Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis

Titel: Tunnel - 01 - Das Licht der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
Vom Netzwerk:
Metalltür langsam in den Schienen nach unten sank. Und Chester stand genau darunter.
    »Stoß sie weg!«, schrie Will.
    Chester versuchte, nach den Styx zu treten, doch es war zwecklos – sie hatten ihn fest im Griff. Will keilte sich zwischen die Tür und den Boden, im verzweifelten Versuch, sie aufzuhalten. Aber die Tür war zu schwer und brachte ihn fast zu Fall. Es gab nichts, was er dagegen hätte tun können, ohne Chester gleichzeitig loszulassen.
    Obwohl Chester sich mit aller Kraft gegen die ziehenden und zerrenden Styx zur Wehr setzte, wusste Will, dass er gegen sie keine Chance hatte. Chester rutschte immer mehr aus seinen Händen und schrie vor Schmerz, als sich die Fingernägel der Styx tief in seinen Arm bohrten.
    Und während die Tür unaufhaltbar nach unten sank, wurde Will plötzlich eines klar: Chester würde zerschmettert werden – es sei denn, er ließ ihn los.
    Es sei denn, er überließ Chester den Styx.
    Die Kurbel wirbelte wie wild um die eigene Achse. Die Gummilippe der Tür befand sich gerade noch einen Meter über dem Boden, und Chester stand bereits weit vornübergebeugt da, das gesamte Gewicht der Tür auf seinem Rücken. Will musste etwas tun, und zwar schnell.
    »Tut mir leid, Chester!«, brüllte Will.
    Einen winzigen Moment starrte Chester seinem Freund angsterfüllt in die Augen. Dann ließ Will seinen Arm los, und Chester flog förmlich in die Arme der Styx. Die Wucht des Aufpralls sorgte dafür, dass sämtliche Beteiligten wie Kegel durcheinanderfielen und ein Knäuel aus strampelnden Armen und Beinen bildeten. Chester rief Wills Namen ein letztes Mal, als die Tür auch schon mit einer schrecklichen Endgültigkeit zu Boden dröhnte. Will konnte nur benommen durch das milchige Glas des Bullauges zusehen, wie Chester und die Styx vor der Fliesenwand liegen blieben. Einer der Styx rappelte sich umgehend auf und rannte zur Geheimtür.
    »BLOCKIER DIE KURBEL!« Cals Ruf rüttelte Will wach. Während Cal eine Leuchtkugel hochhielt, machte Will sich daran, den Hebemechanismus der Tür außer Kraft zu setzen: Zitternd holte er sein Taschenmesser hervor und versuchte, die Zahnräder mit der längsten Klinge festzukeilen.
    »Bitte, bitte, lass es funktionieren!«, flehte Will. Er musste verschiedene Stellen ausprobieren, bis die Klinge endlich zwischen zwei der großen Zahnräder rutschte und sie blockierte. Will ließ das Messer los und betete, dass es klappte. Und tatsächlich: Das kleine rote Taschenmesser vibrierte, während die Styx auf der anderen Seite Druck auf die Kurbel ausübten, doch es hielt stand.
    Will schaute erneut durch das Bullauge. Wie bei einem grausigen Stummfilm konnte er sich nicht von Chesters Anblick losreißen und musste einfach zusehen, wie sein Freund verzweifelt gegen die Styx ankämpfte. Er hatte irgendwie Wills Spaten zu fassen bekommen und versuchte, sie damit abzuwehren. Doch die schiere Zahl seiner Gegner ließ ihn zu Boden gehen, als diese wie Heuschrecken über ihn herfielen.
    Im nächsten Moment versperrte allerdings ein einzelnes Gesicht das gesamte Sichtfeld des Bullauges.
    Rebeccas Gesicht. Sie hatte die Lippen zusammengepresst und schüttelte den Kopf, als würde sie mit ihm schimpfen – genau, wie sie es all die Jahre in Highfield getan hatte. Dann sagte sie etwas, aber ihre Worte drangen nicht zu ihm durch.
    »Wir müssen weiter, Will. Sie werden die Tür bestimmt bald aufkriegen«, drängte Cal. Will konnte sich nur mühsam von Rebeccas Anblick losreißen, deren Lippen sich noch immer bewegten. Und plötzlich erkannte er mit eisigem Schaudern, was genau sie da gerade tat: Sie sang.
    »Sunshine …« ,wiederholte er bitter, »you are my sunshine! «
     
    Will und Cal rannten durch den Felstunnel, dicht gefolgt von Bartleby, und erreichten schließlich ein kuppelförmiges Atrium, von dem zahllose Durchgänge abzweigten. Der Fels wirkte nun trocken, glatt und rund, als hätten Jahrmillionen von strömendem Wasser jede scharfe Kante abgeschliffen. Sämtliche Oberflächen waren mit einer feinen Siltschicht überzogen, wie von pulverisiertem Glas.
    »Wir haben nur eine einzige Maske«, stieß Will plötzlich hervor. Er nahm das Atemschutzgerät von seinem Bruder und betrachtete es.
    »Oh, nein!« Cals Gesicht betrübte sich. »Was machen wir jetzt? Wir können nicht zurück.«
    »Die Luft in der Ewigen Stadt …«, setzte Will nachdenklich an, »was genau stimmt damit nicht?«
    »Onkel Tam sagt, dass dort eine Art Pest ausgebrochen ist und alle

Weitere Kostenlose Bücher