran.
    »Ich meine es ernst! Du trägst die Maske«, beharrte Will. »Ich bin der ältere von uns beiden – ich darf aussuchen.«
    An diesem Punkt wehrte Cal sich nicht länger. Seine Augen schauten ängstlich durch die Glasscheibe, während Will das Schutzgerät sorgfältig über seine Schultern platzierte. Dann schnallte er die Lederriemen fest, um die Luftschläuche und den dicken Filter über Cals Brust zu sichern. Will versuchte, nicht daran zu denken, welche Konsequenzen der Verzicht auf die Maske zugunsten seines Bruders für ihn haben konnte, und hoffte inständig, dass es sich bei der Pest nur um einen weiteren Aberglauben der Kolonisten handelte.
    Dann zog er Tams Karte aus dem Schaft seines Schuhs, zählte die Tunnel vor sich und zeigte auf den Durchgang, den sie nehmen mussten.
    »Woher kanntest du das Styx-Mädchen?«, drang Cals Stimme gedämpft durch die Maske.
    »Meine Schwester …« Will ließ die Karte sinken und sah Cal an. »Das war meine Schwester«, stieß er verächtlich hervor, »… hab ich zumindest immer gedacht.«
    Cal schien nicht besonders überrascht, doch Will erkannte, wie sehr sein Bruder sich fürchtete, da er sich ständig umschaute und einen Blick in den Tunnel hinter ihnen warf. »Die Tür wird den Styx nicht lange standhalten«, sagte Cal warnend und blinzelte nervös zu Will hoch.
    »Chester …«, setzte Will traurig an und verstummte dann.
    »Es gab nichts, was wir hätten tun können, um ihm zu helfen. Wir müssen froh sein, dass wir lebend davongekommen sind.«
    »Ja, vielleicht«, erwiderte Will und studierte erneut die Karte. Er wusste, er hatte jetzt nicht die Zeit, um an Chester zu denken, jedenfalls nicht in diesem Moment. Aber nach all den Risiken, die er auf sich genommen hatte, um seinen Freund zu befreien, schien ihm das ganze Unterfangen furchtbar gescheitert, und es fiel ihm schwer, sich auf den nächsten Schritt zu konzentrieren. Er holte tief Luft und meinte: »Ich denke, wir sollten dann mal aufbrechen.«
    Und so machten sich die beiden Jungen, mit dem Kater im Schlepptau, auf den Weg und drangen tiefer und tiefer in das komplizierte Tunnelsystem ein, das sie zur Ewigen Stadt und danach hoffentlich wieder ans Tageslicht bringen würde.

TEIL DREID IE E WIGE S TADT

31
    Eins zwei, eins zwei, eins, eins, eins zwei. Während die beiden Jungen durch die Tunnel trabten, verfiel Will in den eingängigen Rhythmus, wie er es häufig tat bei anstrengenden, aber langweiligen Grabungsarbeiten in Highfield. In den Tunneln war es trocken und still; es gab nicht das geringste Anzeichen von Leben hier unten. Obwohl ihre Schuhe über den sandigen Boden knirschten, konnte Will, wenn er sich umdrehte, nicht ein einziges aufgewirbeltes Staubkorn im Schein seiner Leuchtkugel entdecken. Es schien, als würde ihre Anwesenheit vollkommen unbemerkt bleiben.
    Doch es dauerte nicht lange, bis er ein winziges Flimmern sah, kleine Lichtflecke, die plötzlich vor seinen Augen auftauchten und genauso schnell wieder aus seinem Blickfeld verschwanden. Fasziniert beobachtete er dieses Phänomen, bis ihm bewusst wurde, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Gleichzeitig verspürte er einen dumpfen Schmerz in der Brust, und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
    Eins zwei, eins zwei, eins … eins … eins zwei …
    Will verlangsamte seine Schritte und merkte nun, dass ihm das Atmen zunehmend schwerer fiel. Es war seltsam; er konnte nicht genau sagen, was ihm nun fehlte. Zunächst dachte er, er wäre einfach nur abgekämpft – aber es war mehr als nur reine Erschöpfung. Es schien fast, als würde die Luft, die möglicherweise seit prähistorischen Zeiten unberührt in diesen tiefen Tunneln lag, sich wie eine träge Flüssigkeit verhalten.
    Eins zwei, eins …
    Will blieb abrupt stehen, lockerte seinen Kragen und massierte sich die Schultern unter den Rucksackträgern. Plötzlich verspürte er den nahezu unwiderstehlichen Drang, das Gewicht von seinem Rücken abzuschütteln; er fühlte sich eingezwängt und beklommen. Und die Wände des

Weitere Kostenlose Bücher