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Tunnel - 02 - Abgrund

Tunnel - 02 - Abgrund

Titel: Tunnel - 02 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Roderick & Williams Gordon
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abgebildete Mann besaß ein energisches Kinn und kräftige Augenbrauen, und seine Haltung deutete darauf hin, dass es sich bei ihm um eine Person von enormer Bedeutung und Macht handelte – ein Umstand, den der lange Stab in seiner geballten Faust zusätzlich unterstrich.
    Die Gestalt stand an der Spitze einer langen Menschenprozession. Während das Feuer hinter ihm knisterte und knackte, neigte Dr. Burrows den Kopf zum Relief und bewegte ihn von einer Seite zur anderen.
    »Ägyptischer Einfluss?«, murmelte er vor sich hin, als er die Ähnlichkeiten mit Objekten aus dieser Periode entdeckte, die er an der Universität studiert hatte.
    Er trat einen Schritt von dem Relief zurück. »Was also sagst du mir? Du willst mir sagen, dass dieser Bursche hier ein hohes Tier ist … eine Art Anführer, eine Mosesfigur, jemand, der sein Volk möglicherweise auf eine Reise hierhin führt, oder … vielleicht trifft ja auch genau das Gegenteil zu, und er führt seine Anhänger auf einer Art Exodus fort. Aber warum … was an dir ist so furchtbar wichtig, dass jemand dich mit einer solchen Perfektion gemeißelt und hier am Altar angebracht hat?«
    Dr. Burrows summte eine Weile vor sich hin, murmelte ab und zu ein paar Worte und schnalzte dann mit der Zunge. »Nein, du willst keine weiteren Informationen rausrücken, stimmt’s? Ich werde erst mal mit deinen Freunden sprechen müssen, aber vielleicht komme ich ja gleich wieder zu dir zurück«, verkündete er, machte elegant auf dem Absatz kehrt und steuerte das Relief auf der rechten Seite des Triptychons an.
    Bei diesem Relief ließ sich das Thema nicht ganz so leicht erkennen wie auf der linken Tafel: Es gab keine einzelne, dominierende Darstellung, an der Dr. Burrows sich orientieren konnte. Das Ganze wirkte komplexer und verwirrender. Doch im Lichtschein des Feuers erkannte er allmählich, was dort dargestellt war.
    »Ach so … du bist eine stilisierte Landschaft … Hügel mit Feldern … ein Wasserlauf mit einer kleinen Brücke darüber und … was ist denn das?«, murmelte er und wischte Staub von einer Stelle auf dem Relief, die direkt vor ihm lag. »Eine Art Landwirtschaft … Bäume … ein Obstgarten, vielleicht? Ja, ich glaube, das könnte es sein.« Er trat zurück, um die obere Hälfte des Reliefs in Augenschein zu nehmen. »Aber was könnte das hier sein? Seltsam, wirklich sehr seltsam.«
    Dr. Burrows erkannte merkwürdige Stäbe, die sich von der oberen rechten Ecke über die gesamte, aufwendig gemeißelte Landschaft erstreckten. Langsam beugte er sich dicht über das Relief und rückte dann wieder davon ab, im Versuch, besser zu verstehen, was es darstellte. Als er begriff, was er vor sich hatte, blieb er wie angewurzelt stehen. An der Stelle, von der aus die Stäbe ausgingen, befand sich ein Kreis.
    »Ach, die Sonne! Es ist wieder einmal meine alte Freundin, die Sonne!«, rief Dr. Burrows. »Was bin ich doch begriffstutzig. Du siehst genauso aus wie die an der Decke!« Der Himmelskörper war in einer der Ecken untergebracht, und seine gezackten Strahlen durchdrangen das gesamte Bild. »Was also willst du mir sagen …? Zeigst du mir den Ort, an den euer Moses das Volk führte? War es eine Art große Wallfahrt an die Erdoberfläche? Ist es das?«
    Dr. Burrows warf einen kurzen Blick auf das linke Relief. »Ein Anführer, der sein Volk in eine Art idealisiertes Paradies führt, in das Elysium, in den Garten Eden?« Nun widmete er sich wieder dem rechten Relief direkt vor ihm. »Aber du stellst definitiv die Erdoberfläche und die Sonne dar … also, was hat so ein schönes Bild wie du an einem Ort wie diesem verloren, hier in diesen Tiefen? Bist du lediglich eine Erinnerung daran, was sich dort oben befindet, damit euer Volk es nicht vergisst? Ein unterirdischer Merkzettel? Und wer sind diese Menschen? Ist es wirklich eine in Vergessenheit geratene Kultur oder sind es vielleicht Vorfahren der Ägypter oder eher noch der Phönizier oder … vielleicht etwas noch viel Fantastischeres?« Er schüttelte den Kopf. »Könnten es Flüchtlinge aus der untergegangenen Stadt Atlantis sein? Wäre das möglich?«
    Als er begriff, dass er zu viele voreilige Schlüsse zog, ehe er eine umfassende Untersuchung durchgeführt hatte, hielt er inne. »Ganz gleich, wie deine Botschaft lautet: Warum sollte irgendwer es für notwendig halten, dich hierhin zu hängen? Warum tust du so geheimnisvoll? Ich verstehe dich wirklich nicht.« Nach diesen Worten biss er sich auf die

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