Turils Reise
Der männliche Xeniathe verharrte seit Beginn des Kampfes auf demselben Fleck. Weder schien er die Attacke seiner Partnerin zu verstehen, noch wusste er mit der Brutalität des Zweikampfes umzugehen. Auch in ihm wechselten die Sparten in willkürlicher Reihenfolge.
Turil konnte sich gegen Queresmas Einflussnahme kaum noch wehren. Er gewährte ihm ein klein wenig Raum im geteilten Körper, gerade so viel, dass er seinen Partner wider Willen jederzeit wieder zurückdrängen konnte. Queresma
gab ein wohliges Grunzen von sich. Er stieß Sorollo den Kopf mit aller Wucht in das Gesicht und brach ihr das Nasenbein. Als die Xeniathin ihren Hals im Schmerz weit nach hinten bog und röchelnd um Luft rang, schnappte er zu. Er verbiss sich in ihrer Gurgel. Wie ein wildes Tier wühlte er sich tiefer und tiefer ins Fleisch. Er ließ nicht mehr los, bis Sorollo ihr Leben ausgehaucht hatte.
Es bedurfte einer gehörigen Anstrengung Turils, um die Kontrolle über seinen Körper zurückzuerlangen. Queresma ließ sich nur widerwillig in die Tiefen des Bewusstseins hinabtreiben. Sein Blutrausch war gesättigt, und seltsame körperliche Reaktionen - eine Gänsehaut, ein wohliger Schauder, ein Lächeln, gegen das er sich nicht wehren konnte -, machten Turil deutlich, mit welchem Partner er es zu tun hatte.
Er kam auf die Beine und lehnte sich gegen die Wand. Mehrere Nekronadeln waren aus den Halterungen gepurzelt. Sie lagen so frei, wie sie es niemals sein sollten. Sie rochen Sorollos Tod und machten sich augenblicklich auf den Weg zum Kopf der Frau, um ihre goldgelb glänzenden Spitzen in das Gehirn der Frau zu bohren und sich an ihren Erinnerungen zu laben. Ihre dunklen Hinterleiber schwollen deutlich an, völlig überfordert vom Spartenwissen. Sie würden platzen, bevor sie für kurze Zeit zum Leben erwachen und ein assoziatives Schauspiel zum Besten geben konnten. Turil hatte einstmals ein Vermögen für die Nekronadeln ausgegeben. Irgendwann, irgendwo. Hier und jetzt besaßen sie keine Bedeutung mehr. Sein bisheriges Leben erschien ihm so weit entfernt, als hätte es ein anderer für ihn gelebt - und in einem gewissen Sinne stimmte das sogar.
»Ich benötige Med-Hexen!«, verlangte Turil mit blubbernder Stimme. Sein Mund war voll Blut. Voll fremdem Blut.
Es dauerte eine Weile, bis das erste medizinische Helferlein angeflogen kam, gefolgt von einem Schwarm seinesgleichen, in deren Gefolge sich schwereres Gerät näherte. Mikro-Skalpelle klapperten leise, und die feinen Flämmchen miniaturisierter Hautschweißer irrlichterten durch den Raum. Weder Licht noch Schatten ließen sich blicken. Offenbar hatte die GELFAR darauf verzichtet, ihre beiden mobilen Einheiten zu rekonstruieren.
»Mach nur ja keinen Fehler!«, warnte Turil die nach wie vor schweigende Schiffssphäre, als sich die vorderste Med-Hexe seinen Verwundungen näherte. »Du hast mich abermals hintergangen. Es hängt ganz alleine von dir ab, wie deine Strafe ausfällt.«
Er bluffte. Er war kaum noch in der Lage, sich aufrecht zu halten, und er würde nicht mehr lange genug leben, um die GELFAR ihres Verhaltens wegen zur Rechenschaft ziehen zu können. Dies würde ein anderer für ihn erledigen müssen...
»Ich wusste nicht, was Sorollo vorhatte!«, meldete sich Ofenau erstmals zu Wort. Er trat näher, totenbleich. Er zitterte am ganzen Körper, wesentlich stärker als Turil. »Ich verstehe nicht, warum sie das getan hat.«
»Ich kann es mir schon zusammenreimen«, sagte Turil müde. »Kix Karambui spielt schmutzige Spielchen. Er nutzt die Möglichkeiten ARMIDORNs weidlich aus, um an Macht zu gewinnen. Sorollo war ihm ein willfähriges Instrument. Als ich nicht so spurte, wie es Kix Karambui gerne gehabt hätte, wurde bei ihr ein Schalter umgelegt.« Eine Med-Hexe bohrte ihren spitzen Körper in das Knochenmark
seines zersplitterten Oberschenkelknochens und kicherte dabei. Kreislaufstabilisierende Medikamente und ein wirksames Schmerzmittel sorgten dafür, dass Turil nicht in Ohnmacht fiel. »Bei dir könnten ähnliche Mechanismen greifen. Ich werde dich ebenfalls eliminieren müssen.«
»Aber …«
»Es hat sich viel geändert während der letzten Stunden«, fuhr Turil fort. Zwei der fliegenden Med-Elemente spreizten seine Lippen und schmierten eine pastöse Masse in die Lücke der oberen Zahnleiste. Das Material verfestigte sich schnell. »Ich habe ein Abkommen mit Queresma geschlossen. Alle anderen Bündnisse sind obsolet.«
Ofenau wirkte ratlos. Keiner
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