Turrinis Bauch - Kriminalroman
herumstierln. Hat die Gucki zur Arbeit im Altersheim gleich auch noch eine Nebenbeschäftigung. Dass sie nicht wieder auf blöde Gedanken kommt. So von wegen der Sinn des Lebens und dergleichen. Seelenfrieden also wieder geritzt.
Der Fußballabend ist jetzt aber auch geritzt. Brasilien hat gewonnen – der Fuzzi hat verloren. Das Fassl Bier, das gerade in Rekordzeit ausgetrunken wird: Wird nicht mehr lang dauern – und fünfundzwanzig Liter Bier sind gar. Die Brote sind sowieso schon weg. Ein ganzer Weißbrotwecken mit einem gagerlgelben Eiaufstrich. Selber gemacht. Und auf jedem Brot dann noch ein B aus Schnittlauch. Hat sich die Gucki wirklich was angetan. Von wegen brasilianische Nationalfarben. Hat aber nix genutzt. Weil die Brasilianer trotzdem hundsmiserablig gespielt haben.
Fühlt sich der Fuzzi natürlich als moralischer Sieger. Und husst die Gucki auch schon in die nächsten Wetten hinein. Aber diesmal wettet er gleich auf Sieg. Auf Elfenbeinküste und auf Portugal. Die nächsten Gegner von Brasilien. Bleibt der Gucki nichts anderes über, als dass sie dagegen wettet. Auf Brasilien. Weil du dich als echter Fan zwar über deine Mannschaft grün und blau ärgern kannst, aber treu – treu musst du ihr trotzdem bleiben!
Glücklicherweise wird jetzt das Thema Fußball endgültig vom Tisch gewischt. Da liegen nämlich schon die Tarockkarten. Schließlich ist Dienstag. Und am Dienstag wird in der Meierhansl-Hütte tarockiert. Da kann Fußball-Weltmeisterschaft sein, da kann die Welt untergehen, da kann sein, was da will – am Dienstag wird tarockiert!
Muss ich vielleicht doch einmal was über die Meierhansl-Hütte sagen. Warum wird in so einer Hütte tarockiert – und nicht in einem Wirtshaus? Oder in einem Wohnzimmer? Beim Fuzzi oder bei der Gucki – zum Beispiel? Hätten ja alle zwei sturmfreie Bude – wie es so schön heißt. Während beim Johnny die Frau schimpfen könnt, beim Maxi und beim Gerri aber die Eltern. Wegen dem vielen Bier, das halt einmal zum Tarockieren dazugehört wie das Amen zum Gebet.
Nein, der Grund, warum akkurat in der Meierhansl-Hütte tarockiert wird, ist ein historischer. Sind die Nachbarbuben, die auch schon alle über vierzig sind – nur der Maxi ist grad einmal dreißig – sind also die Nachbarbuben wirklich noch Buben gewesen. So dreißig Jahre wird das jetzt her sein. Da haben sie auch schon am Waldrand eine kleine Hütte gebaut. Sind ja geschickt, unsere Buben. Auch was das Bretter- und Nägelstehlen angeht. Muss das Häuselbauer-Gen sein, das der Mühlviertler einfach im Blut hat.
Und im Lauf der Jahre ist dann diese allererste Hütte zu einem wahren Palast ausgebaut worden. Mit allem Drum und Dran. Betoniertes Fundament, Tisch mit Eckbank, Ofen, Kühlschrank, Radio, Fernseher – einfach alles, was ein junger Mann braucht. Außerdem hat der Fuzzi jedes Jahr pünktlich am 1. Jänner den neuesten Pornokalender von der VA Tech aufgehängt.
Und dann ist die Hütte eines Tages abgebrannt. Mitten im schönsten Tarockieren. Grad dass die Gucki und ihre Nachbarbuben noch hinausgekommen sind, bevor der Dachstuhl heruntergekracht ist. Praktisch im allerletzten Moment. War aber kein Konstruktionsfehler – etwa ein überhitztes Ofenrohr –, sondern eindeutig Brandstiftung. Hat damit zu tun gehabt, dass die Gucki wieder einmal in einem Mordfall ermittelt hat. Spar ich mir aber eh. Ist ja viel zu lang, die ganze Geschichte. Interessieren tut uns nur, dass die Meierhansl-Hütte bis aufs Fundament niedergebrannt ist.
Haben die Nachbarbuben halt ein paar Mal bei der Gucki tarockiert. War eh gemütlich. Hat sogar jedes Mal was zum Essen gegeben. Und einen Whiskey natürlich auch. War aber trotzdem nicht das, was die Nachbarbuben gewohnt waren. Halt nicht die Meierhansl-Hütte!
Was tun? Keine Frage! Jeder nimmt eine Woche Urlaub. Auch die Gucki. Und in kürzester Zeit steht genau an derselben Stelle, wo die Hütte immer gestanden ist, eine Nobel-Hütte wie aus dem Bilderbuch. Fußboden und Wände isoliert, das Dach aus Ziegeln statt aus Teerpappe, statt dem Radio ein Batzen CD -Player mit protzigen Boxen, statt dem Uralt-Fernseher ein Flachbildschirm mit Satelliten-Schüssel, und auch der Kühlschrank ist noch größer wie der alte.
Das Einzige, was fehlt, ist ein Minarett. Hat die Gucki vorgeschlagen, direkt neben der Hütte ein schlankes Minarett zu bauen, von dem der Fuzzi dann jeden Dienstag Punkt acht „Zeit zum Tarockieren, Ihr Arschlöcher!“ plärren kann. Hat man
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