TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
meinte der Kerl es ernst.
Kyla wich weiter zurück und warf einen kurzen Blick über die Schulter. Die schmale Gasse endete an einer Wand, hier gab es kein Entkommen. Entschlossen straffte sie die Schultern und biss die Zähne zusammen. Sie würde sich ihren Weg freikämpfen müssen, auch wenn sie unbewaffnet war. Doch das sollte kein Problem sein, nicht umsonst hatte sie monatelang hart mit den SEAL s trainiert. Ohne Vorwarnung trat sie zu und traf den Arm des Mannes. Schmerzerfüllt grunzte er auf, das Messer klapperte auf den Boden. Er murmelte etwas, das sie nicht verstehen konnte und griff sofort wieder an. Eine seiner Fäuste erwischte ihre Rippen, und sie sog scharf den Atem ein. Verdammt, das tat weh, auch wenn ihr Oberkörper durch Pullover und Jacke etwas gepolstert war.
Sie legte nach, doch der Verbrecher blockte ihren Schlag ab und schob sie zurück. Unvermittelt stolperte sie über etwas, das am Boden lag, und kippte nach hinten. Bevor sie sich abfangen konnte, schlug sie mit dem Hinterkopf an die Wand. Vor Schreck biss sie sich auf die Zunge und schmeckte Blut. Gleichzeitig schoss ein stechender Schmerz durch ihren Kopf und weckte erneut ihre Wut. Der Mistkerl bückte sich nach seinem Messer, und Kyla wollte sich auf ihn stürzen, wurde aber im letzten Moment von einer Hand an ihrem Arm aufgehalten. Der Griff war fest, aber nicht schmerzhaft.
Kyla wirbelte herum, um die neue Bedrohung zu beseitigen, auch wenn das einen scharfen Stich in ihrem Kopf auslöste. Durch die Dunkelheit konnte sie nichts von ihrem neuen Angreifer erkennen, außer, dass er größer und schlanker war als sein Kumpan. Sein Griff aber deutete eine Kraft an, mit der sie es nicht aufnehmen konnte. Allerdings wusste er nicht, dass sie einige Tricks beherrschte, wie sie auch mit größeren und stärkeren Gegnern fertig werden konnte. Doch bevor sie handeln konnte, stieß ihr Gegenüber einen Fluch aus, zog hart an ihrem Arm und schleuderte sie hinter sich.
Mit Mühe hielt sie sich auf den Beinen und machte sich bereit, ihn erneut anzugreifen. Doch er beachtete sie gar nicht, sondern war damit beschäftigt, ihren ersten Angreifer zu bekämpfen. Mit offenem Mund sah sie zu, wie er die wilden Stiche mit dem Messer scheinbar spielerisch parierte und seinerseits mit Schlägen und Tritten den anderen Mann in Bedrängnis brachte. Sie sollte ganz schnell von hier verschwinden, solange die beiden Männer miteinander beschäftigt waren, aber sie schaffte es nicht. Wenn sie ganz ehrlich war, faszinierten sie die fließenden Bewegungen des Neuankömmlings. Irgendwie kamen sie ihr bekannt vor, aber sie kam nicht darauf, wo sie sie schon einmal gesehen haben könnte. Vielleicht bei einem der SEAL s.
Als könnte der Fremde spüren, dass sie ungeduldig auf das Ende der Auseinandersetzung wartete, nahm er seinem Gegner mit einem gezielten Schlag das Messer ab und schickte ihn zu Boden. Wie angewurzelt stand Kyla da, während er sich langsam zu ihr herumdrehte. Ein schwacher Lichtschein drang von der Straße in die schmale Gasse, doch er reichte nicht aus, um mehr von dem Fremden zu erkennen. Doch sie glaubte beinahe, seinen Blick auf sich zu fühlen. Sie hob das Kinn und weigerte sich, zurückzuweichen.
»Geht es dir gut?« Seine Stimme war leise, beinahe tonlos.
»Ja. Aber ich hätte das auch alleine hinbekommen.«
Einen Moment lang herrschte Stille und Kyla überlegte, ob sie vielleicht doch ein wenig mehr Dankbarkeit hätte zeigen sollen. Doch das konnte in dieser Situation keiner von ihr verlangen: Es war spät, sie war hungrig, müde und völlig durchnässt, und sie hatte weder darum gebeten überfallen, noch gerettet zu werden. Sie kniff die Augen zusammen und starrte den Mann an. Lachte er etwa über sie? Ohne ein weiteres Wort drängte sie sich an ihm vorbei und verließ die Gasse. Sollte sich der Kerl doch um den Verbrecher kümmern, sie wollte nur noch ihr Essen haben und schlafen gehen.
Auf der Straße angekommen, hob sie ihren Schirm auf, der sich zwischen zwei Autos verklemmt hatte und marschierte los. Erst als sie wieder auf der Hauptstraße war und in einiger Entfernung das McDonald’s-Zeichen leuchten sah, fiel ihr auf, dass der Fremde mit ihr Englisch geredet hatte. Abrupt blieb sie stehen. Er wusste, wer sie war! Entweder war er ihr vom Hotel aus gefolgt, oder er kannte sie. Kyla schloss die Augen und ließ seine wenigen Worte noch einmal Revue passieren. Sein Englisch war völlig akzentfrei gewesen. Die vertraute Art, wie
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