Turm der Hexer
derselben Bewegung berührt hatte, und diese Erinnerung überkam ihn mit einer kurzen, unvernünftigen Woge der Eifersucht, die er schnell unterdrückte.
Der kleine Junge lachte mit plötzlicher Freude. »Botschaft«, sagte er fest und bot Tante Pol das Auge an.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Kind«, sagte sie. »Ich fürchte, ich bin nicht diejenige.« Sie zog ihm Kleider an, die überall hochgerollt und festgesteckt werden mußten, dann setzte sie sich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden und streckte ihre Arme nach ihm aus. Gehorsam kletterte er auf ihren Schoß, legte einen Arm um ihren Hals und küßte sie. Dann schmiegte er sich an sie, seufzte und schlief auf der Stelle ein. Sie sah mit einem seltsamen Ausdruck auf ihn hinunter einer Mischung aus Staunen und Zärtlichkeit –, und Garion mußte eine zweite Woge der Eifersucht niederkämpfen.
In den Höhlen über ihnen knirschte und polterte es.
»Was war das?« fragte Durnik und sah nervös nach oben.
»Relg, nehme ich an«, antwortete Silk. »Er unternimmt anscheinend etwas, um die Murgos abzuhalten.«
»Ich hoffe, er übertreibt es nicht«, sagte Durnik mit einem ängstlichen Blick zur Decke.
»Wie lange brauchen wir, um ins Tal zu kommen?« fragte Barak.
»Wahrscheinlich einige Wochen«, meinte Silk. »Es wird vom Gelände abhängen und davon, wie schnell die Grolims die Suche nach uns organisieren können. Wenn wir genug Vorsprung bekommen, um eine falsche Spur zu legen, können wir sie nach Westen auf die tolnedrische Grenze zuschicken, und dann können wir ins Tal reiten, ohne ständig Zeit damit vergeuden zu müssen, uns zu verstecken und unterzutauchen.« Der kleine Mann grinste. »Die Vorstellung, die ganze Nation der Murgos hinters Licht zu führen, gefällt mir«, setzte er hinzu.
»Du solltest nicht zu erfinderisch sein«, meinte Barak. »Hettar wird im Tal auf uns warten mit Cho-Hag und der Hälfte aller algarischen Clans. Sie wären schrecklich enttäuscht, wenn wir ihnen nicht wenigstens einige Murgos bringen.«
»Das Leben bietet ständig kleine Enttäuschungen«, sagte Silk spöttisch. »Soweit ich mich erinnere, ist der Ostrand des Tales zerklüftet und steil. Der Abstieg wird mindestens ein paar Tage dauern, und ich möchte ihn nicht unternehmen, wenn uns das ganze Murgoreich auf den Fersen ist.«
Es war schon später Nachmittag, als Relg zurückkehrte. Seine Anstrengungen schienen den Aufruhr in seinem Geist ein wenig beruhigt zu haben, doch er hatte noch immer den gehetzten Ausdruck und vermied bewußt den Blick aus Taibas violetten Augen. »Ich habe die Decken aller Gänge eingerissen, die in diese Höhle führen«, erklärte er knapp. »Jetzt sind wir sicher.«
Polgara, die offenbar geschlafen hatte, öffnete die Augen. »Ruh dich aus«, sagte sie zu ihm.
Er nickte und ging sofort zu seinen Decken.
Sie ruhten sich für den Rest des Tages in der Höhle aus und standen abwechselnd Wache am Eingang. Das Ödland aus schwarzem Sand und windgeschliffenen Felsen, das sich hinter dem Geröllsockel am Fuß der Felssäule erstreckte, wimmelte vor Murgoreitern, die in einer wilden, unorganisierten Suche hierhin und dorthin eilten.
»Sie scheinen nicht zu wissen, was sie tun sollen«, bemerkte Garion leise zu Silk, als sie beide Wache standen. Am westlichen Horizont versank die Sonne in einer Wolkenbank und färbte den Himmel zornigrot. Der steife Wind brachte eine trockene Kälte mit sich, wenn er in den Höhleneingang drang.
»Ich schätze, in Rak Cthol geht alles drunter und drüber«, antwortete Silk. »Niemand gibt mehr den Ton an, und das verwirrt Murgos nun einmal. Sie neigen dazu, völlig kopflos zu werden, wenn niemand da ist, der ihnen Befehle erteilt.«
»Wird es dadurch für uns nicht schwierig, hier herauszukommen?« fragte Garion. »Ich meine, sie gehen ja nirgendwohin. Sie schwirren einfach nur herum. Wie können wir durch ihre Reihen kommen?«
Silk zuckte die Achseln. »Wir ziehen unsere Kapuzen hoch und mischen uns unter sie.« Er zog den groben Stoff seines Murgogewandes wegen der Kälte enger um sich und wandte sich dann der Höhle zu.
»Die Sonne geht unter«, berichtete er.
»Wir wollen warten, bis es völlig dunkel ist«, erwiderte Polgara. Sie packte den kleinen Jungen fürsorglich in eine alte Tunika von Garion ein.
»Wenn wir eine ordentliche Strecke hinter uns haben, werde ich ein paar Spuren legen«, sagte Silk. »Murgos sind manchmal etwas schwer von Begriff, und wir wollen ja nicht, daß sie
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