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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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ihn zu. Doch die Flammen machten keinen Eindruck auf die Tiere. Ganz im Gegenteil: Offenbar fühlten sie sich davon angezogen, denn sie kamen jetzt noch schneller auf ihn zu.
    Verzweifelt schleuderte Dr. Burrows den brennenden Ast mit aller Kraft gegen eine große Milbe. Doch er prallte wirkungslos an ihrem Rückenpanzer ab und veranlasste sie keineswegs, ihr Tempo zu verringern.
    Oh Gott, oh Gott, oh Gott, NEIN!
    Von panischer Angst ergriffen, wirbelte er herum und versuchte, an der mittleren Tafel des Triptychons hochzuklettern. Verzweifelt fragte er sich, ob er so vielleicht bis oben an die Decke gelangen könnte. Damit ließ sich womöglich ein wenig Zeit gewinnen. Er war gar nicht in der Lage, über die nächsten paar Sekunden hinaus zu denken.
    Doch seine Hände rutschten von der verstaubten Oberfläche des Reliefs ab; er fand einfach keinen festen Halt daran. »MACH SCHON, DU IDIOT!«, schrie er sich an, wobei seine Stimme fast gänzlich im Geklapper der Milben unterging. Ihr Klacken klang nun lauter und schneller, als erregte sie der Anblick ihres lebenden Fleischspießchens, das verzweifelt versuchte, sich davonzumachen.
    Dann ertasteten seine Finger endlich einen Halt an der Seite des Reliefs, und mit äußerster Anstrengung hievte er sich in die Höhe. Keuchend, schnaufend und mit schmerzhaft angespannten Muskeln zog er sich empor, während seine Füße nutzlos hin und her zappelten.
    »Bitte, bitte, bitte«, stieß er hervor, während seine Arme allmählich erlahmten. Und wie durch ein Wunder fanden seine Zehenspitzen den Ansatz eines Halts auf dem Relief der Tafel. Das genügte ihm; rasch tastete er sich mit den Händen weiter nach oben und fand dann, gerade als er sich wieder nur mit den Armen festhielt, erneut mit den Füßen Halt. Abwechselnd, wie eine Raupe – Hände, Zehen, Hände, Zehen – kletterte er nach oben, kletterte um sein nacktes Leben.
    Mit einer letzten, verzweifelten Anstrengung gelang es ihm, die obere Kante des Reliefs zu ergreifen. Nachdem er dort Halt gefunden hatte, platzierte er seinen rechten Fuß an die Stelle des Reliefs, wo sich die Darstellung der riesigen Öffnung im Erdboden befand. Während er sich mit den Fingern an den nur etwa vier Zentimeter breiten Rand des Reliefs klammerte, machte er eine Bestandsaufnahme seiner Lage.
    Er befand sich in einer extrem heiklen Position, die er darüber hinaus nicht mehr lange würde halten können. Das kraftaufwendige Klettern hatte die Muskulatur in seinen Armen und Beinen erschöpft. Außerdem brauchte er sich nichts vorzumachen: Er hatte gesehen, wie die Milben über die Wände des Tempels gekrochen waren – sie würden also auch die Wand unter ihm erklimmen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie ihn erreichten. Aber was sollte er zu seiner Rettung tun? Ihm fiel nichts anderes ein, als mit dem Absatz nach ihnen zu treten, um ihnen den Angriff wenigstens zu erschweren.
    Auf der verzweifelten Suche nach einem Ausweg spähte er nach oben. Zitternd nahm er eine Hand vom Rand der Tafel und tastete die Felswand über ihm ab. Nein, flach wie ein Pfannkuchen. Hoffnungslos. Sie war einfach zu glatt – es gab dort absolut nichts, was ihm hätte Halt bieten können. Er spürte, wie ihm der Schweiß über die Stirn und in den Nacken rann, und klammerte sich wieder mit beiden Händen an den Rand. Dann holte er mehrmals tief Luft, um sich zu beruhigen.
    Äußerst vorsichtig und mit steifem Hals drehte er den Kopf, um auf die Tiere hinabzuschauen. Bei dieser Bewegung rutschte die Leuchtkugel, die er sich um den Hals gehängt hatte, unter seiner Jacke hervor, sodass ihr Licht auf die dichten Reihen der Milben fiel. Dies verursachte zusätzliche Unruhe unter ihnen; sie bewegten sich wellenförmig vorwärts, und ihre Mundwerkzeuge klapperten lauter und lauter, als könnten sie es kaum noch erwarten.
    Aus irgendeinem Grund musste Dr. Burrows plötzlich an Essstäbchen denken, viele gigantische Essstäbchen, die ihn zerfleischten und seine Gliedmaßen einzeln vom Rumpf rissen.
    »Sssch! Geht weg! Sssch! Verzieht euch!«, schrie er über seine Schulter. Es waren die gleichen Worte, mit denen er früher die Nachbarskatzen vom Rasen hinter seinem Haus in Highfield verscheucht hatte. Diese Situation hier war allerdings gänzlich anders: Hier stand er kurz davor, von tausend Riesenmilben zermalmt zu werden.
    Seine Hände waren schweißnass und verkrampften sich zunehmend. Was sollte er nur tun? Er trug noch immer seinen Rucksack, und dieses

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