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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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und schlug sich dabei jedes Mal an die Stirn. »Nimm dich zusammen, Burrows, du Hohlkopf«, brummte er, verärgert darüber, dass sein Geist nicht auf Hochtouren lief. »Wie lautet der Rest?«
    Die noch verbleibenden Symbole ließen sich nicht so mühelos erkennen, und er war frustriert, dass es so lange dauerte, sie zu übersetzen. Ein weiteres Mal warf er einen Blick auf den letzten Teil der Inschrift, in der Hoffnung, durch einen Glückstreffer einen vorzeitigen Durchbruch zu erzielen.
    In diesem Moment fing ein größeres Stück Zündholz laut knisternd Feuer und ließ die Glut aufflackern. Dabei sah Dr. Burrows etwas aus den Augenwinkeln heraus und wandte langsam den Kopf.
    Im hellen Schein der Flammen erkannte er große Vertiefungen oder Löcher an den Wänden des Tempels – ziemlich viele Löcher!
    »Das ist ja sonderbar«, murmelte er und runzelte die Stirn. »Die sind mir noch gar nicht aufgefallen.«
    Als er genauer hinschaute, stockte ihm der Atem.
    Nein, das waren gar keine Löcher … sie bewegten sich.
    Rasch drehte er sich vollständig um …
    Und schrie vor Bestürzung auf.
    Vor ihm krochen so viele der riesigen Hausstaubmilben, dass er sie gar nicht zählen konnte. Es schien, als hätte diejenige, mit der er sich angefreundet hatte, all ihre Freunde herbeigerufen, und nun waren Hunderte von ihnen zu einer ungeheuren, albtraumhaften Versammlung im Inneren des Tempels zusammengekommen. Unter ihnen befanden sich Kolosse, die ohne Weiteres drei oder vier Mal so groß waren wie diejenige, die ihn hergeführt hatte. Sie wirkten wie wuchtige Panzer, mit einer mindestens so wehrhaften Panzerung.
    Sein Schrei schien die Milben in Bewegung zu versetzen, und dabei klapperten ihre Mundwerkzeuge, als applaudierten sie ihm. Die erste Reihe der Milben walzte sich nun so träge und unbeirrbar auf ihn zu, wie es nur Insekten vermögen. Der Anblick ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    Die Hausstaubmilbe, die ihm zuerst begegnet war, hatte ihn nicht übermäßig beunruhigt – obwohl er zunächst darauf bedacht gewesen war, Abstand zu halten, hatte er sich durch sie nicht bedroht gefühlt. Doch dies hier war eine völlig andere Situation. Es waren einfach zu viele und sie wirkten so groß und so verdammt hungrig. Plötzlich sah er sich selbst als übergroßen Fleischspieß, der vor ihrer Nase einladend auf dem Altar schwebte.
    Oh Gott, oh Gott, oh Gott, schoss es ihm wieder und wieder durch den Kopf.
    Einige der größeren Exemplare, die mit ihren lädierten und durchlöcherten Rückenpanzern besonders gefährlich wirkten, rückten schneller vor als die anderen und rammten dabei kleinere Milben aus dem Weg. Dr. Burrows fühlte sich, als wäre er auf eine Lichtung im Dschungel gestoßen, nur um dort festzustellen, dass er in eine Herde wütender Rhinozerosse geraten war – keine besonders schöne Vorstellung und nicht viel weniger gefährlich als diese Situation.
    Rasch schnappte er sich seinen Rucksack, stopfte sein Notizbuch hinein und schwang ihn sich über die Schulter. Seine Gedanken rasten. Irgendwie musste er einen Ausweg finden, und zwar schnell.
    Die Milben rückten weiter vor, wobei ihre mehrgliedrigen Beine auf den Steinplatten ein dumpfes Dröhnen verursachten. Einige der Tiere bäumten sich auf und streckten ihre dicken Beine in die Luft, während sie über die Rückenlehnen der Bankreihen krabbelten und Dr. Burrows dabei einen kurzen Blick auf ihre glänzenden schwarzen Bäuche gewährten.
    Er war umzingelt. Sie waren überall, kamen von vorn und von den Seiten auf ihn zu, wie eine vorrückende Panzerdivision, aber eine von der fleischfressenden Art.
    Oh Gott, oh Gott, oh Gott.
    Hektisch überlegte er, ob er einfach über die Milben hinweglaufen könnte – von einem Rücken auf den anderen hüpfen, als würde er während eines Verkehrsstaus über die Autodächer springen. Eine schöne Vorstellung, aber die Tiere würden ganz bestimmt nicht reglos zusehen und ihn auf diese Weise entwischen lassen. Er wusste, dass dies kein Ausweg war – so einfach würde es nicht werden. Außerdem wollte er lieber nicht in die Höhle zurückkehren, wo das flatternde Flugwesen womöglich noch immer auf ihn wartete.
    Er riss einen brennenden Ast aus der Feuerstelle und wedelte damit vor den Milben herum, um sie mit den Flammen zurückzutreiben. Diejenigen, die ihm am nächsten waren, befanden sich mittlerweile nur noch wenige Meter vom Sockel des Altars entfernt, und von den Seiten krochen andere unentwegt auf

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