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Turrinis Bauch - Kriminalroman

Turrinis Bauch - Kriminalroman

Titel: Turrinis Bauch - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Friedrich Altmann
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dann aber doch bleiben lassen, das Minarett. Vorsichtshalber. Weil man den Bürgermeister nicht provozieren wollte.
    Schließlich verfügt die Meierhansl-Hütte wie alle anderen Hütten – so an die zwanzig Hütten werden es in ganz St. Anton schon sein – über keine Baugenehmigung. Müssen sie halt schweren Herzens auf ihr Minarett verzichten. Obwohl es schon gut ausgeschaut hätte, wenn sie da auf der Spitze statt einem Halbmond die Sat-Schüssel montiert hätten.
    „Ja, Kruzitürken noch einmal!“, wird man jetzt sagen. „Da können wir uns lang und breit eine ganze Hütten-Baugeschichte anhören, statt dass wir endlich erfahren, wie die Gucki den Mörder schnappen will!“
    „Nur mit der Ruhe!“, sag ich dann aber. Momentan passiert sowieso nix. Außer dass tarockiert wird. Aber grad das Tarockieren bringt die Gucki auf eine Idee. Wie sie einen Dreier spielt. Wie ihr beim Aufstecken eine Karte hinunterfällt. Sehen die anderen die Karte und wissen jetzt, dass sie den Karo-König hat.
    Spielt der Johnny natürlich Karo . Dass er der Gucki den König herausholt. Und weil es beim ersten Mal nicht klappt, probiert er es noch einmal. Und noch einmal. Haut aber nicht hin. Weil ja die Gucki noch drei andere Karo hat. Und zum Schluss haben die anderen alle ihre Tarock verklescht – und die Gucki bringt ihren König heim.
    Bringt der Gucki nicht nur sechs Euro zwanzig pro Mann und Nase – bringt die Gucki auch auf eine Idee. Sie muss den Mörder nur ein bisserl in ihre Karten schauen lassen – dann wird er schon reagieren. Und womöglich einen Spielfehler machen. Statt dem Karo-König bringt sie auf der nächsten Titelseite der Mühlviertler Nachrichten ein Foto von einem Kreuz samt Ketterl. Das Kreuz, das die Alena dem Mörder im Todeskampf heruntergerissen hat. Eh so ein winziges Kreuzerl, aber aufgeblasen auf eine ganze Seite. Und dazu eine boshafte Schlagzeile:
    Bricht ein Kreuzerl
    dem Mörder das Kreuz ?

XI
    Verwoataglt kann alles Mögliche heißen – nur nichts Gutes! Weil dagln schiach schreiben beziehungsweise kritzeln heißt. Wobei das natürlich relativ ist, was du als schiach betrachtest. Die Frau Volksschullehrerin findet es schiach, wie der Patrick in seinem Hausübungsheft herumschmiert – die Mama vom Patrick wiederum findet die Korrekturen, die die Frau Lehrerin mit roter Tinte hineinkritzelt, schiach. Verwoataglt ist dem Patrick sein Hausübungsheft aber auf jeden Fall.
    Das ist aber jetzt nur eine von den vielen möglichen Bedeutungen. Weil verwoataglt praktisch in jedem Zusammenhang verwendet werden kann. Also nicht nur bei Schulheften, sondern auch bei anderen Dingen. Sagen wir einmal: Ein Golf GTI , den es dreimal überschlagen hat, ist auch ziemlich verwoataglt .
    Funktioniert bei Menschen genauso. Weil verwoataglt nichts anderes heißt als mutwillig verunstaltet . Damit mein ich aber nicht die Tätowierten oder die mit dem komischen Eisen im Gesicht oder im Nabel oder sonst wo – damit mein ich jetzt niemand anderen als die Gucki.
    Na, sowas von verwoataglt ! Schreckt sich direkt, wie sie jetzt in den Spiegel schaut. Aber schon so verwoataglt , dass ihr nichts anderes übrigbleibt, als dass sie sich wieder einmal den drei berühmten existenziellen Fragen stellt.
    „Wer bin ich?“
    Das weiß sie schon. Mit Ach und Krach halt: „Eine Provinzjournalistin mit einem Mordstrumm Kater.“
    „Woher komme ich?“
    „Keine Ahnung! Aber auch schon nicht die geringste Ahnung!“
    „Wohin gehe ich?“
    Antwort: „Aufs Klo. Aber auf der Stelle! Speiben.“ Aber schon so derartig, dass dir ein Reiher daneben wie ein Lercherl vorkommt.
    Ein schaurig-schönes Bild – wenn du mich fragst: abstoßend und doch obszön! Wenn es keine Klomuschel wär, sondern ein Marterl, das die Gucki da auf Knien umschlungen hat, könnt man direkt meinen, dass das Ganze eine religiöse Szene ist: Die nackte Sünderin bereut ihre Freveltaten!
    Nur: welche Taten? Die Gucki kann sich beim besten Willen an nichts mehr erinnern. Aber schon an gar nichts! Wie wenn sie sich bei den Heimbewohnern in St. Hans angesteckt hätte. Die ja auch alle miteinander ziemlich vergesslich sind.
    Nach zehn Minuten unter der Dusche – abwechselnd brennheiß und eiskalt, wobei die Gucki eigentlich keinen Unterschied merkt – nach zehn Minuten also fällt ihr immerhin ein bisserl was ein. Weiß sie wenigstens, wo sie ist: irgendwo im Weinviertel. Das ist doch schon einmal was!
    Aber nicht dass jetzt wer glaubt, dass die Gucki wegen

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