TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
er sich bewegt hatte, diese typische Belustigung, die sie zu erkennen geglaubt hatte … Nein, das konnte nicht sein. Hamid war sicher gerade irgendwo in Afghanistan, nicht in Deutschland.
Das Blut wich aus ihrem Kopf, als sie sich daran erinnerte, dass er ihr im Krankenhaus in Deutschland eine in deutscher Sprache verfasste Nachricht hinterlassen hatte. Konnte es wirklich sein, dass er hier war? Aber warum hatte er sich nicht zu erkennen gegeben? Kyla stieß ein wütendes Schnauben aus. So wie in Afghanistan, wo er sie die ganze Zeit hatte glauben lassen, er wäre ein Verbrecher? Langsam setzte sie sich wieder in Bewegung. Vielleicht hatte sie sich die Ähnlichkeit auch nur eingebildet, so wie in der ersten Zeit, in der sie ständig geglaubt hatte, überall Hamid zu sehen. Sie biss die Zähne zusammen und zwang sich, nicht mehr daran zu denken.
Während sie auf den McDonald’s zueilte, glaubte sie erneut, beobachtet zu werden, doch immer wenn sie sich umdrehte, war nichts zu sehen. Wenn ihr fremder Helfer noch in der Nähe war, gab er sich sehr viel Mühe, nicht entdeckt zu werden. Trotzdem kam sie sich seltsam beschützt vor, so als würde er aus der Ferne über sie wachen.
4
Als Kyla aufwachte, drang Licht in das Zimmer und sie blinzelte verwirrt in die Helligkeit. Trotzdem blieb ihre Sicht unscharf. Genervt pustete sie ihre Haare aus dem Gesicht und sah sich in dem Raum um. Zum ersten Mal beachtete sie die Zimmerausstattung und war angenehm überrascht, wie modern alles wirkte. Als Letztes blickte sie zur Lichtquelle und erkannte, dass es die Sonne war, die durch die offenen Vorhänge ins Zimmer fiel. Das bedeutete, heute war das Wetter besser – und es musste schon ziemlich spät sein. Ein Blick auf den Radiowecker zeigte ihr, dass sie sich beeilen musste, wenn sie noch pünktlich zu ihrem Termin mit dem Agenten kommen wollte.
»Verdammt!« Rasch setzte sie sich auf und stöhnte, als sich Kopfschmerzen bemerkbar machten. Vorsichtig tastete sie ihren Hinterkopf ab und zuckte zusammen, als sie auf eine dicke Beule stieß. »Au.« Sie ließ ihre Hände sinken und schaute sich noch einmal um. Ihre nasse Kleidung hing auf Bügeln verteilt im Zimmer und auf dem Tisch lagen noch die McDonald’s-Verpackungen. Es war also kein seltsamer Traum gewesen, jemand hatte sie tatsächlich überfallen. Unglaublich! Ihre erste Reise nach Deutschland und schon wurde sie Opfer eines Verbrechens. Ob hier so was öfter vorkam, oder war es nur Zufall, dass gerade sie auf einen Idioten gestoßen war, der meinte, sie ausrauben zu müssen?
Kyla stützte die Ellbogen auf ihre Oberschenkel und rieb heftig über ihr Gesicht. War ihr wirklich Hamid in der Gasse zu Hilfe gekommen, oder hatte sie sich die Ähnlichkeit nur eingebildet? Letzteres wohl eher. Es gab keinen Grund für Hamids Anwesenheit hier. Er konnte gar nicht wissen, dass sie gerade hier war und wo sie übernachtete, schließlich war das alles erst kurz vorher gebucht worden. Außerdem hatte er schon in Afghanistan deutlich gemacht, dass er nichts mit ihr zu tun haben wollte. Oder spätestens im Krankenhaus in Deutschland – sofern er das gewesen war. Resolut schob sie den Gedanken beiseite und stand auf.
Barfuß tappte sie durch den Raum ins Bad. Absichtlich vermied sie einen Blick in den Spiegel, bis sie geduscht und sich die Haare gekämmt hatte. Die dunklen Augenringe sprachen Bände, aber mit ein wenig Schminke war der Schaden schnell behoben. Sie wählte absichtlich die Geschäftsvariante, denn sie wollte bei diesem Bundesnach… was auch immer ernst genommen werden. Auf ihren Rippen prangte ein bläulich schimmernder Bluterguss, der bei jeder Bewegung schmerzte. Glücklicherweise schienen aber die Rippen selbst nicht in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, wie sie nach ein paar vorsichtigen Drehungen erleichtert feststellte.
Zurück im Zimmer öffnete sie ihren Koffer und holte eine Hose und einen schlichten Blazer heraus, die beide glücklicherweise nicht allzu verknittert waren. Nach einem Blick auf die Uhr schlüpfte sie schnell in ihre Kleidung und zog die hochhackigen Schuhe an, die sie gleich ein Stück größer machten. Heute würde sie jeden Zentimeter davon brauchen. Eigentlich war sie es nicht gewöhnt, in offizieller Mission unterwegs zu sein. Weder als SWAT -Mitglied, noch als TURT / LE hatte sie jemals als offizielle Vertreterin ihrer Einheit Gespräche geführt. Ein weiterer Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie gerade noch pünktlich kommen
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