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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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billig sein wie Dreck.« Sie nahm wieder eine Münze, warf einen Blick darauf und ließ sie fallen. Die Legionen machten einen weiteren unwillkürlichen Schritt nach vorn. Die Offiziere bellten Befehle, stillzustehen, sahen aber ebenso hungrig auf das hohe Gras, in das die Prinzessin so gleichgültig die roten Goldmünzen geworfen hatte. »Vielleicht findet die Armee, die ich führe, heraus, wieviel Gold in den Ländern der Angarakaner auf der Erde liegt«, vertraute Ce’Nedra ihnen an. »Die Murgos und die Grolims haben denselben Betrug auch in Arendien und Sendarien und in den alornischen Königreichen ausgeführt. Wir sind auf dem Weg, sie dafür zur Rechenschaft zu ziehen.« Sie hielt inne, als wäre ihr soeben eine Idee gekommen. »In einer Armee ist immer Platz für gute Soldaten«, überlegte sie nachdenklich. »Ich weiß, daß die meisten Legionäre aus Loyalität zu ihrer Legion und aus Liebe zu Tolnedra dienen, aber vielleicht gibt es unter euch ein paar, die mit einer halben Kupferkrone am Tag nicht zufrieden sind. Solche Männer würden in meiner Armee sicher willkommen geheißen.« Sie nahm eine weitere Münze aus ihrem schwindenden Vorrat. »Würdet ihr glauben, daß da noch ein Murgogoldstück ist?« fragte sie und ließ die Münze aus der Hand gleiten.
    Durch die versammelten Legionen lief ein Stöhnen.
    Dann seufzte die Prinzessin. »Ich habe eins vergessen«, sagte sie bedauernd. »Meine Armee bricht sofort auf, und ein Legionär braucht Wochen, um seine Entlassung vorzubereiten, nicht wahr?«
    »Wer will eine Entlassung?« rief eine Stimme.
    »Ihr würdet doch nicht ernsthaft von euren Legionen desertieren, oder?« fragte sie ungläubig.
    »Die Prinzessin bietet uns Gold!« brüllte ein anderer. »Laßt Ran Borune sein Kupfer behalten!«
    Ce’Nedra griff ein letztes Mal in ihren Beutel und nahm die verbliebenen Münzen heraus. »Würdet ihr mir wirklich folgen?« fragte sie mit ihrer Klein-Mädchen-Stimme. »Nur dafür?« Sie ließ die Münzen durch ihre Finger rinnen.
    Der kaiserliche Generalstab machte an diesem Punkt einen entscheidenden Fehler. Er schickte einen Kavallerietrupp vor, um die Prinzessin in Gewahrsam zu nehmen. Die Legionäre mißverstanden den Anblick berittener Soldaten, die dorthin ritten, wo Ce’Nedra den Boden so achtlos mit Gold gepflastert hatte, und stürmten vorwärts. Offiziere wurden überrannt und niedergetrampelt, als Ran Borunes Armee losstürzte, um in dem Gras nach den Münzen zu suchen.
    »Ich bitte Euch, Eure Majestät«, drängte Mandorallen und zog sein Schwert, »laßt uns den Rückzug in die Sicherheit antreten.«
    »Gleich, Mandorallen«, erwiderte Ce’Nedra gelassen. Sie blickte direkt auf die verzweifelt gierigen Legionäre, die auf sie zurannten.
    »Meine Armee marschiert unverzüglich los«, verkündete sie. »Wenn die Kaiserlichen Legionen sich uns anschließen wollen, heiße ich sie willkommen.« Damit galoppierte sie zurück zu ihren eigenen Streitkräften, Mandorallen an ihrer Seite.
    Hinter sich hörte sie das schwere Stampfen von vielen tausend Füßen. Irgend jemand begann einen Sprechchor, der sich rasch ausbreitete. »Ce-Ne-dra! Ce-Ne-dra!« riefen sie, und ihre schweren Schritte gaben dazu den Rhythmus an.
    Prinzessin Ce’Nedra galoppierte mit wehendem Haar weiter, an der Spitze der gesamten Legionen. Ce’Nedra wußte natürlich genau, daß jedes ihrer Worte Täuschung gewesen war. Für diese Legionäre würde es ebensowenig Reichtum geben wie Ruhm oder leichterrungene Siege für die Arendier, die sie in den Wäldern Asturiens und auf den Ebenen Mimbres rekrutiert hatte. Sie hatte eine Armee getäuscht, nur um sie in einen aussichtlosen Krieg zu führen.
    Aber sie tat es aus Liebe zu Garion, und vielleicht sogar für mehr. Wenn die Prophezeiung, die ihrer aller Leben so bestimmte, dies von ihr verlangte, dann hätte sie sich ohnehin nicht weigern können. Trotz des künftigen Kummers hätte sie dies getan und noch mehr. Zum erstenmal akzeptierte Ce’Nedra die Tatsache, daß sie nicht selbst über ihr Leben bestimmte. Etwas unendlich Mächtiges befahl ihr, und sie mußte gehorchen.
    Polgara und Belgarath, mit ihren Zeitalter umfassenden Lebensspannen, konnten sich vielleicht ganz einer Idee widmen, einer Vorstellung, aber Ce’Nedra war gerade erst sechzehn Jahre alt, und sie brauchte etwas Menschlicheres, um ihre Hingabe zu wecken. In diesem Moment war irgendwo in den Wäldern Gar og Nadraks ein junger Mann mit sandfarbenem Haar und

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