Turrinis Bauch - Kriminalroman
sie wissen, ob auch die Milena gestrippt hat. Braucht ja nur ihre Telefonnummern. Der Pezi kriegt dann schon heraus, ob die auch von dem einen oder dem anderen Bürgermeister angerufen worden ist.
Für heute hat sie allerdings von der Mörderjagd genug. Genauso wie von Bestechungsversuchen. Lässt den Holzinger einfach stehen, wie er ihr zweihundert Euro aufdrängen will: „Dafür, dass nix in der Zeitung steht!“
Trotzdem kommt dieser Abend den Herrn Bürgermeister noch ziemlich teuer zu stehen. Wie er nämlich zum Bankomaten von der Raika Blumenthal fährt, damit er dieser Journalistin fünfhundert Euro anbieten kann, erwischt ihn doch glatt der Raffl. Und der Herr Bezirksinspektor lasst einen jeden blasen. Ob es jetzt der Landeshauptmann von Oberösterreich oder der Bürgermeister von Blumenthal ist. Wird es nichts mehr mit dem Journalistinnen-Bestechen. Mit 2,1 Promille ist das Trillinger Feuerwehrfest für den Herrn Bürgermeister ziemlich vorbei.
Und das ist ja noch gar nicht das Schlimmste, was dem Holzinger Bertl passiert ist! Acht Tage später – er kommt grad von der Kirchen und will sich gemütlich zum Frühschoppen setzen – trinken kann er heute, so viel er will, weil er ja eh keinen Führerschein mehr hat – da legt ihm auf einmal ein baumlanger Kerl, den er noch nie gesehen hat, die Hand auf die Schulter und sagt nicht: „Grüß Gott, Herr Bürgermeister!“ Sondern: „Holzinger, du bist verhaftet!“
Ganz deppert ist der Bertl aber auch nicht. Drum macht er jetzt nicht von seinem Recht Gebrauch, einen Anwalt anzurufen. Lieber ruft er da seine Mitbürger an: „Männer, helft’s mir!“
Da nutzt dem Rammer weder sein Kripo-Ausweis noch seine Nahkampfausbildung noch seine Pistole was. Bei einem Frühschoppen im Gasthaus Gossenreiter , da sitzen mindestens vierzig gestandene Männer in der Gaststube. Die lassen ihren Bürgermeister nicht im Stich. Schon gar nicht, wenn da ein Fremder einfach so hereinschneit. So ist es dann auch der Taubinger Pepi – als Fraktionsführer der SPÖ im Gemeinderat an sich der erbittertste politische Gegner vom Herrn Bürgermeister – ist es also der Pepi , der dem Rammer als Erster eine antaucht. Weil Politik hin – Politik her: Ein Fremder braucht sich bei uns nicht aufpudeln!
Wird es ein ziemlich ein ungemütlicher Frühschoppen für den Rammer. Weil ihn die Blumenthaler nicht einfach bei der Wirtshaustür hinausschmeißen, sondern schon halbwegs zurichten. Und damit ist jetzt nicht nur der neue Anzug gemeint. Sondern der ganze Rammer.
Wie ihn die Helli dann am nächsten Tag im Landeskrankenhaus Freistadt besucht, ist er noch immer völlig durcheinander. Kann nichts über den Tathergang berichten und murmelt nur sinnloses Zeug wie: „Rache für den Rammer! Her mit der Cobra !“ Und sackt dann gleich wieder in eine gnädige Bewusstlosigkeit zurück.
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Wiglwogl ist ein Wort, das man nicht lang erklären braucht. Ist ja eh klar, was damit gemeint ist. Einer, der im Wiglwogl ist, weiß nicht, was er tun soll, weil er zwischen zwei Möglichkeiten hin und her schwankt: hin und her – und her und hin! Gibt eigentlich kein hochdeutsches Wort dafür. Eines, das die lähmende Aussichtslosigkeit von so einem Zustand auch nur annähernd beschreiben könnte. Zumindest ich kenn kein so ein Wort. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass mir das ganze Hochdeutsch von Haus aus wurscht ist.
Auf jeden Fall ist die Gucki momentan in einem ziemlichen Wiglwogl . Soll sie jetzt über den Mühlviertler Mörder nachdenken – oder über den brasilianischen Fußball? Was für ein Motiv hat ihr Mörder, dass er gleich zwei slowakische Altenpflegerinnen umbringt? Was für ein Motiv haben ihre Brasilianer, dass sie gar so deppert spielen?
Weil: Dienstag, 15. Juni 2010. Ist gleich: die Gucki mit ihren Nachbarbuben in der Meierhansl-Hütte. Wo ausnahmsweise nicht die Tarockkarten regieren, sondern der Fußball: Brasilien–Nordkorea .
Die Gucki natürlich im gelb-grünen Leiberl der brasilianischen Nationaldress, der Fuzzi dafür gagerlgelb im Gesicht. Aber nicht, weil er es auf der Leber hat, was bei seinem Lebenswandel kein Wunder wär – der Fuzzi ist nur im Gesicht gelb angemalt. Da gibt es so ein Schminkzeug, wenn du im Fasching als Chinese gehen willst. Mitsamt selbstklebendem Schnurrbart. Steht dem Fuzzi wirklich gut!
Kann sich die Gucki natürlich eine boshafte Bemerkung nicht verkneifen: „Von der Größe her gehst du als Koreaner glatt durch!“
„Du aber
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