Turrinis Bauch - Kriminalroman
ignoriert ihre Bemerkung sowieso. Demonstriert dafür an der Mordwaffe millimetergenau, was der Mörder da alles falsch gemacht hat: praktisch alles! Der Fuzzi erklärt und erklärt, aber das Einzige, was der Gucki einleuchtet, ist, dass die Eisenspitze am Ende des Nordic-Walking-Steckens mit einem Isolierbandl fixiert ist. Das schaut wirklich nicht sehr professionell aus. Das hätt ein geschickter Handwerker wie der Johnny wirklich nicht gemacht. Scheidet also als Mörder aus. Ist sie direkt erleichtert, die Gucki.
Und außerdem hat sie jetzt auch schon eine heiße Spur. Der Mörder kann nur einer sein, der gewusst hat, dass der Johnny in der Nachtschicht ist und seine Frau in Mariazell. Kommt also nur ein Schichtarbeiter oder ein Bauer in Frage. Blöd ist halt nur, dass in St. Anton fast ein jeder ein Schichtler oder ein Bauer ist. Die meisten sind ja sogar beides gleichzeitig.
Wird jetzt einmal der Johnny angerufen und zur Gucki herbestellt. Der glaubt natürlich, dass es am Vormittag zum Tarockieren wird. Wär ja nicht das erste Mal, dass am Mittwoch einfach weitertarockiert wird. Aber zu früh gefreut! Kann an diesem Vormittag nicht Karten spielen, sondern seine Schlachtbank, sein Werkzeug und dann auch noch den ganzen Keller putzen. Ist aber trotzdem heilfroh, dass wenigstens die Leiche aus seinem Keller verschwunden ist.
Ist aber ziemlich schnell wieder aufgetaucht, die Leiche. Wie der Schichtbus in der Früh nach St. Anton gekommen ist, hat es da nur so gewimmelt vor lauter Polizisten. Alle drei Dienstautos vom Posten Blumenthal. Und dann auch noch ein ganzer Haufen Autos aus Linz: Kriminalpolizei.
Hat die Bäckerin schon hübsch was zum Erzählen gehabt. Wie der Johnny um frische Semmeln für das Tarockierer-Frühstück gekommen ist. Weil es das Fräulein Aistleitner war, das die Leiche gefunden hat. Weil die immer die Erste am Friedhof ist. Seit eh und je. Weil sie keinen Mann und keine Kinder hat, dafür aber als Oberlehrerin in Ruhe umso mehr Zeit. Und weil sie Neuigkeiten schon gern weitererzählt. Hat sie zuerst einmal die Hanni, die Zilli und die Leni angerufen.
„Stell dir vor! Mitten am Friedhof eine pudelnackerte Frau!“, hat es da geheißen. „Wenn das nicht Störung der Totenruhe ist?“
Dass die nackerte Frau ziemlich tot und außerdem enthauptet war, hat sich das Fräulein Aistleitner ja erst nach mehrmaligem Nachfragen aus der Nase ziehen lassen. Hat sich dann eh beherrscht und nicht auch noch alle anderen Mitglieder der Katholischen Frauenbewegung angerufen, sondern gleich den Steininger Franz.
„Als Obmann vom Kameradschaftsbund hast du gefälligst was zu unternehmen, wenn das Kriegerdenkmal von einem Frauenkopf verschandelt wird!“, hat sie ihn durchs Telefon angezischt. „Noch dazu, wenn er so blond ist!“
Der Steininger Franz war es schließlich auch, der dann doch die Polizei alarmiert hat. Wegen Kriegerdenkmal-Entehrung. Dabei hat das Fräulein Aistleitner eh schon den Kopf in die Mülltonne geschmissen. Hat lang überlegt: Biomüll oder Kunststoff ? Hat sich aber dann doch für Kunststoff entschieden, weil das Blond gar so künstlich ausgeschaut hat. Dann schnell von daheim eine Reisbürste geholt und das Kriegerdenkmal so fest mit Ata geputzt, dass der Granit wieder ausgeschaut hat wie neu.
Tät sich die Gucki eigentlich beim Fräulein Aistleitner bedanken müssen. Weil sie ihre Speibe gar so fein säuberlich wegputzt. Weil nämlich die Kripo in Linz unten die DNA von der Gucki gespeichert hat. Weil man sie ja schon einmal als Mörderin verdächtigt hat. Vor zwei Jahren. Wie sie in St. Moritz einen Bordellbesitzer abgemurkst haben. Hat die Kripo damals aber Pech gehabt. Die Gucki nämlich ein bombensicheres Alibi.
Gut – ein Alibi hätte sie diesmal auch. Die Altenpflegerin kann ja erst nach dem ganzen Gratulations- und Herzinfarkt-Theater umgebracht worden sein. Und da war die Gucki mit der Renate in der Redaktion. Und nachher war sie tarockieren. Nur: Wie sollte sie erklären, was sie um vier in der Früh mit einer kopflosen Leiche samt Kopf am Friedhof von St. Anton gemacht hat? Und wie sollte sie erklären, dass sie ein wichtiges Beweisstück unterschlagen hat? Die Mordwaffe nämlich.
Aber heute erklärt die Gucki der Kripo sowieso nix mehr. Der Einzige, dem sie was erklärt, ist der Turrini. Dass sie jetzt ins Bett geht, erklärt sie ihm. Der versteht das sogar. Ist an so einem diesigen Regentag sowieso das Gescheiteste! Und schon liegen die zwei im Bett wie ein
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