TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
Finger auf ihre Lippen. »Nicht so laut. Ich weiß, dass du das Gefühl hast, dort sein zu müssen, das hätte ich an deiner Stelle auch. Aber das heißt nicht, dass es auch wirklich sinnvoll ist, dich dem auszusetzen und möglicherweise auch noch in Gefahr zu bringen.«
»Aber ich kann nicht einfach zu Hause sitzen und die Hände in den Schoß legen, wenn dieser Verbrecher frei ist.«
Chris lächelte. »Das weiß ich, und genau deshalb sind wir hier.«
Da ein dicker Kloß ihre Kehle blockierte, nickte sie lediglich. Warum musste der einzige Mann, der sie wirklich zu verstehen schien, so weit entfernt leben? Es war einfach ungerecht. Jade hatte Hawk wenigstens direkt vor ihrer Nase. Sofort setzte ihr schlechtes Gewissen ein, weil sie wusste, was Jade durchgemacht hatte und wie schwer es ihr fiel, wieder in ein normales Leben zurückzufinden. Und Hawk hatte dabei das Nachsehen, weil er Jade immer noch liebte, sie ihn aber nicht mehr an sich heranließ. Vielleicht würde es ihm bei dem Trip in den Osten gelingen, durch Jades Abwehr zu brechen und ihr zu zeigen, dass sie noch lieben konnte. Kyla wünschte es ihr von ganzem Herzen. Mit geschlossenen Augen lehnte sie ihren Kopf an die Rückenlehne und versuchte zu schlafen. Dummerweise gelang ihr das trotz Chris’ beruhigender Nähe auch diesmal nicht.
Kurz darauf wurde das Frühstück serviert, und sie gab den Versuch auf. Zu allem Überfluss begann auch noch die Wunde an ihrem Hals zu jucken, und das Dröhnen der Flugzeugmotoren verursachte ihr Kopfschmerzen. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie öffnete ihren Gurt und stand auf.
Sofort blickte Chris vom Bildschirm auf. »Wo willst du hin?«
Kyla beugte sich zu ihm hinunter und sprach direkt in sein Ohr. »Wenn du das wissen willst, komm mit.«
Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Ich denke nicht, dass …«
Sie löste die Schnalle seines Gurtes, und ihre Finger strichen dabei versehentlich über seinen Schaft. Chris sog scharf den Atem ein, sein Blick bohrte sich in ihren. Kyla spürte, wie ihre Wangen warm wurden.
»Kyla …«
Abrupt drehte sie sich um und marschierte den Gang entlang zu den Toiletten. Sie brauchte jetzt dringend einen Moment ganz für sich. Sie hatte sich geirrt, es wäre besser gewesen, wenn sie sich in Deutschland von Chris verabschiedet hätte. Dann hätte sie endlich mit der ganzen Sache abschließen und wieder zu ihrem normalen Leben zurückfinden können. Immerhin gab es jetzt kein großes Geheimnis mehr, sie wusste, wer er war und warum er sie in Afghanistan gerettet hatte. Fall erledigt, und sie konnte sich anderen Dingen zuwenden. Wenn es nur so einfach wäre …
Kyla trat in einen Toilettenraum und schob die Tür hinter sich zu. Bevor sie jedoch den Riegel vorschieben konnte, wurde sie von außen aufgestoßen. Erschreckt zuckte sie zurück und konnte gerade noch einem Zusammenstoß entgehen.
Chris schob sich in den winzigen Raum und verriegelte die Tür hinter sich, ohne den Blick von ihr abzuwenden. »Also gut, willst du mir erzählen, was das Ganze soll?«
»Nichts, ich wollte nur …«
Als sie nicht weitersprach, hoben sich seine Augenbrauen. »Was? Einen Quickie in der Flugzeugtoilette?«
Kyla starrte ihn mit offenem Mund an. »Nein!« Sie sah sich um, aber es gab keinen Ausweg, da Chris die Tür blockierte. »Igitt, einen unromantischeren Ort kann ich mir kaum vorstellen. Ich glaube nicht, dass ich hier in Stimmung kommen könnte, ganz zu schweigen davon, dass es viel zu eng für irgendwelche körperlichen Verrenkungen ist.«
Sein Mundwinkel hob sich. »Du wärst überrascht.«
»Ehrlich, du hast das schon mal gemacht?«
Diesmal grinste Chris offen. »Nein. Ich sagte nur, dass alles möglich ist, wenn man es nur genug will.«
»Oder verzweifelt genug ist.«
»Oder das.« Chris wurde ernst. »Sagst du mir jetzt, was los ist?«
Kyla sank ein wenig in sich zusammen. »Der lange Flug macht mich nervös.«
Als sie nichts weiter sagte, hakte er nach. »Das ist alles?« Zögernd blickte Kyla sich in dem kleinen Raum um. Ein Finger legte sich unter ihr Kinn und zwang sie, Chris’ Augen zu begegnen. »Wir haben nicht viel Zeit, bevor jemand an die Tür hämmert. Wenn du etwas zu sagen hast, dann tu es jetzt.«
Kyla straffte die Schultern. »Du hast mir vorhin nicht geantwortet. Was willst du von mir, Chris?«
Er stieß einen rauen Laut aus. »Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen. Ich weiß nur, dass mich irgendetwas drängt, in deiner Nähe zu
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