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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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etwas über die molekulare Zusammensetzung der metallenen Wandung noch über Abwehrvorrichtungen oder energetische Quellen, die im Inneren des Kitar-Schiffs existieren mussten.
    »Also schön«, murmelte Pschoim, »wenn ihr es nicht anders haben wollt …«
    Er überprüfte sein Waffenarsenal und überlegte, wo er einen ersten Schuss anbringen sollte. An einem der Eckpunkte oder an der glatten Oberfläche, die mit jeder höheren Welle von Wasser und Treiblava überschwemmt wurde …
    Ein schrilles Geräusch ertönte, schmerzhaft laut, durch Mark und Bein gehend. Und eine undeutlich klingende Stimme befahl: »Eintreten!«, als sich ein Humanes-Körper aus dem Chrom löste und auf ein kreisrundes, plötzlich entstandenes Loch deutete.

    Pschoim folgte der Einladung wie in Trance. Er dockte die Transportgondel am Kitar-Schiff an, nutzte energetische Steigeisen, um die derzeit meterhohe senkrechte Flanke des Kubus hinaufzuklettern, und ließ sich, kaum an der Oberfläche angekommen, vom soeben entstandenen, chromglänzenden Geschöpf ins Innere geleiten.
    Er glitt durch die Fokusse verschiedenfarbiger Lichter, fühlte sich von seltsamen Kräften durchdrungen und mehreren Prüfungen unterzogen, deren Sinn er nicht verstand. Sein Ehrenkodex stand ebenso auf dem Prüfstand wie seine professionelle Hingabe, sein Anstand, sein Sittenbild und sein Hygienebewusstsein. Er hörte sich Fragen beantworten, deren Sinn und Zweck ihm rätselhaft blieben - um im nächsten Augenblick schon wieder zu vergessen, was der oder die Unbekannten eigentlich von ihm wollten.
    Endlich erreichte er einen Raum, den er begriff. Bislang war er geschwebt, ohne Gefühl und ohne Sinneswahrnehmung. Doch jetzt erwachten seine Sinne wieder und sagten ihm, dass er das Innerste des Kitar-Schiffes erreicht hatte.
    »Prüfung positiv, zu dreizehn Prozent bestanden«, schnarrte eine mechanisch klingende Stimme, die von irgendwoher kam. »Ergebnis besser als das der bisherigen Probanden. Angesichts der Umstände ist dieser Wesensklumpen die beste Wahl.«
    War er der Wesensklumpen? Pschoim schwieg. Er fand nicht die Kraft zu antworten oder gar zu protestieren.
    »Surrogat-Einheit wird markiert und dem Wesensklumpen übergeben, um anschließend Selbstterminierungsprozess zu einem Ende zu bringen.«
    »Ich …«
    »Du wirst schweigen, Mindergeschöpf! Du hörst zu und befolgst meine Anweisungen!«

    Pschoim beugte sich in Demut vor der Kraft in der Stimme. Vor der allgegenwärtigen, gottähnlichen Gewalt, die ihn mit ihrer bloßen Präsenz in die Knie zwang.
    »Du wirst die Surrogat-Einheit bei dir aufnehmen und sie beschützen. Gib ihr eine Form, die dir genehm ist, und verbirg sie. Deine Aufgabe ist, sie von jedwedem Unbill fernzuhalten. Bedenke ihren Lernhunger und unterrichte sie. Sie benötigt eine strenge Hand während der Schulung, um ihre Rolle später ausfüllen zu können. Ein anderes wird sie beizeiten abholen. Gib ihm dieses Szeptinat, und das andere wird dein Leben verschonen.« Eine handgroße, diskusförmige Scheibe fiel aus dem Nichts zu Pschoim herab. Sie fühlte sich unangenehm warm an. »Die Surrogat-Einheit wird dich für deinen Einsatz belohnen. Durch das, was sie ist, wird sie dir Freude bereiten, oder welche Gefühle du auch immer gerne empfinden möchtest. Sei dankbar für diese Aufgabe. Sei demütig angesichts dieser Aufgabe. Jetzt nimm deinen Schutzbefohlenen und verlass die Selbstkörpereinheit. Ich bin müde. Verletzt.«
    Pschoims Arme streckten sich ohne sein Dazutun aus. Irgendetwas rutschte ihm in die rechte Armbeuge, blieb daran wie billiger Klebstoff haften. Es lebte, und es wand sich hin und her, als wäre es todunglücklich darüber, von ihm berührt zu werden. Ein gazeähnliches Tuch umgab das Ding und entzog es seinen Blicken. Du musst es festhalten, beschwor er sich, du darfst es unter keinen Umständen fallen lassen.
    Waren dies seine Gedanken oder beeinflusste ihn das Kitar-Wesen, das sich hier irgendwo im Raum verbarg, genauso wie es die GELFAR immer wieder versuchte?
    Er setzte sich in Bewegung. Nahm einen Weg, den er zuvor nicht gekommen war, watete wiederum durch Licht,
dessen Spektralbereich falsch und verzerrt wirkte und psychedelische Effekte hervorrief. Nie gekannte Übelkeit befiel ihn. Pschoim wollte sich erbrechen, aber er konnte es nicht. Er wollte stehen bleiben und aufgeben, aber er durfte es nicht. Er wollte den Zorn über den Umstand hinausschreien, dass er wie ferngelenkt funktionierte, aber er schaffte es

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