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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Dafür nahmst du eine Racheaktion meines Volkes in Kauf.«
    »Ja«, sagte Pschoim. »Sollten die Kitar zurückkehren, würde das Szeptinat auf Habercain auf sie warten. Ich sorgte dafür, dass die Spur zu Queresma gekappt wurde. Der Zorn der Kitar würde die Bewohner Habercains treffen, niemanden sonst.«
    Kühle, verquere Logik, Markenzeichen des Thanatologen-Volkes, war hier zum Tragen gekommen. Pschoim
hatte keinen Augenblick lang gezögert und seinen eigenen Vorteil über die Vernichtung eines ganzen Volkes gestellt. Er benötigte ein Kind, um der GELFAR Paroli bieten zu können. Also schuf er sich eines. Punktum.
    »Warum?«, fragte Turil ratlos. Er war müde, fürchterlich müde.
    »Als wir dich sahen und deine Kraft spürten, wurde uns klar, dass wir dich niemals wieder hergeben durften. Wir hofften, dass du unser Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen die GELFAR sein würdest, vielleicht auch mehr. Also versuchten wir dich zu formen …«
    »Und ihr habt zugelassen, dass Billionen von Lebewesen starben, von rasenden Kitar getötet, obwohl ihr wusstet, dass sie eigentlich nur mich haben wollten?«
    »Billionen Leben oder ein einziges - wo liegt da der Unterschied? Beides ist mit Verlust verbunden.«
    »Versuch erst gar nicht, mich in philosophische Grundsatzdiskussionen zu verwickeln!«, schrie Turil, völlig außer sich. »Wie konntest du das nur alles geschehen lassen? Ich verstehe das nicht …«
    »Weil es um dich ging.«
    »Willst du mir schmeicheln? Mir etwas von Vaterliebe erzählen, von Verantwortungsbewusstsein, von Familienzusammenhalt?«
    »Keineswegs.« Pschoim war nun wieder ganz Totengräber. Gefühllos, kalt, ergebnisorientiert. »Wir konnten deine Fähigkeiten niemals zur Gänze einordnen, doch wir wussten von Beginn an, welches Potenzial in dir steckt …«
    »Wer ist wir? «, unterbrach ihn Turil.
    »Das Gremium von Friedenshof Grau, ein paar Mitstreiter und ich. Thanatologen, deren Namen ich dir nicht verraten werde.«

    »Und warum nicht?«
    »Die Lage an Bord des Friedenshofes ist sehr kompliziert«, wich Pschoim aus.
    »Das dachte ich mir schon. Warum machst du dir nicht die Mühe und klärst mich auf?«
    »Vielleicht würde es dich überfordern.« Pschoim zögerte. »Man hat mir empfohlen, dich zu schonen. Deine Psyche …«
    »Meiner Psyche geht es gut. Ich will alles wissen. Jetzt!« In der Tat: Turil fühlte sich nun, da die Wahrheit über seine Herkunft auf dem Tisch lag, unsäglich erleichtert. Er hatte endlich, endlich erfahren, warum seine vorgeblichen Eltern ihm stets so fremd gewesen waren, warum er mit ihrem Gedankengut nichts anzufangen vermochte, warum er sich ausgestoßen fühlte und als anders wahrnahm. Er war nicht entartet, ganz im Gegenteil: Er war weitaus normaler als diese in enge Korsetts gezwungenen, armseligen Totengräber.
    »Also schön«, sagte sein Vater nach einem kurzen Seitenblick auf Ofenau und Sorollo.
    Er begann zu erzählen. Immer mehr fesselte er Turil mit seinen eigentlich nüchtern vorgetragenen Berichten, die den Machtkampf zwischen zwei Kräften, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, zum Thema hatten. Er zog ihn tief hinab in einen Strudel aus Intrigen, Bösartigkeiten und handfesten Auseinandersetzungen.

22 - PSCHOIM: DIE GESCHICHTE VON SCHIFFSEINHEIT UND LENKER
    Die Schiffssphären und ihre Lenker waren die Ersten, die die Leere im Kahlsack belebten. Sie erwachten und nahmen ihre Arbeit in dem Bewusstsein auf, wichtige Aufgaben in dem sich bald belebenden Sektor des Alls erledigen zu müssen. Sie sahen sich als Partner, die den drei stationären Muttereinheiten Weiß, Schwarz und Grau Daten zuliefern und all das festhalten mussten, was sich in diesem streng abgegrenzten Bereich des Universums zutrug. Nur wenige Tage nach ihnen erwachten die Refraktos; dumme, für einfache Aufgaben geschulte Kunstgeschöpfe, die planetengebunden ihrer Überwachungstätigkeit nachkamen, und noch ein paar Tage später erschienen jene gewaltigen Flotten, deren schlafende Besatzungen auf den bereitstehenden Welten ausgesät wurden.
    Das Leben im Kahlsack begann. 30 000 Zivilisationen entstanden, von einem Augenblick zum nächsten. Manche von ihnen stellten sich augenblicklich und tatkräftig den Herausforderungen einer fremden, meist exotischen Umwelt. Sie sicherten ihre Lebensbereiche ab oder kämpften mit aller Verve gegen die Fährnisse auf ihren Heimatwelten
an. Andere blieben in einer Schockstarre gefangen oder waren zu schwach, um sich gegen naturgegebene

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