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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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trockenen, aufgerissenen Lippen und verlor sich in seinen Gedanken.
    »Vielleicht hältst du ja alle Antworten bereit«, murmelte er nach einer Weile, machte einen Schritt zur Seite und wandte sich dem mittleren Relief zu. Was er dort sah, traf ihn völlig unvorbereitet. Eigentlich hatte er damit gerechnet, auf dem zentralen und wichtigsten der drei Reliefe etwas Beeindruckendes vorzufinden – vielleicht ein religiöses Symbol, ein krönendes Bild. Tatsächlich handelte es sich jedoch um die mit Abstand uninteressanteste Triptychontafel.
    »Sieh an, sieh an«, sagte Dr. Burrows. Er erkannte die Darstellung einer kreisförmigen Öffnung im Erdboden, die von schroffen Felsen umgeben war. Ihre Perspektive erlaubte es ihm, ein Stück in die Öffnung hineinzuschauen, doch auch dort setzten sich lediglich die Felswände fort.
    »Aha!«, rief er, nachdem er sich vorgebeugt und eine Reihe winziger menschlicher Gestalten am äußersten Rand des Lochs ausgemacht hatte. »Was immer du mir sonst noch sagen möchtest, ich weiß jetzt, dass du in einem gigantischen Maßstab angelegt wurdest«, sagte er und wischte mit dem Daumen den Staub von den kleinen Figuren, die die Größe von Ameisen besaßen. Nach weiterem Wischen entdeckte er immer mehr dieser Liliputaner in einer langen Reihe, bis er plötzlich innehielt und seine Hand zurückzog.
    Er hatte erkannt, dass am linken Rand der Prozession einige dieser winzigen menschlichen Gestalten Arme und Beine von sich gestreckt hatten, so als befänden sie sich im freien Fall. Es hatte den Anschein, als stürzten sie in den Schlund der riesigen Öffnung. Und während sie fielen, schwebten seltsame, geflügelte Wesen über ihnen. Dr. Burrows stellte sich auf die Zehenspitzen und pustete kräftig, um den restlichen Staub von den winzigen Flugwesen zu entfernen.
    »Na, das ist ja vielleicht eine Überraschung!«, murmelte er. Diese Wesen besaßen offenbar menschliche Körper und trugen wallende Gewänder, doch an ihren Rücken saßen schwanenartige Flügel. »Engel … oder Teufel?«, überlegte er laut. Dann trat er ein paar Schritte zurück und ging um das Feuer herum. Mit verschränkten Armen, das Kinn nachdenklich auf eine Hand gestützt, betrachtete er die Tafel und pfiff dabei auf seine typische, unmelodische Weise vor sich hin.
    Plötzlich hielt er inne. »Aha!«, rief er laut, weil ihm etwas eingefallen war. Hastig holte er die Koprolithenkarte aus der Hosentasche, breitete sie aus und studierte sie. »Ich wusste doch, dass ich dich schon mal gesehen habe!«
    Am Ende einer langen Linie, die nach seiner Vermutung einen Tunnel oder einen Pfad darstellte und mit verschiedenen Symbolen markiert war, sah er auf der Karte etwas, das der Abbildung auf der mittleren Tafel ähnelte. Allerdings war die Darstellung auf der Karte wesentlich einfacher als die auf dem Relief und mit nur wenigen Strichen skizziert worden. Doch offensichtlich stellte es ebenfalls eine Art Öffnung im Erdboden dar. »Ob das wohl ein und dasselbe ist?«, fragte er sich laut.
    Dr. Burrows trat wieder näher an das mittlere Relief heran und inspizierte es erneut. Da war noch etwas an der Unterseite – etwas, das er unter einer dicken Schimmelschicht bisher nicht bemerkt hatte, welche nun aber durch das Feuer trocken und bröselig wirkte. Fieberhaft rieb er daran und stellte fest, dass der Schimmel eine Keilschriftzeile verborgen hatte.
    »Na also!«, brüllte er überglücklich, blätterte sofort in seinem Notizbuch und schlug die Seite mit dem Dr.-Burrows-Stein auf. Die Inschrift auf dem mittleren Relief stimmte mit der Schrift im unteren Block der Schrifttafel überein … also ließ sie sich übersetzen!
    Er hockte sich auf den Altar und beschäftigte sich sofort mit der Inschrift, die aus vier verschiedenen Worten bestand. Wiederholt ließ er den Blick zwischen dem Relief und seinem Notizbuch hin und her schweifen, bis sich ein breites, selbstzufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. Er entzifferte das erste Wort: »GAR-TEN …«
    Ungeduldig schnalzte er mit der Zunge, während sein Blick erneut zwischen Notizbuch und Inschrift hin und her wanderte. »Komm schon, komm schon«, spornte er sich an. »Wie lautet das nächste Wort?«
    Dann las er »DIE … nein, nicht DIE, sondern DER!«
    Er holte tief Luft und fasste seine bisherige Übersetzung zusammen. »Damit hätten wir also GARTEN DER …«
    Das nächste Wort stellte ihn vor eine Herausforderung. »Denk nach, denk nach, denk nach!«, murmelte er

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