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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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kommst und wohin du gehst! All diese Werte, von denen du so gerne redest und in denen du von mir bestärkt werden wolltest - von mir! Ha! -, sie bedeuten gar nichts! Moral, Ehrlichkeit, Tugend,
Ethik, Freundschaft, Vertrauen, Zuneigung, Treue … dies alles kann man kaufen. Ich weiß es, denn ich habe es getan. Immer und immer wieder. Bei Vorgesetzten, bei meinen Untergebenen, in den Hurenhäusern oder an den Börsen des Kahlsacks. Eine Drohung da, der Hinweis auf ein illegales Konto dort - und schon umschmeichelt dich jedermann und schenkt dir all diese Beweise von Zuneigung, denen du so gerne hinterherhechelst. Du glaubst gar nicht, für welch lächerliche Summen sich Wesen zum Narren machen und all das über Bord werfen, an das sie ihr Leben lang geglaubt haben. Besitzt du Macht, besitzt du den alleinig glücklich machenden Faktor in diesem beschissenen Universum.«
    Turil wollte aufbrausen, wollte diesem Ungeheuer in Humanes-Gestalt mit all seiner Kraft begegnen. Doch ganz unerwartet erlosch die Flamme des Zorns in ihm. Er fühlte innere Ruhe und Entspanntheit. War auch das ein Erbe der Kitar? Lernte er nun die positive Kehrseite dessen kennen, was ihm seine Vorväter vererbt hatten?
    »Du bist erbärmlich«, sagte er leise, »und du versteckst deine Erbärmlichkeit hinter Zynismus. Aber was soll’s? Du bist von nun an nicht mehr mein Problem.«
    »Was willst du denn tun, kleiner Turil?«, geiferte Shmau Pendrix. »Willst du mich abschalten, meinen Bewusstseinsinhalt löschen? Denkst du etwa, du kannst die Erinnerung an mich ausknipsen wie einen Schalter? Auf meiner Heimatwelt Logum wird man meinen Namen bis in alle Ewigkeit preisen, und die Kreavatare der GELFAR werden ebenfalls nicht vergessen, wer ich war. Selbst in dir werde ich weiterexistieren, solange du lebst. Und was wird von dir übrig bleiben, wenn du nicht mehr bist? Die Erinnerung an einen kleinen, mickrigen Kretin, der an seinen Idealen zugrunde ging.«
    »Mag schon sein.« Turil hatte sich wieder vollends unter
Kontrolle. »Aber soll ich dir was sagen? Es ist mir gleichgültig. Ich tue, was ich tun muss. Erfreue du dich an deinem Triumph - und sieh zu, dass du in Zukunft mit den Xalifen klarkommst. Vielleicht lassen sie sich ja ebenfalls von deinen schönen Reden einlullen.«
    »Die Xalifen?«
    »Ja, die Xalifen. Ich liefere dich an sie aus. Die GELFAR wird dich während der nächsten Minuten in einen Extern-Projektor übertragen, den ich hinab zur Oberfläche Habercains schaffen werde. Dann kannst du versuchen, deine ehemaligen Feinde von jener Redlichkeit zu überzeugen, die du mir so überzeugend vorgespielt hast. Vielleicht glauben sie dir, vielleicht auch nicht.«
    »Sie waren schwach, die Xalifen. Sie interessierten sich nur für sich selbst. Deswegen konnten wir sie auch so leicht besiegen.« Die Sicherheit schwand allmählich aus Shmau Pendrix’ Stimme.
    »Natürlich. Du wirst es wieder schaffen. Du bist der Meister der Manipulation. Dir stehen gute Jahre bevor.« Turil drehte sich um und machte sich daran, die Halle der Erinnerungen zu verlassen, hielt aber nochmals kurz inne. »Es macht dir sicherlich nichts aus, wenn die GELFAR einen Zusammenschnitt unserer kleinen Unterhaltung anfertigt und an die Xalifen weiterreicht?«
    Der Kreavatar des Admirals hüllte sich in Schweigen, bis er in den Extern-Projektor übertragen worden war. Erst dann verlegte er sich aufs Bitten, Weinen, Schluchzen und Betteln.
    Turil empfand nichts dabei. Weder Freude noch Genugtuung. Er fühlte sich so leer wie niemals zuvor in seinem Leben.

    » Das da bietest du mir im Tausch gegen das Szeptinat an?«, fragte Drira Tongon zweifelnd und deutete auf das fahle Abbild des Admirals.
    »Ja. Shmau Pendrix wird dir hinsichtlich des Angriffs auf Habercain Rede und Antwort stehen. Ich werde dir zeigen, wie er zu bedienen ist und wie du die Wahrheit aus ihm herauskitzeln kannst, solltest du dir seiner Worte nicht sicher sein.«
    »Wir verabscheuen Folter.« Der Xalife kratzte sich mit zwei seiner Beine am Hinterteil eines Körpers.
    »Wer redet denn von Folter? Du stehst keinem realen Wesen gegenüber. Der wahre Shmau Pendrix ist längst verstorben. Der Kreavatar ist lediglich ein Hort seiner Erinnerungen an ein früheres Leben.«
    Der ehemalige Admiral der Loga-Wanica wollte Einspruch erheben, doch der Extern-Projektor unterband jeglichen Versuch einer Kontaktaufnahme. Turil hatte Shmau Pendrix’ Aktionsradius wohlweislich eingeengt.
    »Also schön«, sagte Drira

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