Turm der Hexer
zuckte die Achseln. »Wir müssen unbedingt miteinander reden, Vater, und zwar allein.«
»Ich habe dir nichts zu sagen«, erklärte der kahle, kleine Mann.
»Ich weigere mich, mit dir zu reden, solange diese Armee auf tolnedrischem Grund und Boden steht.«
»Ach, Vater«, tadelte sie ihn, »hör auf, dich so kindisch aufzuführen.«
»Kindisch?« Der Kaiser explodierte. »Kindisch?«
»Ihre Majestät hat vielleicht das falsche Wort gewählt«, griff König Rhodar ein, mit einem bösen Seitenblick auf Ce’Nedra. »Wie wir alle wissen, ist sie manchmal recht undiplomatisch.«
»Was willst du hier, Rhodar?« verlangte Ran Bourne zu wissen.
»Warum sind die Alorner in Tolnedra eingefallen?«
»Wir sind nicht eingefallen, Ran Borune«, sagte Anheg. »Sonst lägen verbrannte Städte und Dörfer hinter uns. Du weißt, daß wir in den Krieg ziehen.«
»Was wollt ihr dann hier?«
König Cho-Hag antwortete mit ruhiger Stimme. »Wie Ihre Majestät gesagt hat, sind wir nur auf der Durchreise auf unserem Weg nach Osten.«
»Und was genau habt ihr im Osten vor?«
»Das ist unsere Sache«, erklärte Anheg barsch.
»Sei höflich«, wies Polgara den König von Cherek zurecht. Sie wandte sich an den Kaiser. »Mein Vater und ich haben dir letzten Sommer erklärt, was vor sich geht, Ran Borune. Hast du nicht zugehört?«
»Das war, bevor ihr meine Tochter gestohlen habt«, gab er zurück.
»Was habt ihr mit ihr gemacht? Sie war früher schon schwierig, aber jetzt ist sie völlig unmöglich.«
»Kinder werden nun einmal erwachsen, Majestät«, erwiderte Polgara philosophisch. »Aber was die Königin sagte, war sehr wichtig. Wir müssen miteinander reden am besten allein.«
»Von welcher Königin redest du?« fragte der Kaiser beißend. »Ich sehe keine Königin.«
Ce’Nedras Augen wurden hart. »Vater«, fuhr sie ihn an. »Du weißt doch, was geschieht. Jetzt laß die Spielchen und sei vernünftig. Dies ist sehr wichtig.«
»Eure Hoheit sollte mich gut genug kennen, um zu wissen, daß ich keine Spielchen spiele«, sagte er eisig.
»Eure Majestät«, korrigierte sie.
»Eure Hoheit«, beharrte er.
»Eure Majestät«, wiederholte sie eine Oktave höher.
»Eure Hoheit«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Müssen wir wie mißmutige Kinder vor den Augen der Armeen streiten?« fragte Polgara ruhig.
»Sie hat recht, weißt du«, sagte Rhodar zu Ran Borune. »Allmählich wirken wir hier draußen etwas albern. Wir sollten wenigstens den Anschein von Würde aufrechterhalten.«
Der Kaiser warf unwillkürlich einen Blick über die Schultern auf die glitzernden Reihen seiner Legionen, die auf den nahegelegenen Hügeln standen. »Also schön«, gab er widerstrebend nach, »aber ich möchte von vornherein klarstellen, daß wir ausschließlich über euren Rückzug von tolnedrischem Boden reden werden. Wenn ihr mir folgen wollt, gehen wir in meinen Pavillon.«
»Der inmitten deiner Legionen steht«, setzte König Anheg hinzu.
»Verzeiht mir, Ran Borune, aber so dumm sind wir nicht. Warum gehen wir nicht statt dessen in mein Zelt?«
»Ich bin auch nicht dümmer als du, Anheg«, erwiderte der Kaiser.
»Wenn ich darf«, sagte König Fulrach sanft. »Im Interesse der Zweckmäßigkeit, könnten wir nicht davon ausgehen, daß dieser Fleck hier mehr oder weniger neutral ist?« Er wandte sich an Brendig.
»Oberst, könnte hier bitte ein großes Zelt aufgeschlagen werden?«
»Sofort, Eure Majestät«, antwortete der immer ernste Brendig.
König Rhodar grinste. »Wie man sieht, ist die legendär praktische Veranlagung der Sendarier kein Mythos.«
Der Kaiser sah etwas mürrisch drein, besann sich aber schließlich auf seine Manieren. »Ich habe dich lange nicht gesehen, Fulrach«, sagte er. »Ich hoffe, es geht Layla gut.«
»Sie läßt grüßen«, erwiderte der König von Sendarien höflich.
»Du hast doch Verstand, Fulrach«, stieß der Kaiser plötzlich hervor.
»Warum hast du dich auf dieses verrückte Abenteuer eingelassen?«
»Gehört das nicht vielleicht zu den Dingen, die wir lieber unter uns besprechen wollten?« meine Polgara sanft.
»Was macht der Streit um die Thronfolge?« fragte Rhodar in leichtem Konversationston.
»Hängt noch in der Schwebe«, antwortete Ran Borune in ebenso leichtem Ton. »Die Honether scheinen allerdings Streitkräfte zusammenzuziehen.«
»Das ist nicht gut«, murmelte Rhodar. »Die Honether haben einen schlechten Ruf.«
Unter Oberst Brendigs Aufsicht errichtete eine Schar
Weitere Kostenlose Bücher